Autor:
Lesedauer ca. 3 min.

Noise Raid – Cosmic Radiation

Künstler:

Noise Raid

Herkunft:

München, Deutschland

Bandmitglieder:

Lilith Glossner (Gitarre)
Andreas Kirchermeier (Gitarre)
Lars Nockenberg (Bassgitarre)
Etienne Llau (Schlagzeug)

Link:

Album:

Cosmic Radiation

Genre:

Progressive Rock, Post Rock, Post Metal, Instrumental

Erscheinungsdatum:

16.09.2022

Tracklist:

1. Homunkulus
2. Untrue Bypass
3. Coronae On Miranda
4. Falcon In The Gloomy Sky
5. Enucleator
6. Range
7. Black Fog
8. Ozelot
9. Snake River
10. Destroying Everything Seems Like The Best Option
11. Würgegriff
12. Solstice
13. Homunkulus (Alternative Mix)
14. Falcon In The Gloomy Sky (Alternative Mix)
15. Würgegriff (Alternative Mix)

Nachdem das bayrische Quartett Noise Raid schon zwei Songs vom Album Cosmic Radiation veröffentlicht hat, ist es jetzt endlich soweit, dass das Gesamtwerk das Licht der Welt erblickte. Eine Vorpremiere gab’s bereits auf YouTube, jetzt ist Cosmic Radiation auch auf allen Streamingplattformen verfügbar und kann auf der Bandcamp-Seite von Noise Raid bestellt werden. Zur Band selbst hatte ich ja schon was in unseren News zur Debütsingle Homunkulus und zur zweiten Single Falcon In The Gloomy Sky geschrieben, also wenden wir uns doch gleich mal den 78 Minuten zu, auf die es Cosmic Radiation bringt.

Der Bandname Noise Raid passt schon sehr gut zu dem musikalischen Output des Quartetts. Noise = Geräusch, Raid = Überfall, Angriff. Und auch die bandeigene Beschreibung auf der Bandcamp-Seite kann ich unterschreiben: “Noise Raid is music filled with emotions, an edge, a lot of effects and definitely not in need of lyrics or a singer.” Die “effects” kann man dabei sowohl auf die Effekte beziehen, mit denen speziell die beiden Gitarristen Lilith und Andreas arbeiten, aber auch auf die Effekte, die eintreten, wenn Noise Raid sich mal wieder auf andere Genres beziehen und diese wie selbstverständlich in ihre Songs einflechten. Das sind dann mal relativ naheliegende, wie Rock oder Punk Rock, sie können aber auch mal vollkommen überraschend daherkommen, wie Jazz oder Reggae. Diese Parts sind manchmal ziemlich kurz, können aber auch mal länger aus den Boxen schallen.

Auf Cosmic Radiation gibt’s außerdem noch drei Alternative Mixe, die 15 Minuten der gesamten Spielzeit beanspruchen. Um da die großen Unterschiede zur Originalversion zu hören, muss man aber wohl das Gehör eines Musikers haben. Für mich klingen die Remixe im Grunde nur etwas “blasser”, fast wie eine Mono-Aufnahme. Sehr bemerkenswert finde ich auch einige der Songtitel, z. B. Destroying Everything Seems Like The Best Option oder Würgegriff. Wer kennt das Gefühl nicht, dass es wahrscheinlich am besten wäre, mit einem großen Rundumschlag einfach mal alle Gegenstände um einen herum zu zerstören? Wenn ich solche Szenen in Videos oder Filmen sehe, beneide ich jedenfalls oft diejenigen, die sich da an der Einrichtung austoben durften. Der Song selbst kommt allerdings gar nicht so zerstörerisch daher sondern ist im Gegenteil einer der Tracks, die man noch am ehesten als Post Rock bezeichnen könnte.

Bei Reviews zu Post Rock-Alben tue ich mich zugegebenermaßen immer etwas schwer. Und Noise Raid machen es mir mit den 12 regulären Tracks auch nicht gerade leichter. Denn die vier lassen sich eigentlich immer irgendwas einfallen, wo ich dann denke “uih, sehr cool”. Und da sich die Songs, bis auf zwei Tracks, nämlich Falcon In The Gloomy Sky und Destroying Everything Seems Like The Best Option, irgendwo um die fünf Minuten bewegen, geraten sie auch nicht in Gefahr, in ihren Songs ellenlange Passagen einzubauen, in denen sie sich nur mäandernd durch die Klanglandschaften bewegen. Aber selbst bei den beiden längeren Tracks umschiffen sie diese Klippe sehr geschickt. Klangtechnisch kommen sie meistens recht puristisch daher. Die von vielen Post Rock-Bands ja sehr oft eingesetzten, fast schon genretypischen Gitarreneffekte Reverb, Delay und wie sie alle heißen, finden auf Cosmic Radiation wenn überhaupt nur sehr selten statt. Auch Backingtracks zur Erweiterung des Klangspektrums gibt’s hier nicht zu hören.

Jetzt habe ich so viel geschrieben, was es bei Noise Raid nicht gibt, da wird es mal Zeit, sich dem zu widmen, was die Jungs liefern. Wie schon geschrieben, beschränken sie sich nicht nur auf Post Rock – oder vielleicht passender Progressive Rock. Sie machen gern auch mal Ausflüge in andere Genres. Bei Homunkulus unternehmen sie mal eine kurze Reise in den Punk Rock, die Riffs in Falcon In The Gloomy Sky scheinen direkt aus den 60ern / 70ern in unsere Zeit gesprungen zu sein. Enucleator – was ein Songtitel! – lässt uns mal kurz die Rastamähne schütteln, und beim folgenden Range muss man erstmal die halbe Strecke durch doomigen Morast waten, bevor die Jungs ordentlich Tempo aufnehmen und fast schon so etwas, wie Black Metal-Geschreddere und Blastbeats raushauen. Auch Ozelot schleicht sich zunächst mal vorsichtig an, kommt dann aber auch mit einer mächtigen Tempoverschärfung daher. Und trotz des von mir bereits erwähnten recht puristisch daherkommenden Sounds, haben die Songs von Noise Raid eine bemerkenswerte Dynamik. Wer auf Breitwandsound à la Audrey Fall, Oh Hiroshima oder sleepmakeswaves steht, muss sich hier umgewöhnen, aber es lohnt sich.

Unser Fazit

Dass Post Rock nicht gleich Post Rock ist, habe ich jetzt schon bei mehreren Reviews und auch während meiner diversen Konzertbesuche festgestellt. Von Ambient über Art Rock bis Psychedelic ist da alles möglich. Noise Raid bewegen sich eher im Bereich Instrumental Progressive Rock mit den entsprechenden Rhythmus- und Tempowechseln, präsentieren sich dabei aber nicht verkopft oder mit allzu viel technischem Gefrickel. Die Songs sind unterhaltsam und lassen mich öfters mal mit dem Fuß wippen.

Unsere Wertung

8.0 von 10.0

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mehr Reviews

Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.
Jetzt meldet sich das Quartett mit neuem Material zurück und hat am 16.02. die Single "Give It To Me" veröffentlicht.
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