Aus dem Norden von Baden-Württemberg, genauer gesagt aus Heidelberg, hat sich Joel bei uns gemeldet. Der wurde durch sehr positive Umbrüche in seinem Leben dazu inspiriert, seinen Gefühlen durch Musik Ausdruck zu verleihen. So hat er Anfang des vergangenen Jahres Steam Slicer ins Leben gerufen und hat mittlerweile auch schon Songs für ein komplettes Album fertig eingespielt. Die besten Parts davon finden sich auf der Debüt-EP Echoes Of Infinity, die mit ihren fünf Songs auf eine Spielzeit von ungefähr 28 Minuten kommt. In bester DIY-Manier ist diese EP entstanden, und nur das Mastering hat Joel in professionelle Hände übergeben. Das hat nämlich Jan Grimm Mastering übernommen. Ein musikalischer Neuling ist Joel beileibe nicht, er hat schon in einer Death Metal-Band gespielt und ist dann zum Metalcore gekommen. Inspirationen für seine Songs hat er unter anderem von Pantera, Gojira und Tool bezogen, da darf man gespannt sein.
An die letztgenannte Band habe ich schon nach den ersten Sekunden von Emerge gedacht. Der Song kommt auch von der Länge her an die Werke der Amerikaner ran und ist mit ungefähr 8:22 Minuten der längste Song der EP. Sehr mutig, so einen Monstertrack gleich an den Anfang zu stellen, aber der Mut zahlt sich aus. Joel weiß definitiv, wie Songwriting geht, wobei ich auch sagen muss, dass Menschen, die mit Tool nichts anfangen können, wohl auch mit dem Song eher nicht warm werden. Ich feire ihn definitiv ab! Lifelong klingt dann eher wie das Ergebnis einer heißen Liebesnacht zwischen Gojira und Tool, wobei ich mir zugegebenermaßen ein wenig mehr Gojira gewünscht hätte. Hier würden ab und an vielleicht auch mal ein paar Screams und Growls passen. Andererseits ist genau der relativ entspannt klingende Gesang von Joel neben der sehr starken Instrumentierung genau einer der Trademarks von Steam Slicer.
Intense Infinity ist der kürzeste Song vom Album und kommt ebenfalls mit einem starken Gojira-/Tool-Einschlag daher. Irgendwann gebe ich auf, ungefähr abzuschätzen, wie viele Spuren Joel für diesen Track wohl aufgenommen hat. Großartige Riffs! 💪 Die Tempoverschärfung zum Ende hin hätte aber auch gern noch was länger sein dürfen. Mit Alive hat Joel noch einen längeren Song auf die EP gepackt, knapp 7:40 Minuten ist der Track lang. Fast wie ein schamanisches Ritual klingt es erst einmal, da könnte ich glatt in Trance geraten. Und wie schon im Opener schafft es Joel auch hier, den Spannungsbogen immer wieder sehr straff zu ziehen und die Tool-Einflüsse sehr gekonnt immer mal wieder einzuweben, ohne, dass sie Überhand nehmen. Wobei ich tatsächlich allein schon wegen des Gesangsstils von Joel immer wieder an die Amerikaner denken muss. Aber die höre ich sehr gern, also alles gut. 😀
Ich weiß nicht, wie oft ich diese EP mittlerweile gehört habe, aber auch beim drölfzigsten Mal bin ich überrascht, dass mit Singularity schon der letzte Track ansteht. Dass ein Musiker, der vom Death Metal und Metalcore kommt, es schafft, Progressive Metal-Songs so zu schreiben, dass es nicht eine Sekunde langweilig wird, überrascht mich mittlerweile nicht mehr. Mein Finger schwebt jedenfalls mal wieder über der Play-Taste.
Da es von Steam Slicer bislang weder was auf Spotify noch auf YouTube gibt, füge ich hier den Link zur Bandcamp-Seite ein. Da kann man sich zwei der fünf Tracks schon anhören.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.