Autor:
Lesedauer ca. 4 min.

Papierflieger – Von Wegen

Künstler:

Papierflieger

Herkunft:

Rüsselsheim, Deutschland

Bandmitglieder:

Sabine Dittrich (Gesang)
Tim Falkenberg (Gitarre)
Boris Seifert (Bassgitarre)
Sebastian Dengler (Schlagzeug)

Link:

Album:

Von Wegen

Genre:

Alternative Metal

Erscheinungsdatum:

21.10.2022

Tracklist:

1. Welle
2. Geisterspiel
3. Himmel auf
4. Angst auf der Haut
5. Weiße Tauben
6. Licht sein
7. Heimweh
8. Träume, Liebe, Hoffnung (Remix/Master)
9. Alles neu (Remix/Master)
10. Machtlos (Remix/Master)

Als ich den Albumtitel des Debütalbums von Papierflieger zum ersten Mal hörte, habe ich erstmal überlegt, was sie damit nun meinen. Sind hier die Wege gemeint, die man im Laufe seines Lebens einschlägt (oder auch nicht), oder ist es doch eher die Erwiderung “von wegen!”? Je nachdem, wie man’s schreibt, ist die Bedeutung ja doch eine andere, und beide Möglichkeiten würden zu dem, was ich bislang schon vom Quartett gehört habe, passen. Aber die vier meinen die Wege, die man im Laufe des Lebens bildlich gesprochen zurücklegt. Diese Wege sind, wie auch die realen Wege so unterschiedlich wie nur was. Es gibt Wege, die führen zum Ziel, während sich andere als Irrweg herausstellen. Oft kreuzen sich die Wege mit denen anderer Menschen, und man geht den Weg gemeinsam mit ihnen weiter. Manchmal trennen sich aber auch gemeinsame Wege. Das ist das Leben, und genau darum geht es in den Songs von Papierflieger.

Zur Band selbst hatte ich ja bereits in unserer News zur ersten Single Himmel auf im Juni was geschrieben. Seit fünf Jahren gibt’s das Quartett, und nachdem sie bislang schon drei Singles von ihrem Debütalbum Von Wegen präsentiert haben, ist es jetzt soweit, dass der Countdown bis zur Veröffentlichung in die finale Phase geht. Insgesamt 10 Songs sind auf Von Wegen versammelt. Drei davon sind remixte/remasterte Versionen der Singles Machtlos (2019), Träume, Liebe, Hoffnung (2020) und Alles neu (2021). Die drei Songs haben Papierflieger aber ans Ende vom Album gestellt, los geht’s mit Welle. Und hatte ich ja noch zur dritten Single Heimweh geschrieben, dass das der härteste Song von Papierflieger ist, darf ich das jetzt korrigieren. Da startet das Album aber gleich mal mit einem richtigen Brett, und die vier schnuppern mit den krassen Riffs fast schon in den NUMetal rein. Ab und zu mal das Tempo verschleppt, kriegt die Instrumentenfraktion dann aber von Sabine einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten. Die will sich nämlich mitteilen und haut Sätze raus, die eigentlich erstmal sacken wollen. Aber keine Zeit, der Song läuft weiter, und im Gegensatz zur perfekten Welle, die ja vor fast 20 Jahren im Song der Band Juli Thema war, stellt sich die optimistisch veranlagte Sabine die Frage “Was ist, wenn die Welle bricht?”.

Geisterspiele hat’s besonders im Fußball ja immer wieder mal gegeben, und vor komplett leeren Rängen zu spielen, ist sicherlich für Niemanden ein Vergnügen. Um Sport geht es im Song Geisterspiel aber nicht, sondern um eine Freundschaft, die nicht gehalten hat. Auch hier halten Papierflieger den Härtegrad noch recht hoch und kommen sogar mit so etwas ähnlichem wie einem Breakdown um die Ecke. Für Himmel auf wird die Gitarre dann umgestimmt, denn Dropped-C passt nicht zu diesem Gute-Laune-Track. Chronologisch könnte er auch vor Geisterspiel stehen, denn in Himmel auf geht’s um die Freunde, die die dunklen Wolken vertreiben und bei einem bleiben, bis es wieder aufwärts geht. Aber musikalisch sind Papierflieger sehr breit aufgestellt und zeigen das auch wieder mal im nächsten Song Angst auf der Haut. Da fügen sie nämlich dem Alternative Rock-Süppchen ein paar deftige Metal-Ingredienzien bei und rühren dann kräftig um.

Den Songtitel Weiße Tauben gab’s schon öfters, und wofür sie normalerweise stehen, sollte bekannt sein. Papierflieger fügen mit dieser rockigen Nummer aber einen weiteren Eintrag zu Wikipedia hinzu, und ich merke mal wieder, dass ich überwiegend versuche, die Texte zu erfassen. Auch diesen Song werde ich noch ein paar Mal hören, um einfach mal das Zusammenspiel von Gesang und Musik wirken zu lassen. 😀 Das fällt beim folgenden Licht sein leichter, der Song kommt in einem mitreißenden Uptempo daher, und nicht erst hier hoffe ich, dass Papierflieger auch mal den Weg in Richtung Ruhrpott finden. Nicht nur aber ganz besonders das tolle Zusammenspiel von Gitarre und Bass würde ich gern mal live erleben.

Heimweh war die Single, die Papierflieger als letztes veröffentlicht hatten. Damit hatten sie nach den ersten beiden, eher positiv gestimmten Singles einen anderen Weg eingeschlagen und sich dem negativen Gefühl der inneren Zerrissenheit gewidmet. Da muss Sabine im Chorus des Downtempo-Tracks tatsächlich noch mehr aus sich raus gehen, als andere Songs das schon von ihr verlangt haben. Aber wer seine Songs selbst schreibt, weiß natürlich, was möglich ist. Das wussten Papierflieger auch schon bei ihren ersten Singles aus den Jahren 2019, 2020 und 2021, die sie für ihr Debütalbum neu gemixt und gemastert haben. Ob es daran liegt, dass ich das Album via Soundcloud und die originalen Versionen via spotify höre, weiß ich nicht, für mich sind die Unterschiede nicht so riesig groß. Vielleicht muss man auch Musiker sein, um das wirklich zu erfassen. Aber schon mit diesen drei Songs haben die vier ihre Kreativität bewiesen, das, was ihnen selbst oder um sie herum passiert, in Worte zu fassen und die dazu passende Musik zu schreiben. Zwei der Songtitel haben mich ein wenig in die Irre geführt, denn in Alles neu ist eben noch nicht alles neu. Dafür fehlt noch die Kraft, und der Funke der Hoffnung ist noch nicht groß genug. Ein toller Song, der als Ballade beginnt und sich langsam aufbaut, um zum Ende hin den Faden vom Anfang wieder aufzunehmen. Auch Machtlos ist nicht gar so negativ, wie der Titel klingen mag. Aufs und Abs gibt es ja in jeder Beziehung. Und so schließt dieses Debütalbum mit einem schönen Uptempo-Track, der mal wieder mit einem großartigen Schlagzeugspiel aufwartet.

Da wir euch die Videos zu den drei vorab veröffentlichten Singles ja schon präsentiert haben, gibt’s hier das zu Alles neu.


Unser Fazit

Bei den Genres, die ich normalerweise höre, ist es meistens so, dass ich die Texte vor lauter Growls und Shouts gar nicht verstehe. Manchmal kriege ich von den Bands auch die Lyrics, verstehe aber immer noch nichts, weil die dann sehr philosophisch gehalten sind und eine sehr metaphorische Sprache sprechen. Das gibt’s bei Papierflieger nicht. Die sprechen eine klare Sprache oder ziehen sehr bildhafte Vergleiche heran. Und so denke ich beim Hören des Öfteren mal “kennste”. Man sollte aber definitiv nicht die Musik vernachlässigen, denn genau dieses Zusammenspiel macht die Songs von Papierflieger so besonders. Singer-Songwriter gibt es einige und Alternative Metal-Bands ja sowieso. Aber die sehr gelungene Kombination von beidem ist das, was die Band Papierflieger und dieses Debütalbum ausmacht.

Unsere Wertung

8.5 von 10.0

Diesen Beitrag teilen

Facebook
WhatsApp
Telegram
Email

mehr Reviews

Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.
Jetzt meldet sich das Quartett mit neuem Material zurück und hat am 16.02. die Single "Give It To Me" veröffentlicht.
Alle Inhalte geladen
Keine weiteren Inhalte verfügbar
Nach oben