Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, dass die Jungs von Bloodhoney ihre Debüt-EP Loaded Guns veröffentlicht haben. Die Songs konnten bei mir mit ihrem durch Grunge und Punkrock getunten Heavy Rock durchaus punkten. Schon damals hatten Bloodhoney angekündigt, dass sie bereits an neuem Material arbeiten und weitere Songs aufnehmen wollen. Was dabei rausgekommen ist, kann man sich seit dem 20.01. anhören, da wurde die zweite EP Planet Prison veröffentlicht.
Bei dem EP-Titel ploppen gleich mehrere Titel von SciFi-Filmen in meinem Hirn auf, in denen die Menschen versuchen, sich auf anderen Planeten niederzulassen, weil die Erde unbewohnbar geworden ist. Ob dieser Gedankengang auch die Intention des Quartetts war, weiß ich nicht, aber gleich mit dem ersten Track Fatal Disease, zu dem Bloodhoney auch ein Video veröffentlicht haben, schlagen die vier wieder eine Schneise der Zerstörung. Es klingt zeitweise so, als ob eine der beiden Gitarren verstimmt ist, wobei ich beiden Gitarristen zutrauen würde, dass sie sich davon nicht beeindrucken lassen würden. 😀 Hier ist dieser Sound sicherlich gewollt und fügt sich nahtlos ein in das, was ich als das Ergebnis einer heißen Liebesnacht zwischen Motörhead, Nirvana und einer Punkrock-Band vom Schlage der Sex Pistols bezeichnen würde.
Beim folgenden Breaking The Mirror, der dem Bass auch mal etwas mehr Raum gibt, nehmen Bloodhoney dann mal das Tempo raus und bewegen sich eher im bereits von Loaded Guns bekannten Heavy Rock. So ganz ohne Grunge-Einflüsse kommt der Song, dem Bloodhoney auch ein ziemlich krasses Gitarrensolo spendiert haben, aber nicht aus. Apropos Grunge: sogar ich, die diesem Genre nie viel abgewinnen konnte, komme bei den ersten Gitarrentönen von Here We Are nicht umhin, sofort an den einen Überhit von Nirvana zu denken. Und wie schon auf der Debüt-EP fällt mir speziell hier der ganz besondere Gesangsstil von Chris auf. Denn auch auf Planet Prison verfällt er oft fast schon in eine Art Sprechgesang und hangelt sich so von Textzeile zu Textzeile. Er kann aber auch, wie eben hier in Here We Are, ordentlich aufbrausen. Dann rotzt er die Worte fast schon raus, und in solchen Augenblicken möchte ich ihm nicht Auge in Auge gegenüberstehen. 😀
Mein Favorit kommt mit dem Song Lines. Sehr coole Riffs, und wenn Chris im Chorus mantraartig wiederholt “I’m alive, I’m alive”, fällt es mir tatsächlich ziemlich schwer, auf meinem Stuhl sitzenzubleiben und das Review weiter in die Tasten zu hämmern. Da will man doch einfach nur mit einem glücksseligen Grinsen wie ein Flummi rumhüpfen! Beim letzten Song Sleepwalking lassen Bloodhoney mal wieder ein bisschen mehr Grunge rein, und blasen damit das letzte Staubkorn, das sich eventuell noch auf einer der Monitorboxen befinden könnte, weg. Damit ist die Gesamt-Spielzeit von knapp 15 Minuten dann auch wieder mal sehr kurzweilig vergangen.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.