Die Band Zeit Driver hat sich gerade mal im vergangenen Jahr gegründet. Aber der sehr ausführlichen Bandbiographie entnehme ich, dass die Jungs alle schon in jungen Jahren damit begonnen haben, Musik zu machen. Martin hat mit 13 Jahren angefangen, Bass zu spielen, Jeremy hat mit 16 zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand genommen, Levin zum ersten Mal mit 11 an einem Drumkit gesessen und sowohl Piano als auch Schlagzeug gelernt. Jelle singt, seit er 13 ist und hat auch Gesangsunterricht bei einem Opernsänger gehabt. Dann ist Martin nach Berlin gezogen, um eine Band zu gründen. Zunächst kam er mit Jeremy zusammen, und als Levin im Mai 2021 zum Duo stieß, konnten die drei die Instrumentalversionen der Songs einspielen. Das Quartett wurde mit dem Einstieg von Jelle im Januar 2022 komplettiert, und die Songs konnten fertiggestellt werden.
Wenn man mit fünf Songs auf eine Spielzeit von ungefähr 30 Minuten kommt, kann man leicht ausrechnen, dass man es hier nicht mit radiotauglichen +/- 4 Minuten-Songs zu tun hat. Die ersten drei Songs sind um die fünf Minuten lang, Stones Of Cold kratzt an der Acht-, Barrelhouse an der Sieben-Minuten-Marke. Da bleibt natürlich viel Zeit für lange Instrumentalparts, und Zeit Driver schaffen es auch, sich nicht unnötig zu verzetteln, sondern den Songs genau den richtigen Zeitstempel aufzudrücken. Was mir tatsächlich als erstes aufgefallen ist, ist allerdings der fantastische Gesang von Jelle. Der erinnert mich fast ein wenig an den von Mats Levén, der seine großartige Stimme schon bei so vielen Acts (u. a. At Vance, Therion, Candlemass) eingebracht hat. Jelle wird auch mehr als wirkungsvoll von Martin und Levin unterstützt, das ist echt ein sehr cooles Gesangstrio.
Der Plan von Zeit Driver, das Beste aus dem Classic Rock mit modernen Elementen zu verbinden, geht auf Minds Unloaded von Anfang bis Ende auf. Natürlich hört man den Tracks den Vibe der 60er und 70er Jahre an (wer denkt bei dem großartigen Stones Of Cold nicht an Child In Time von Deep Purple?), aber den Staub muss man nicht aus den Rillen pusten. Und genauso psychedelisch, wie das EP-Cover daherkommt, poppen auch in den Songs immer mal wieder Elemente, nicht nur aus dem Psychedelic Rock, sondern auch mal aus dem Desert Rock auf. Die Einflüsse, die die vier aus ihren musikalischen Leben so mitbringen, haben jedenfalls durchaus hörbar ihren Weg in die Songs gefunden, auch wenn für das Songwriting selbst hauptsächlich Jeremy und Martin verantwortlich sind.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.