Nachdem ich am vergangenen Wochenende zwei Tage lang an den Pestspielen 1.1 teilnehmen durfte, komme ich so langsam auf den Geschmack, was Punk und Punkrock angeht. đ Da passt es ja ganz gut, dass hier noch â zugegebenermaĂen schon seit lĂ€ngerem, sorry fĂŒr die Verzögerung â das neue Album der Aachener Punkrocker von Wegbier liegt. Das heiĂt Katerstimmung, wurde bereits vor ĂŒber einem Monat, nĂ€mlich am 20.08., veröffentlicht und bringt insgesamt 15 Tracks mit, die ĂŒber die Spielzeit von ungefĂ€hr 45 Minuten lang fĂŒr ordentlich Stimmung sorgen. Katerstimmung ist nach zwei Alben und einer EP das vierte Werk der im Jahr 2012 gegrĂŒndeten Band, die auch schon mit Bands wie Slime, Die Kassierer oder den Excrementory Grindfuckers die BĂŒhnen geteilt hat. Das Album mussten Wegbier ĂŒbrigens zu viert einspielen, da ihr letzter Schlagzeuger des Studiums wegen umgezogen ist und dementsprechend seinen Platz hinter der SchieĂbude gerĂ€umt hat. Wenn man aber mit zwei Gitarristen ausgestattet ist, die auch Schlagzeug spielen können, ist das fĂŒr Albumaufnahmen schon sehr hilfreich. Und wenn die Jungs von Wegbier fĂŒr ihre Liveshows keine “Aushilfe” finden, wird halt nur mit einer Gitarre gespielt und der Kollege setzt sich ans Schlagzeug. So ist es auch zu erklĂ€ren, dass bei den Infos zur Bandbesetzung bei “Schlagzeug” aktuell nur “??” stehen kann. Wer sich berufen fĂŒhlt, gern bei Wegbier melden! đ
Mit dem ersten Track Blut Der StraĂe legen Wegbier gleich mal ordentlich Tempo vor. Aber ich hab’s ja bei den Pestspielen erlebt, wie ausdauernd das Publikum bei Punk-/Punkrockshows beim pogen ist. So wird es sicherlich auch noch fĂŒr die anderen Songs in diesem Tempobereich, wie Schönes Neues Jahr, Ăberwachungsstaat oder Sehnsucht, sehr viel Bewegung vor der BĂŒhne geben. Aber die Jungs von Wegbier können auch anders, und da kommt dann teilweise auch die Posaune mit ins Spiel. Gleich der zweite Track, Keine Liebe, ist fĂŒr mich so eine Art Zeitreise in die Vergangenheit, als The Clash ihren wohl bekanntesten Song London Calling herausbrachten. Regieren kann mit einer schönen ruhigen Bridge aufwarten, und bei Rastafariman ist der Name Programm. Sehr cooler Mix aus Reggae, Ska und Punkrock! Sturzflug kommt mit schönen Tempowechseln zwischen Mid- und Uptempo daher, auch Anarchie mit seiner treibenden Posaune schlĂ€gt in diese Kerbe. Den Satz “Ich bin das Chaos, schönen guten Tag” finde ich ĂŒbrigens groĂartig! đ
Marie erinnert mich sehr an die glorreichen Zeiten von Madness. Deren Album One Step Beyond aus dem Jahr 1979 (!!) hat schon viele UmzĂŒge mitgemacht und findet sich immer noch unbeschĂ€digt in meiner Vinylsammlung. Und wie schon teilweise Madness legen auch Wegbier hier so etwas wie einen Big Band-Sound aufs Parkett, der fĂŒr ordentlich Stimmung sorgen kann. Ăberraschen können mich Wegbier dann aber doch noch, dem Song Letzte Zigarette wĂŒrde ich nĂ€mlich den Shanty-Stempel aufdrĂŒcken. Den hatte ich fĂŒr ein Review zu einem Punkrock-Album bislang noch in der Schublade gelassen. Da kann er aber auch wieder rein, denn von den letzten fĂŒnf Songs legen vier wieder ordentlich Tempo vor und verlangen der pogenden Meute vor der BĂŒhne noch einmal alles ab. Aber egal, in welchem Tempobereich oder in welchem Genre sich Wegbier bewegen, markant ist auf jeden Fall der raue Gesang, der nach durchzechter Nacht mit zu vielen Zigaretten klingt, womit wir wieder beim Albumtitel wĂ€ren.
Leider gibt es auĂer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die fĂŒr eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.