Autor:
Lesedauer ca. 3 min.

Verderbnis – Paria

Künstler:

Verderbnis

Herkunft:

Kassel, Deutschland

Bandmitglieder:

Martin Hartmann (Gesang)
Marcel Bangert (Gitarre, Keyboard, Samples)
Kevin Schautzer (Bassgitarre)
Noel Döring (Schlagzeug)

Link:

Album:

Paria

Genre:

Melodic Black Metal

Erscheinungsdatum:

22.09.2023

Tracklist:

1. I Am The Wolf
2. Venemous Embrace
3. Walking Through Forgotten Forests
4. Paria
5. Lebenswinters Wanderschaft
6. Des Kranichs Flug
7. Dusk Maiden
8. Ein Wind Flüstert Den Tod
9. Satanizer Terrorizer

Wenn man das Datum der Bandgründung betrachtet, die Quellen schwanken zwischen 2019 und 2020, kann man Verderbnis natürlich als relativ junge Band bezeichnen. Dabei sollte man “jung” aber nicht mit “unerfahren” gleichsetzen, denn die Bandmitglieder treiben sich schon länger in der Szene rum. Entstanden aus einer musikalischen Kooperation zwischen Marcel (Mindreaper, ex-White Dwarf) und Martin (ex-Furious Anger), stießen auch bald Kevin und Noel (beide Suffum) zu dem Duo. Und schon ein Jahr später waren die ersten Songs fertiggestellt und auf Soundcloud hochgeladen. Vier davon haben es jetzt auch auf das Debütalbum geschafft, das den schlichten Titel Paria trägt und am 22.09. via MDD Records den Melodic Black Metal in die Lande tragen soll. Die Spielzeit von ungefähr 50 Minuten verteilt sich relativ gleichmäßig auf die neun Songs, von denen zwei die Sechs-Minuten-Marke knacken.

Das Erste, was mir beim rasanten Start von I Am The Wolf auffällt, ist, dass der Gesang von Martin sich nicht in den für Black Metal ja fast schon typischen höheren, krächzenden Gefilden bewegt. Von der tieferen Tonlage her passt er mit seinem rauen Gesang tatsächlich auch zu einer Melodic Death Metal-Band, und war damit als Sänger der schon länger aufgelösten Band Furious Anger am richtigen Platz. Normalerweise verstehe ich die Texte bei Black und Death so gut wie gar nicht, auch das ist hier anders. Und dann kommt auch schon die erste Überraschung, für mich zumindest: der langsamer gehaltene Chorus wartet mit schönen Clean Vocals auf, die auch im zweiten Teil das Zepter übernehmen. Dass sich Verderbnis nicht nur in ihren Texten von der sehr ausdrucksstarken paganen Sprache beeinflussen lassen, sondern auch musikalisch, zeigen sie im recht langen Outro des Songs.

War I Am The Wolf noch ein sprudelnder Quell stetiger Tempo- und Rhythmuswechsel, gibt’s davon in Venemous Embrace nichts mehr zu hören. Ein großartiger Melodic Black Metal-Song, bei dem mir auch bewusst wird, was für eine klasse Arbeit Torsten Sauerbrey im Metalsound Studio geleistet hat. Nix mit Klangbrei oder gar Höhenlastigkeit, ein sehr satter und ausgeglichener Sound kommt da aus den Boxen, der auch noch Platz für die immer mal wieder wohlplatzierten Keyboard-/Sampleparts lässt.

Tempowechsel gibt’s nicht nur innerhalb der Songs, sondern auch von einem Song zum nächsten. Das zeigt sich beim folgenden Walking Through Forgotten Forests, der mich ein wenig an Rotting Christ denken lässt. Da haben sowohl das Label als auch ich das gleiche Wort auf dem Zettel, nämlich “hypnotisch”. Bei den sehr repetitiven Riffs, die nur gelegentlich mal aufgebrochen werden, könnte man tatsächlich fast in einen tranceähnlichen Zustand geraten. Die Gefahr, dass man dabei das sehr geile Solo verpasst, sollte aber nicht bestehen.

Mit dem Titeltrack folgt dann auch der längste Song des Albums. Paria kommt auf knapp sieben Minuten, da bleibt inmitten des Melodic Black Metal genug Zeit für eine ausgedehnte Bridge im Epic Black Metal-Stil. Mit Lebenswinters Wanderschaft kehren Verderbnis dann auf die musikalischen Pfade zurück, die sie mit Walking Through Forgotten Forests beschritten haben. Bei dem repetitiven Riff muss ich sehr an meinen Lieblingstrack von Ghost Brigade, Suffocated, denken, der ja eine ähnlich hypnotische Wirkung entfaltet. Verderbnis spendieren auch diesem Song ein grandioses Solo und ein schönes Outro mit großem Orchester.

Des Kranichs Flug wartet nicht nur mit einer sondern gleich mit zwei ruhiger gehaltenen Bridges auf und setzt auch (endlich) wieder die schönen Clean Vocals ein. Die gibt’s auch im Chorgesang bei Dusk Maiden, aber die düstere, fast schon bedrohliche Stimmung, die der Song mir vermittelt, können sie nicht aufhellen. Bei einem Songtitel wie Ein Wind Flüstert Den Tod kann man düstere Stimmung natürlich voraussetzen. Hier zeigen sich Verderbnis musikalisch weniger stringent, verändern immer mal wieder den Takt, und manchmal klingt es gar, als ob Gesang und Gitarre auseinanderdriften. Satanizer Terrorizer setzt dann einen wirklich mehr als würdigen Schlusspunkt. Ich würde es fast als Progressive Black Metal bezeichnen. Und Verderbnis begnügen sich hier nicht nur mit wie von leichter Hand gesetzten Tempowechseln, sondern verpassen diesem letzten Song auch noch eine gehörige Portion Epik.


Unser Fazit

Ich kenne jetzt zugegebenermaßen keine der anderen Bands, in denen die vier Mitglieder von Verderbnis aktiv sind bzw. waren. Aber mit “Paria” haben sie ein Debütalbum vorgelegt, das mit seinem ausgefeilten Songwriting für eine abwechslungsreiche Spieldauer und damit ein sehr kurzweiliges Hörvergnügen sorgt. Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Hörvergnügen hat sicherlich auch die exzellente Produktion.

Unsere Wertung

8.0 von 10.0

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