Mittlerweile sind wir im zwölften Jahr des Bandbestehens angekommen, und die Jungs von Torrential Rain sind immer noch nicht aus dem großen Topf mit dem Zaubertrank rausgeklettert, der bei ihnen immer neue Kreativitätsschübe auslöst. Nach dem Debütalbum To Rise Above It aus dem Jahr 2014 erschien vier Jahre später Transitions. Und auch danach haben sie immer wieder mit geilen Songs auf sich aufmerksam gemacht und gefühlt unzählige Shows gespielt. Auch da haben sie dann mit ihrer Spielfreude und der unbändigen Energie für begeisterte Reaktionen gesorgt. So wächst die Fanbase auch weiterhin kontinuierlich an, und das dürfte sich mit dem neuen Album Digital Dreams noch fortsetzen.
Ein paar Kostproben vom Album haben Torrential Rain mit den bereits veröffentlichten Songs Fountain Of Youth, Count On You und Digital Dreams kredenzt, und allein mit diesen drei Tracks schon ansatzweise gezeigt, wie abwechslungsreich das Album ist. Und das zeigt sich während der gesamten Spielzeit von knapp 54 Minuten auch mehr als deutlich. Dabei greifen sie, wer könnte es ihnen verübeln, natürlich auch auf ihr bewährtes Erfolgsrezept zurück und verbinden energiegeladenen Metalcore mit herausragend virtuosem Progressive Metal. Dabei kommen dann Songs wie eben Fountain Of Youth, aber auch The Escapist oder Aporia heraus. Bei so einem ungewöhnlichen Songtitel wie dem letztgenannten musste ich natürlich erstmal nach der Bedeutung googeln, und laut Wikipedia bedeutet das altgriechische Wort „Aporie“ so etwas wie Ratlosigkeit oder Ausweglosigkeit. Kein schönes Gefühl, aber sehr geiler Song.
Neben diesen absolut moshpit-tauglichen Tracks, zu denen sicherlich auch Meant To Be (sehr krasse Tempowechsel, sehr geiler Breakdown), Eye To Eye (mit kurzer Trap-Einlage) oder das großartige Digital Dreams gehören, können Torrential Rain aber auch (Power) Ballade. Dazu würde ich Count On You und natürlich Lighthouse zählen. Mein absoluter Favorit vom ersten Hördurchlauf an ist und bleibt aber Faults Are Thick Where Love Is Thin. Der kommt weniger progressiv, überwiegend mit Clean Vocals und einem großartigen Gitarrenspiel daher und erinnert mich ein wenig an die Zeiten, als schwedische Bands wie Dead By April oder dEMOTIONAL bei mir rauf und runter liefen. Elektronische Backingtracks gehören ja bei Torrential Rain zu jedem Song dazu, hier erinnern sie mich stellenweise ein wenig an alte Konsolenspiele à la Donkey Kong. Sehr cool!
Einen Song mit einem weiteren ungewöhnlichen Namen haben Torrential Rain ans Ende gestellt. Monachopsis beschreibt das subtile aber hartnäckige Gefühl, in einer eigentlich vertrauten Umgebung oder unter vertrauten Menschen fehl am Platz zu sein. Dem längsten Song des Albums verpassen die Jungs auch das längste Intro und ziehen über die anderthalb Minuten den Spannungsbogen mächtig straff. Diesem (für Torrential Rain-Verhältnisse) fast schon poppigen Song dann aber sowas wie einen Breakdown zu verpassen, überrascht mich zum Ende des Albums dann doch.
Im November vergangenen Jahres, genauer gesagt am 29.11.2022 erschien in einer Kooperation zwischen den Labels Schattenpfade und Crawling Chaos das Stilleklang-Album "Tränen der Vergangenheit Part I". Auf den Tag genau ein Jahr später folgte nun Part II.