Nachdem mich ja gerade schon eine Band aus einem Genre, das ich normalerweise nicht höre, positiv überrascht hat, fordert mich jetzt eine weitere Band heraus. Stay Free haben sich nämlich aus dem Saarland gemeldet. Das Quartett hat vor knapp einem Monat via Dedication Records sein Album All Of Us veröffentlicht. Das ist nach dem in bester DIY-Manier veröffentlichten Debüt None Of Us aus dem Jahr 2019 das zweite Album in der Diskografie der im Jahr 2018 gegründeten Band, die sich auch bei der Namensfindung für die Releases als sehr kreativ erweist. Die Männer sind auch keine Neulinge in der Szene und haben ihre Erfahrungen bereits in verschiedenen Bands gesammelt. Und dank dem Infosheet, das sie uns zur Verfügung gestellt haben, habe ich jetzt auch ein neues Wort gelernt, nämlich PMA Hardcore, wobei PMA für Positive Mental Attitude steht. In Corona-Zeiten heißt es ja eigentlich “Stay negative”… 😀
Mit neun Songs auf etwa 18 Minuten Spielzeit zu kommen, schaffen neben Grindcore- wohl tatsächlich nur Hardcore-Bands. Aber Stay Free schreiben es ja auch auf ihrer Facebook-Seite: “Hardcore is in our minds and in our hearts”. So reichen ihnen dann auch die ungefähr zwei Minuten pro Song, um das zu sagen, bzw. ins Mikro zu brüllen, was gesagt werden soll. Und musikalisch ist das Ganze tatsächlich nicht so weit entfernt von dem, was ich normalerweise höre. Denn Stay Free bewegen sich nicht nur im Downtempo über die Tanzfläche, sondern kratzen auch durchaus mal am Hardcorepunk (All Of Us, Left Behind, Straight und Believe, das mit einem Feature von Kim Derissen aufwartet). Aber nicht nur Kim konnten Stay Free für ein Feature gewinnen. Bei Standstill gesellt sich Jermaine von der Band Cardiofunk mit seinem Mikro dazu.
Stay Free vergessen natürlich auch die anderen Puzzleteilchen nicht, die dem Hardcore sein Gesicht geben; da füllen Gangshouts die Refrains, coole Riffs treiben die Songs vorwärts, und der Bass ist nicht nur Rhythmusmaschine. Sehr cool finde ich tatsächlich die Parts, in denen die Gitarre schweigt und nur der Bass vor sich hin wummert. Genauso variieren auch die Themen, denen sich Stay Free annehmen. Da gibt’s mutmachende Sätze wie “Together we are strong, together we will fight” genauso wie die, in meinen Augen durchaus berechtigte, Frage “What the hell does my look have to do with the way I am?”. Für ihr klares Statement gegen rechte Idioten wechseln sie dann auch gern mal in die deutsche Sprache, auch wenn der Songtitel Landmines heißt. Bei dem Song gibt’s übrigens ein Feature von Todd Jorgensen.
Das Album ist zwar, wie bereits geschrieben, schon seit einem knappen Monat veröffentlicht, aber wer sich die Männer von Stay Free auch mal live geben möchte, kann das zum Beispiel bei der Releaseshow tun, die am 03.12. im Horst in Saarbrücken stattfindet. Und wer mal durch die Songs, auch von befreundeten Bands, oder auch durchs Merchandise-Angebot stöbern möchte, wird sicherlich hier fündig: https://linktr.ee/stayfree_hc
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.