Mittlerweile hat es sich wohl herumgesprochen, dass wir Reviews zu EPs und Alben nur schreiben, wenn die Veröffentlichung maximal einen Monat, in Ausnahmefällen auch mal ein wenig länger, zurückliegt. Die Anfrage des Dürener Quintetts Shepherd & Wolf kam nämlich so ziemlich auf den Tag genau einen Monat nach Release der EP The Crown bei uns an. Dass es jetzt noch gedauert hat, bis dieses Review online geht, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich zu dem Zeitpunkt mitten in meiner zweiwöchigen Dienstreise in Kroatien war. Aber jetzt habe ich die Nachbereitung dieser Reise auch durch und kann mich den fünf Songs widmen, die Shepherd & Wolf auf die EP gepackt haben.
Die Dürener Band ist auch eine derjenigen, deren Gründung zu einem Zeitpunkt erfolgte, wo an Covid, Lockdowns und Isolation noch nicht mal ansatzweise zu denken war. Im Jahr 2019 beschlossen nämlich Max, Kai und Marc nach der Auflösung der Band Godmachine, bei der sie vorher gespielt hatten, gemeinsam neue musikalische Wege einzuschlagen. Dafür wechselte Marc vom Bass an die Gitarre, ein neuer Bassist und auch ein Sänger war ziemlich schnell gefunden. In der Konstellation entstanden auch ziemlich zügig die ersten Songs. Aber während man noch im Songwriting für weitere Tracks war, kam dann die Pandemie, und so konnten die Jungs erst im Mai 2022 ihren ersten Gig im AZ Aachen spielen. Andere Auftritte mussten wegen weiter bestehender Einschränkungen abgesagt werden. Die Jungs haben die Zeit nichtsdestotrotz gut genutzt, die EP in Eigenproduktion aufgenommen und am 22.12.2022 veröffentlicht.
Mit ungefähr 18 Minuten Spielzeit kommt The Crown daher, und in denen finden Shepherd & Wolf definitiv genau die richtige Mischung zwischen Härte und melodischem Spiel. Das fängt schon mal bei Tobias an, der sowohl in den Clean Vocals (die sehr oft zu hören sind) als auch in den Shouts keine Schwäche zeigt. Und die Zweitstimme kann auch überzeugen. Ob die auf der EP auch von Tobias kommt, und wer die dann live übernimmt, wird sich zeigen. An seine Grenzen kommt er tatsächlich bei Fake Smile und Good Enough, da muss er im Chorus alles geben, und ich bin sehr gespannt, wie das live klappt. Für mächtig Wums sorgt die Instrumentenfraktion. Seien es die sehr geilen Doublebase-Attacken von Kai, oder auch die Saitenfraktion, die neben dem sehr geilen Bass-Spiel auch mit überwiegend tiefer gestimmten Gitarren den Pit ordentlich aufmischt. Und auch für musikalische Abwechslung ist gesorgt, denn Shepherd & Wolf bewegen sich in unterschiedlichen Tempobereichen zwischen Mid- und Uptempo. Auf krasse Breakdowns wartet man auf The Crown zwar vergebens, wobei Born For This mal die Andeutung eines Breakdowns liefert, aber die Songs sind definitiv hart genug, um nicht als “weichgespült” bezeichnet zu werden. Mit dem letzten Song, Where We Belong, können Shepherd & Wolf dann aber tatsächlich noch insofern überraschen, als sie hier fast schon in Richtung Djent gehen bzw. sich sehr progressiv zeigen. Irgendwie ein Hybrid aus Torrential Rain, Vola und Chaosbay, und definitiv mein Favorit.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.