Als ich den Titel las, den Nik Nova für sein neues Album gewählt hat, fielen mir sofort einige Situationen aus der Vergangenheit ein, in denen ich, bildlich gesprochen, auch “at the crossroads” stand, also mehrere Möglichkeiten gegeneinander abwägen musste. Man trifft ja so viele Entscheidungen, viele davon blitzschnell und unbewusst. Aber manchmal ist der Prozess der Entscheidungsfindung doch ein längerer, vor allem, wenn es um Emotionen geht. Und gerade in der aktuellen Zeit mit seinen Unwägbarkeiten und schlechten Nachrichten ist man noch emotionaler unterwegs. Da möchte Nik Nova mit seinem Album At The Crossroads so eine Art ruhigen Gegenpol setzen und die Last der vielen, teils widerstreitenden Emotionen ein wenig verringern.
Dafür kehrt er in den zehn Songs zu seinen musikalischen Wurzeln zurück, die er auch nach über 20 Jahren, die er mittlerweile in der Musikszene aktiv ist, nie gekappt hat. Nach Ausflügen in den Progressive Rock, den Post Hardcore, den Blues und sogar in den Reggae präsentiert er sich, so viel möchte ich schon mal sagen, auf At The Crossroads sowohl als brillanter Songwriter als auch als toller Sänger, der seine Inspirationen aus verschiedenen Genres bezieht und daraus ein großartiges Gesamtwerk erschafft. Metal findet man auf diesem Album definitiv nicht, und so richtig rockig wird es in den teils Blues-getränkten, teils folkigen, manchmal auch ein wenig Country-beeinflussten Songs auch nicht. Die ungefähr 50 Minuten Spielzeit, die relativ gleichmäßig auf die zehn Tracks verteilt sind, laden aber auf jeden Fall dazu ein, sich mit seinem Lieblingsgetränk in seiner Lieblingsecke niederzulassen, alle möglichen Störungsquellen stumm zu schalten, und die Türen zum Kopfkino zu öffnen.
Noch relativ reduziert geht es mit Breathing Hard los. Da sehe ich es förmlich vor mir, wie Nik mit seiner Gitarre im Scheinwerferlicht sitzt, während Bassgitarre und Schlagzeug aus dem dunkel gehaltenen Hintergrund den Song vorwärtstragen. Aber gleich der nächste, leicht bluesige Song From Empty Rooms kann mit einem wunderbaren Keyboardspiel aufwarten, dem wir auf dem Album auch noch des Öfteren begegnen werden. So zum Beispiel bei meinem zweiten Favoriten, dem großartigen Quiet Men. Dem folgt der Titeltrack At The Crossroads, beim dem ich hin- und hergerissen bin zwischen den verschiedenen Gitarrenlicks, die immer mal wieder aus dem Hintergrund auftauchen, und dem Gesang von Nik Nova, der auch ganz ohne Instrumente seine Wirkung entfalten würde. Wie variabel Nik in seinem Gesang ist, zeigt er im bluesigen Dead’N’Gone, wo er auch mal mit dunklerer Stimmfärbung daherkommt, was ihm außerordentlich gut steht. Den längsten und meiner Meinung nach intensivsten Song hat Nik ans Ende des Albums gestellt. Wenn ich den Titel Canadian Skies lese, poppen in meinem Hirn gleich Bilder von einem strahlend blauen Himmel auf, der sich über die kanadischen Rocky Mountains spannt und in dem ein stolzer Adler seine Kreise zieht. Ob Nik die einsamen Nächte in Vancouver verbracht hat, die er hier mit wehmütiger Stimme besingt, mag sein Geheimnis bleiben.
Auch wenn At The Crossroads ja ein Soloalbum von Nik Nova ist, hat er die Arbeiten daran nicht allein durchgezogen, sondern hatte Unterstützung von Alessandro Del Vecchio (Keyboards, Bassgitarre, Schlagzeug), Vladimir Divjak (Bassgitarre) und David Bruhn (Schlagzeug). Das Mixing haben Nik und Alessandro gemeinsam gemacht, das Mastering lag in den Händen von Alessandro.
Colors Of Autumn sind mit ihrem neuen Song “Storm” am Start
Den Veröffentlichungsrhythmus haben sie beibehalten, denn wiederum knapp drei Monate später haben Colors Of Autumn...
Weiterlesen »