Autor:
Lesedauer ca. 3 min.

Mortal Hatred – Odyssey

Künstler:

Mortal Hatred

Herkunft:

Kreuztal, Deutschland

Bandmitglieder:

Freddy (Gesang)
Setzer (Gitarre)
Matze (Gitarre)
Felix (Bassgitarre)
Kai (Schlagzeug)

Link:

Album:

Odyssey

Genre:

Death Metal, Melodic Death Metal, Deathcore

Erscheinungsdatum:

08.04.2022

Tracklist:

CD1
1. Time Was Passing By (Intro)
2. Mortal Hatred
3. Generation Omega
4. Altenberg (feat. Sören / Slab Strike)
5. Die Nixe Vom Mühlenweiher
6. A Best Friends Funeral
7. Pompeji
8. Der Letzte Tag (feat. Dani / KALT)
9. Crossroads
10. Swim
11. Raindancer (feat. Rainer Nygård / Diablo)
CD2
12. Traditional Godzilla Violence
13. Ultimate T-Rex Violence
14. X-Treme Xenomorph Violence

Es ist tatsächlich schon knapp vier Jahre her, dass ich Mortal Hatred zum letzten Mal live erlebt habe. Im Juli 2018 spielten sie in Dinslaken eine ihrer energiegeladenen Shows, und ich habe wieder mal nur staunend vor der Bühne gestanden, und die Flitzefinger an den Saiteninstrumenten und Kai an den Drums bewundert. Die haben mit ihren coolen Riffings und Kai mit Blastbeats und Doublebase die Songs vorangetrieben und auch Freddy irgendwann den Schweiß nicht nur auf die Stirn getrieben. Mittlerweile darf man die im Jahr 2006 gegründete Band wohl zu Recht als Urgestein der (Melodic) Death Metal-Szene bezeichnen. Nach drei Alben (aus den Jahren 2009, 2010 und 2014) sowie der The Takeover-Split EP mit Call Of Charon aus 2015 lieferten die Männer dann im Jahr 2018 noch den Song Die Nixe Vom Mühlenweiher. Da hatten die Arbeiten am Album, wenn ich mich recht entsinne, schon begonnen, und gut Ding will ja Weile haben.

Dann kam endlich die Nachricht, dass das Album zur Veröffentlichung bereit sei, und am 08.04. war es soweit, dass Odyssey das Licht der Welt erblickt hat. Mit 14 Tracks kommt das Album auf eine Spielzeit von ungefähr 65 Minuten. Das hätte wohl auch auf einen Silberling gepasst, aber den drei Tracks mit “Violence” im Titel haben Mortal Hatred eine eigene CD gegönnt, und so dürfen Godzilla, T-Rex und Xenomorph (alias Alien) hier ihr Unwesen treiben. Das erinnert mich fast ein wenig an Jurassic Park, wo das riesige Gelände von einem hohen Zaun umgeben war, der sich ja aber auch als nicht unüberwindbar herausstellte. Godzilla fand sich bereits auf der Split-EP mit Call Of Charon, und auch Die Nixe Vom Mühlenweiher hat natürlich ihren Platz auf Odyssey gefunden. Von Resteverwertung würde ich hier aber definitiv nicht sprechen, denn die Songs reihen sich problemlos in das musikalische Gewitter ein, das Mortal Hatred auf Odyssey entfachen. Da passt das Cover dann wie A… auf Eimer!

Dass das ruhige Intro Time Was Passing By fast zwei Minuten dauert, überrascht mich ein wenig, aber da haben die Männer dann live genug Zeit, sich auf der Bühne aufzubauen. Mit dem Song, der so heißt wie die Band, nämlich Mortal Hatred, setzen sie gleich mal ein fettes Ausrufezeichen. Und Freddy kündigt es an “…we set the sails, our ship is on course, the ropes are strong…together we follow our destiny…”. Auf Odyssey bleiben Mortal Hatred immer auf Kurs und liefern sehr geilen (Melodic) Death Metal / Deathcore, bei dem mir immer mal wieder Bandnamen wie (alte) In Flames oder auch Heaven Shall Burn einfallen. Dabei schaffen es die Männer, das Beste aus dem Gothenburg-Stil als Basis zu nehmen und darauf ihren eigenen Sound zu setzen. Oft treffen sich die Gitarren zu unfasslichen Twin-Guitar-Spielen, bevor sie sich wieder trennen und Setzer und Matze sich die Licks, Riffs und Melodien gegenseitig zuspielen. Wie wunderbar sie dabei von Felix und Kai begleitet werden, zeigt sich – nicht nur, aber auch – in den vielen Tempowechseln, die mich über die gesamte Spielzeit mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit dranbleiben lassen. Da gibt’s Hochgeschwindigkeits-Geschreddere mit Blastbeats und Doublebase genauso, wie Midtempo-Parts und fiese Breakdowns, bei denen es mich nicht mehr an der Tastatur hält.  

Bei drei Songs wechseln Mortal Hatred auch in die deutsche Sprache und erzählen in Altenberg die Geschichte der Stadt im Erzgebirge, die früher für ihren Zinnerzbergbau bekannt und eine der größten Zinnlagerstätten Mitteleuropas war. Hier haben sie sich noch Unterstützung von Sören (Slab Strike) geholt. Die Geschichte in Die Nixe Vom Mühlenweiher könnte so oder leicht abgewandelt zu allen Zeiten passiert sein, handelt sie doch von Betrug, Verrat und Tod. Auch bei Der Letzte Tag hatten Mortal Hatred Besuch im Studio, hier ist Daniel von KALT mit am Start. Ebenfalls mit einem Feature wartet Raindance auf, nämlich mit Rainer Nygård von Diablo. Da haben sich Mortal Hatred genau die Richtigen ausgesucht, denn alle drei passen zum Gesang, oder besser gesagt zu den Shouts und Growls von Freddy, und sie können sich in den drei Songs gegenseitig ordentlich pushen. Das funktioniert in allen Sprachen, wobei ich es in einer Welt, in der ich allein schon beruflich ohne Englisch nicht mehr auskomme, immer wieder cool finde, auch mal was in meiner Muttersprache zu hören, was nicht von Adel Tawil & Co. stammt.

Unser Fazit

Es gibt ja mittlerweile viele Studienergebnisse, die besagen, dass die Aufmerksamkeitsspanne insgesamt betrachtet sehr viel kürzer geworden ist. Das trifft auf mich (leider) definitiv zu. Aber mit Odyssey haben die Männer von Mortal Hatred tatsächlich vom ersten bis zum letzten Ton meine ungeteilte Aufmerksamkeit erlangen können, und das auch beim zweiten und dritten Hördurchlauf. Ein dermaßen abwechslungsreiches (Melodic) Death Metal-Album habe ich schon ziemlich lange nicht mehr hören dürfen. Darauf, dass hier eine Undergroundband am Werk ist, würde wahrscheinlich bei einer “Blind Audition” niemand kommen. Ausgefeiltes Songwriting und eine Top-Produktion bilden hier eine unschlagbare Symbiose.

Unsere Wertung

9.0 von 10.0

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