Die meisten Leute lachen sich ja schlapp, wenn ich erzähle, dass ich Mails, die ich nicht sofort bearbeiten kann, ausdrucke und die Ausdrucke dann auf meinem Schreibtisch zwischenlagere. Dadurch habe ich sie immer im Blick und habe tatsächlich schon einige Vorgänge davor bewahrt, unerledigt und auf Nimmerwiedersehen im schwarzen Loch des Mail-Eingangs zu verschwinden. So ähnlich war es auch mit der Anfrage von Mary. Die hatte sich bereits Mitte Oktober bei uns gemeldet, da war es bis zur Veröffentlichung ihrer EP Tube Socks aber noch was hin. Mittlerweile ist aus dem “noch was hin” ein “schon was her” geworden, seit dem 11.11. stehen die fünf Tracks von Tube Socks unter anderem auf der Bandcamp-Seite von Mary zum Anhören bereit. Die Songs hatte Mary ursprünglich für ihre ehemalige Band Tube Socks geschrieben, jetzt hat sie sie teilweise neu aufgenommen und neu abgemischt.
Tube Socks ist die zweite EP, die Mary in diesem Jahr veröffentlicht hat, bereits am 17.06. erschien ihre Debüt-EP Homesick Asylum. Über kreative Blockaden kann sie sich also definitiv nicht beschweren, und neben der Musik hat sie noch ein anderes Hobby, dem sie sehr viel Zeit widmet. Sie ist nämlich als Luftakrobatin aktiv und zeigt ihr Können unter anderem am Vertikaltuch und an der Pole. Da erklärt sich dann auch der Namenszusatz “Music & Artistry”, wobei es in diesem Review nur um die Musik geht.
Beim Titel des ersten Tracks muss ich sofort an den gleichnamigen Film denken. Ich weiß nicht, wie oft ich Independence Day jetzt schon geguckt habe, und auch nach über 15 Jahren wird mir der nicht langweilig. Beim Song geht’s mir etwas anders. Mary hat zwar eine kräftige Stimme, die mich ein wenig an Avril Lavigne erinnert, der Song ist aber, trotz des schönen Gitarrenspiels, eher Mittelklasse-Pop. Das ändert sich aber erfreulicherweise gleich mit dem folgenden Leave My Tube Socks On. Der kommt als cooler Uptempo-Pop Punk mit einem sehr eingängigen Riff daher. Ein eingängiges Riff hat sich Mary auch für What If ausgedacht. Die Frage “was wäre gewesen, wenn…” haben sich schon verschiedenste Künstlerinnen, Künstler und Bands gestellt, allein auf meiner Festplatte findet sich 11-mal ein Song mit diesem Titel. Eine Antwort gibt’s natürlich nicht, aber auch Mary zeigt sich in diesem Song von ihrer nachdenklichen Seite.
Beim Songtitel Bang Your Head könnte man fast erwarten, dass Mary jetzt mal in Richtung Metal driftet, aber das ist wohl eher nicht so ihr Ding. Wieder ein einnehmender Uptempo-Pop Punk Song, bei dem mir persönlich allerdings im Chorus die Leadgitarre ein wenig zu präsent ist. Den Mitsing-Part hat Mary hier gleich mit eingebaut, der wartet mit einer soliden Bass-Untermalung auf, das ist sehr cool gemacht! In Richtung Metal geht’s dann aber doch noch, nämlich im letzten Song Give U Anything. Das kommt tatsächlich immer mal wieder mit Metal-Riffs um die Ecke, die auch gern eine innige Beziehung mit dem ansonsten eher im Pop Punk stromernden Track eingehen.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.