Über einen Mangel an Kreativität können sich die Jungs von LXO sicherlich nicht beklagen. Das zeigt sich schon, wenn man sich die sehr kurzweilig geschriebene Geschichte auf der Homepage der Band durchliest. Bereits im Jahr 2016 kamen drei Musiker zusammen, um einen Coverauftritt zum 40. Geburtstag ihres Musikschullehrers zu organisieren. Das war der Startschuss zu einer sehr langen Verbindung, die bis heute hält. Die ersten Proben der damals zwischen 16 und 18 Jahre alten Jungs fanden im Kinderzimmer eines der Bandmitglieder statt, damit haben sie aber den Ärger der Nachbarn auf sich gezogen. Ein Proberaum wurde gefunden und umgebaut, so dass es wieder um das wirklich Wichtige gehen konnte: Songs schreiben und produzieren. In der Phase, noch unter dem Namen Line X Out, gab’s dann schon einige Besetzungswechsel, und drei der ersten Singles wurden mit unterschiedlichen Sängern fertiggestellt. Um dem für die Zukunft aus dem Weg zu gehen, beschlossen André, Benni und Alfred in Zukunft als Trio weiterzumachen. Ihr Motto dabei: “We’ll do our best to fuck your ears!”. Gar so schlimm wird’s aber mit der ersten EP Curtains Falling, die am 13.10. veröffentlicht wurde, nicht. 😃
Das relativ schlicht gehaltene EP-Cover ist so eine Art bildliche Umsetzung dessen, worum es auf Curtains Falling geht. Hier haben LXO ein christliches Kreuz mit dem Satanskreuz kombiniert, und es ist ja tatsächlich so, dass „Gut“ und „Böse“ manchmal näher beieinanderliegen, als man es vermutet. Da fällt mir ja sofort der großartige Film Im Auftrag des Teufels aus dem Jahr 1997 ein. Ein junger Anwalt erhält das sehr lukrative Angebot einer großen Anwaltskanzlei, das er natürlich annimmt. Er und seine Frau leben zunächst auf der Sonnenseite, aber das ändert sich relativ schnell. Und viel zu spät muss er feststellen, dass die Kanzlei dem Teufel höchstpersönlich gehört. Dazu passt auch mein Lieblingstrack Rip The Flesh Apart, in dem es darum geht, dass viele Menschen einem Wolf im Schafspelz blind folgen.
Musikalisch setzen LXO diese doch ziemlich nahe beieinanderliegenden Gegensätze sehr cool und vor allem auf hohem Spielniveau um. Dabei nutzen sie die Möglichkeiten, die der Progressive Metal bietet und machen auch immer mal wieder ein paar Schritte in angrenzende Gefilde. Ein ganz klein wenig erinnern sie mich damit an das französische Trio Theraposa. Auch die halten ihre Songs insgesamt eher eingängig, soweit man das im Progressive Metal überhaupt sagen kann. Auch bei LXO laden fette Riffs zum Headbangen ein, bevor es auch mal ruhiger zur Sache geht und sich schon der nächste schöne Melodielauf ankündigt. Dem passt sich auch André mit seinem Gesang an. Mal ziemlich relaxt, dann wieder energischer, auch mal aufbrausend, fast schon zornig klingt seine Stimme. Dank des sehr gelungenen Mix darf ich auch die Arbeit der Rhythmusfraktion bewundern, wobei mein Ohr als Schlagzeugfan natürlich eher bei Alfred ist. Der rundet gemeinsam mit Benni den Sound des Trios perfekt ab.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.