Ich hatte es ja bereits in unserer News zur Single Postmodernist geschrieben, die Horizon Problem am 11.11. veröffentlicht hatten: zwei Mal durfte ich die fünf bereits live erleben. Beide Male waren sie im Line-Up beim Peace On Earth Metal Festival, und beide Male hatten sie dabei im AZ Aachen Heimspiel. Aber abgesehen von einzelnen Songs gab’s von dem Quintett keine Musik für die heimische Anlage. Das ändert sich jetzt aber, denn morgen erscheint endlich die selbstbetitelte Debüt-EP, die mit den sechs Songs auf ungefähr 27 Minuten Spielzeit kommt. Ein oder zwei mehr hätten es gern sein dürfen, aber ich freue mich ja immer, wenn Bands nach ein paar Singles auch mal mit einem “Gesamtwerk” um die Ecke kommen. Da stecken ja, wie mir in vielen Gesprächen mit Bands aus den unterschiedlichsten Genres immer wieder bestätigt wurde, nicht nur viel “Blut, Schweiß und Tränen” drin, sondern auch oft ein nicht unbeträchtlicher Geldbetrag.
Normalerweise schreibe ich in meinen Reviews auch immer, welche Songs meine Favoriten sind. Da ich aber Fabio angekündigt hatte, dass man das sicherlich auch während des Lesens herausfinden kann, verkneife ich mir das ausnahmsweise mal. Also Fabio, ich bin gespannt, wie gut du kombinieren kannst! 😀
Mit Postmodernist geht’s los, und damit legen Horizon Problem die Messlatte gleich zu Beginn ordentlich hoch an und zeigen auch, dass sie die Entwicklung des Metalcore definitiv nicht verpennt haben. Auf der Bühne sehen Patrick und Martin ja aus, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte, aber was die ihren Instrumenten da teilweise entlocken, finde ich echt bemerkenswert. Da kann man dann tatsächlich auch auf einen Bassisten verzichten, wobei Marc mit seinem Schlagzeugspiel sowieso noch zusätzlich für mächtig Druck sorgt. Dem kann Fabio mit seinen sehr geilen Shouts und Growls ordentlich was entgegensetzen. Und Isa hat mir auch bereits live bewiesen, dass man sie definitiv nicht unterschätzen sollte. Ihr Gesangsstil kommt manchmal fast schon unterkühlt daher, aber genau damit können Horizon Problem bei mir ebenfalls punkten, denn ich mag es, wenn Bands mal was anders machen, als ihre Kollegen. Mit Infinity haben Horizon Problem gleich den längsten Song der EP an die zweite Stelle gesetzt. Im direkten Vergleich zu Postmodernist hätte es wohl jeder Song schwer, aber Infinity kann für mich tatsächlich nicht ansatzweise mithalten. Positiv erwähnen kann ich da eigentlich nur den Breakdown, aber der Song an sich mäandert nur vor sich hin und erscheint mir ziemlich uninspiriert. Mit dem folgenden Drowning machen Horizon Problem aber wieder Boden gut. Patrick und Martin dürfen sich wieder mehr ins Zeug legen und lassen insbesondere in den sehr geilen Uptempo-Parts ihre Finger in halsbrecherischer Manier über die Saiten flitzen. Und dass Isa nicht nur unterkühlt, sondern auch sehr emotional singen kann, beweist sie im Chorus, der ihre Stimme in schwindelerregende Höhen führt. Mit der sehr ruhigen Bridge und dem großartigen Solo können Horizon Problem mich dann auch tatsächlich überraschen.
Die zweite Hälfte der EP wird von Hollow Words eingeläutet, und ich bin sehr gespannt, ob Horizon Problem jetzt weiter auf dem aufsteigenden Ast bleiben. Und da schießt mir schon gleich nach einigen Sekunden nur eins durchs Hirn, nämlich “Heilige Scheiße”! Übelst geiler Track, der mit sehr souverän gesetzten Tempowechseln auftritt, und einem sehr eingängigen Chorus aufwartet. Und auch hier haben Horizon Problem die Gesangsparts nicht nur ausgewürfelt, sondern wohlbedacht verteilt. Das merkt man auch beim folgenden Voice. Da ist Fabio wieder für die Strophen zuständig, der Härtegrad nimmt deutlich zu. Durch die im Hintergrund wabernden Synthies kriegt der Track so einen kleinen Sci-Fi-Kick, das erinnert mich ein wenig an die Hamburger Band Aeons Confer. Die sind allerdings eher im Melodic/Technical Death Metal unterwegs. Und dann kommt mit Ragnarok auch schon der letzte Song der EP. Der Songtitel verwundert mich ein wenig, solche Namen kenne ich eher von Bands wie die von mir heiß und innig geliebten Wardruna oder Heilung. Aber wenn es deren Folk/World Music in Metal gäbe, dann wäre es genau dieser Track. Ob Horizon Problem sich beim Songwriting nun von der nordischen Mythologie oder doch eher dem Spiel haben inspirieren lassen, würde mich tatsächlich mal interessieren. Aber für mich ist das die perfekte Vertonung des in der nordischen Mythologie beschriebenen Kampfes der Götter und Riesen und ein großartiger Abschluss für diese EP. Da darf dann “natürlich” wieder hauptsächlich Fabio ran, dem ich bei den Aufnahmen für diesen Song gern mal zugeschaut hätte. 😀
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.