Das erste Lebenszeichen der Hamburger Band Gaztrea gab’s im Mai 2018. Da waren sie noch ein Trio. Als ich sie dann im Dezember zum ersten Mal bei ihrer Show in Recklinghausen sah, war die Band aber zum Quintett herangewachsen, und als ich sie im April 2019 in Essen zum zweiten Mal live erleben durfte, waren sie ebenfalls noch zu fünft. Im Juni 2019 erschien das Debütalbum Incantation, aber nach drei Singles aus 2020 wurde es erstmal ruhig um die Band. Zusammengeschrumpft auf ein Quartett meldeten sie sich dann im vergangenen Jahr mit einigen Songs zurück, und am 07.07. veröffentlichten sie ihr zweites Album Celestia. Das kommt mit seinen zehn Songs auf eine Spielzeit von ungefähr 38 Minuten.
Ohne auf einzelne Tracks einzugehen (das würde dieses Review auf eine epische Länge ziehen), kann ich doch schlicht und ergreifend “nur” feststellen, dass Gaztrea mit Celestia eine explosive Fusion aus Alternative Metal, Metalcore und Synthwave liefern. Das Album zeichnet sich durch Abwechslungsreichtum, einen sehr variablen Sänger, energiegeladene Uptempo-Songs und tiefer gestimmte Gitarren aus, die mit sehr klug platzierten Synthwave-Elementen verflochten sind. Ein Highlight von Celestia ist dabei sicherlich die vielseitige Stimme von Kal. Von rauchig-rauer Intensität bis hin zu klaren melodischen Passagen beherrscht er ein breites Spektrum, das den Songs eine zusätzliche emotionale Ebene verleiht. Seine Fähigkeit, zwischen kraftvollen Growls und einprägsamen Refrains zu wechseln, unterstreicht die Dynamik des Albums und sorgt dafür, dass definitiv keine Langeweile aufkommt.
Die Uptempo-Songs auf Celestia lassen die Energie sprudeln. Die Band zeigt hier ihre spielerische Hingabe und Leidenschaft für harte Rhythmen und treibende Gitarren. Tracks wie gleich der Opener Aquarius, mein Favorit Eclipse oder Cosmic Crusade erzeugen mit ihren kraftvollen Drums und pulsierenden Riffs eine packende Atmosphäre, die zum Mitwippen und Mitbangen einlädt. Die tiefer gestimmten Gitarren verleihen Celestia einen brachialen Anstrich, der perfekt zu den aggressiven Aspekten des Albums passt. Sie fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein und verstärken den intensiven Charakter der Musik. Ballade können Gaztrea aber auch, und mit I’m Leaving zeigen sich die Jungs von ihrer gefühlvollen Seite. Tatsächlich eher nicht meins, aber der Song bietet natürlich einen gelungenen Kontrast zu den Uptempo-Tracks und verleiht dem Album eine emotionale Tiefe. So wird vom ersten Song bis zum letzten Ton deutlich, dass Gaztrea ihre musikalischen Grenzen ausloten und sich sehr experimentierfreudig zeigen.
In puncto Abwechslung enttäuscht Celestia keineswegs. Gaztrea beweisen nämlich ein sehr gutes Gespür für Nuancen und wechseln geschickt zwischen brachialen Metalcore-Riffs, atmosphärischen Synthwave-Elementen und eingängigen Melodien. So schaffen sie es mühelos, diese beiden Genres nahtlos zu verbinden. Und um die komplette audiovisuelle Palette abzudecken, gibt’s Celestia auch in einer exklusiven Artbook-Edition, in der sich der sowohl skurrile als auch düstere Stil von Gitarrist und Visual Artist Momo widerspiegelt.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.