Autor:
Lesedauer ca. 3 min.

Disminded – The Vision

Künstler:

Disminded

Herkunft:

Wesel, Deutschland

Bandmitglieder:

Kevin (Gesang)
Auer (Gitarre)
Bürste (Bassgitarre)
Kalle (Schlagzeug)

Link:

Album:

The Vision

Genre:

Death Metal

Erscheinungsdatum:

03.03.2023

Tracklist:

01. A Melting Of Worlds
02. Nightmare
03. Unleash Hate
04. Judgement Day
05. Coro-Nation
06. Final Prayer
07. World War 3
08. Dead Water
09. The Cult
10. New God Rising

Die Weseler Band Disminded wurde tatsächlich bereits im Jahr 2009 gegründet, wobei die Männer damals wahrscheinlich noch Teenager gewesen sind. 😀 Vier Jahre nach Bandgründung erschien die selbstbetitelte Debüt-EP, der noch zwei Alben, nämlich Out Of The Ashes (2015) und Beheading The Snake (2020) folgten. Schon mit diesen Werken konnten sie einige Aufmerksamkeit in der Szene erlangen. Ich habe das Quartett im Mai letzten Jahres bei einer Show im Krachgarten Wesel entdeckt, und schon zu dem Zeitpunkt deuteten die vier an, dass sie fleißig an neuen Songs werkeln würden. Im Juni habe ich Disminded dann im Treff in Witten und im September noch einmal im Krachgarten wiedergesehen, und irgendwann in diesem Zeitraum sind die Männer zu Tim Schlichting in die Flashback Recording Studios gegangen, um die zehn Tracks, die sich auf The Vision finden, einzuspielen. Das Album erscheint am 03.03. via MDD Records / Black Sunset, und wenn man sich das Cover so anschaut, könnte man meinen, in der Welt von H.P. Lovecraft gelandet zu sein. Wobei die vielleicht gar nicht so weit weg ist von der Welt, in der die Männer von Disminded ihre musikalische Vision umsetzen.

Mit dem Titeltrack geht’s los. Der schleppt sich über den größten Teil der nur zwei Minuten durch eine Art Doom-Morast und geht wohl als Intro durch. Die doomigen Parts nehmen Disminded auch im folgenden Nightmare immer mal wieder auf, das fällt aber angesichts des Death Metal-Vorschlaghammers, als der der Song daherkommt, fast schon hinten rüber. Wenn die Männer einen Albtraum vertonen wollten, ist ihnen das mit Nightmare definitiv gelungen. Da kriegt sogar das sehr gediegene kurze Solo eine eher bedrohliche Note. Der Beginn von Unleash Hate erinnert mich ein wenig an ein Pferd, das kurz vorm Rennen noch unruhig in der Box tänzelt. Aber dann gibt’s das Startsignal und es geht von jetzt auf gleich in den gestreckten Galopp. Da schmeißen uns die Männer echt einen mächtig fetten Hassbrocken vor die Füße. Auch Judgement Day legt ordentlich Tempo vor, und da ich Disminded ja schon bei einigen Shows erleben durfte, sehe ich bei den teilweise fast schon melodischen Riffs vor meinem geistigen Auge, wie Auer sehr konzentriert seine Finger über das Griffbrett flitzen lässt. Immer ein Erlebnis! 😀

Bei Coro-Nation werden dann die Tempowechsel, mit denen nicht nur dieser Track ausgestattet ist, mal besonders deutlich, denn Disminded wechseln hier zwischen High Speed, Uptempo und einem stampfenden Midtempo. Und auch dieser Track kommt natürlich ohne ein sehr cooles Solo nicht aus. Hatte ich zum Song Unleash Hate noch das tänzelnde Pferd erwähnt und mich damit hauptsächlich auf das Schlagzeugspiel bezogen, das teilweise ein wenig aus dem Takt gekommen schien, sitze ich bei Final Prayer ganz gebannt unter meinen Kopfhörern. Bei den Schlagzeugaufnahmen zu dem Track wäre ich gern dabei gewesen, das ist großartig, was Kalle da liefert. Und dass Bürste an den dicken Saiten da mühelos mithalten kann, muss er definitiv nicht mehr beweisen. Weiter geht’s mit dem drittlängsten Track des Albums, und man könnte fast meinen, den haben die Männer schon unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine geschrieben. World War 3 kommt wie ein wahres Trommelfeuer aus meinen Kopfhörern, und Kevins wütendes Keifen und Growlen scheint an Intensität noch zugenommen zu haben. Trommelfeuer gibt’s dann auch im Outro, dieses Mal allerdings mit einer realen Soundkulisse.  

Nach dem drittlängsten kommt der drittletzte Track des Albums. Auch Dead Water wartet mit so einer Art realen Soundkulisse auf, das kurze Intro klingt, als wenn wir auf Tauchgang unterwegs sind. Dann werden die Tauchzellen aber ausgeblasen, und das U-Boot nimmt an der Oberfläche des toten Wassers seine schnelle Fahrt auf. Beim Riff im Intro von The Cult, dem zweitlängsten und vorletzten Song von The Vision, muss ich ein wenig an Hells Bells (AC/DC) denken. Passend zum Songtitel klingen die ersten anderthalb doomigen Minuten fast wie ein Beschwörungsritual, aber im Doom-Morast waten Disminded nicht lange. Der Song kommt streckenweise tatsächlich schon fast im Progressive Death Metal-Gewand daher, damit können mich die Männer dann doch überraschen. Die Länge von etwas über sechs Minuten bei The Cult toppen die Männer dann mit den etwas über sieben Minuten im letzten Song. New God Rising strotzt nur so vor Tempo- und Rhythmuswechseln, da sind Disminded tatsächlich sehr ambitioniert zu Werke gegangen.

Unser Fazit

Ich bin zugegebenermaßen nicht wirklich ein Death Metal-Fan. Live ok, in meinen Playlisten finden sich nur wenige Songs. Daher könnte ich auch nicht sagen, ob man Disminded musikalisch in die Nähe anderer Bands rücken kann oder hier irgendwelche Einflüsse hörbar sind. Für mich ist das schlicht und ergreifend gut gemachter, solider Death Metal, der über die Spielzeit von ungefähr 43 Minuten gut unterhalten kann. Gut unterhalten können die Männer auch live. Wer es als Death Metal-Fan nicht zu einer ihrer Shows schafft, z. B. zur Releaseshow am 11.03. im Krachgarten Wesel, sollte sich dann aber zumindest mal dieses Album auf die Ohren geben.

Unsere Wertung

8.0 von 10.0

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Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.
Jetzt meldet sich das Quartett mit neuem Material zurück und hat am 16.02. die Single "Give It To Me" veröffentlicht.
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