Autor:
Lesedauer ca. 2 min.

decades. – Time Illusion (EP)

Künstler:

decades.

Herkunft:

Kiel, Deutschland

Bandmitglieder:

Niclas (Gesang)
Chris (Gitarre)
Yannik (Gitarre)
Thorben (Schlagzeug)

Link:

Album:

Time Illusion (EP)

Genre:

Metalcore, Modern Metalcore, Progressive Metalcore

Erscheinungsdatum:

12.08.2022

Tracklist:

1. Ocean Deep
2. Lotus
3. Time Illusion
4. Interlude
5. Falling
6. Beyond Existence
7. My Gravity

Aktuell scheint gerade die Metalcore-Szene sehr aktiv zu sein. Das merke ich privat allein schon daran, dass in der näheren Umgebung sehr viele Metalcore-Shows stattfinden. Und bei SYLB melden sich aktuell auch überwiegend Metalcore-Bands. Zu denen gehört auch decades., die sich 2021 in Kiel gegründet haben. Bevor ich überhaupt auch nur einen Ton von ihrer Debüt-EP Time Illusion gehört habe, kann ich den Jungs schon mal insofern ein dickes Kompliment machen, als dass sie mit einem gut ausgestatteten Pressekit aufwarten können.

Wenn ich das Bandfoto von decades. auf dem Pressezettel sehe und dann lese “Ambient Metalcore”, denke ich ja eher an so etwas, wie Widek oder vielleicht noch Plini es spielen. Technisch kommen die beiden Gitarristen Chris und Yannik sicherlich auch erstaunlich nah an die beiden ran. Und mit Progressive-Elementen können decades. genauso aufwarten, wie mit einer ordentlichen Djent-Schlagseite. Aber das Einzige, was auf der EP in Richtung Ambient geht, ist das knapp zwei Minuten lange instrumentale, wunderbar sphärische Interlude in der Mitte von Time Illusion und vielleicht noch einige ruhige, atmosphärische Parts, die fast jeden der Songs einleiten und auch immer mal wieder zwischendrin aufpoppen. Überwiegend kommen die Jungs aber sehr brachial daher, und ich bin manchmal versucht, sie in die Schublade Deathcore zu packen. Sie kommen allerdings tatsächlich ganz ohne Breakdown aus, und die würden zu den Songs auch nicht passen.

Normalerweise picke ich mir ja zumindest einige Songs raus und schreibe dazu ein paar Worte. Zu den einzelnen Songs von decades. könnte ich aber nicht nur ein paar Worte schreiben, denn die Jungs liefern Progressive Metalcore auf technisch sehr hohem Niveau. Die Songs warten mit so vielen Details auf, die ich manchmal erst beim wiederholten Anhören entdeckt habe und die eigentlich erwähnt werden wollen, dass das Review ellenlang würde. Überwiegend halten sie sich dabei im Down- oder Midtempo auf, brechen aber auch gern mal urplötzlich in Uptempo-Passagen aus, wie ein Hase, der einen Haken schlägt, um dem Jäger zu entkommen. Entkommen will ich den Songs aber definitiv nicht, das ist großartig! Und während die beiden Gitarristen immer wieder mit wahnwitzigen Grifffolgen und Riffs brillieren, behält Thorben das sehr progressive Rhythmus-Heft in der Hand und darf sich in den Uptempo-Passagen auch mal mit Doublebase und Blastbeats austoben. Ich hatte mich ja zu Anfang mal kurz gewundert, dass decades. ohne Bassisten arbeiten, den brauchen sie bei den beiden Achtsaitern aber tatsächlich nicht. Und so kann sich der eine dann auch mal einem schönen Tapping (wie in Lotus oder Time Illusion) widmen, während der andere ein paar Tonhöhen tiefer seine Riffs durchzieht. Damit geben die drei den Rahmen für Niclas vor, in dem er sich mit seinen geilen Shouts und Growls frei entfalten kann.

Unser Fazit

Heilige Scheiße! Genau das habe ich nach der ersten Minute von “Time Illusion” gedacht. Da hatte ich mich auf eine ziemlich relaxte Listening Session eingerichtet, und da kommt so ein amtliches Brett aus den Kopfhörern! Ich weiß ja nicht, wie alt die Jungs sind. Aber gerade in letzter Zeit habe ich, auch bei meinen Konzertbesuchen, einige Bands entdeckt, deren Mitgliedern ich maximal irgendwas um die Ende 20/Anfang 30 Jahre geben würde. Bei denen ist die Instrumentenfraktion schon auf einem sehr hohen Niveau, und alle sind auch mit richtig geilen Shoutern ausgestattet. Ebenfalls aufgefallen ist mir, dass die Songwriting-Qualitäten mächtig angezogen haben. In diese Riege können sich decades. definitiv einreihen. Wenn die jetzt schon mit ihrer Debüt-EP ihre eigene Messlatte so hoch legen und dieses Niveau mindestens halten können, dürfen sich die etablierten Bands aber sehr warm anziehen.

Unsere Wertung

9.5 von 10.0

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