Bereits im Juli 2021 hatte sich die österreichische Band Blood and Champagne zum ersten Mal bei uns gemeldet und ihre damals aktuelle Single Don’t You Walk Away From Me vorgestellt. Im gleichen Jahr erschien dann auch die Debüt-EP First Blood, und Andreas hatte sich in seinen Reviews zur Single und zur EP sehr angetan gezeigt. Jetzt steht also die nächste EP in den Startlöchern. Wie schon First Blood kommt auch A Gentle Creature mit fünf Songs daher. Die sind in den Jahren 2014 bis 2022 entstanden, und somit setzt diese EP auch einen Schlusspunkt der Zeit mit Emanuel und Simon. Die werden nämlich die Band verlassen, die Show am 30.09. wird die letzte für sie mit Blood and Champagne sein. Nachfolger sind aber schon gefunden. Die Spielzeit ist mit 15 Minuten ungefähr zwei Minuten länger als First Blood. Das wird also eine kurze Listening-Session, ob sie für mich auch kurzweilig wird, wird sich zeigen.
Was sich aber nach der Lektüre der Homepage von Blood and Champagne für mich schon mal geklärt hat, ist die Frage, was der Bandname bedeutet: “Der Bandname lehnt an einen Satz von „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ von Fjodor Dostojewski an und sagt aus wie Blut und Gewalt Hand in Hand mit der modernen, zivilisierten Welt gehen”. Den Satz, auf den sich die vier beziehen, haben sie natürlich auch mitgeliefert: “…blood is being spilt in streams, and in the merriest way, as though it were champagne…”.
Jetzt aber genug mit Hochkultur, nach einem (vorläufig) letzten Blick auf das von Stefan Beham (SBÄM Art, Fest & Records) wunderbar gestaltete Cover geht’s mit dem kürzesten Song des Albums los. Inner Vacuum überschreitet gerade mal die Zwei-Minuten-Marke, und ich muss mich tatsächlich erstmal entscheiden, was ich von Alexandras Gesang halten soll. Der ist nämlich erstaunlich variabel und macht mit zunehmender Hördauer immer mehr Spaß. Eingängige Lyrics, ordentlich Tempo und vor allem ein sehr cooler Bass ergeben auf jeden Fall eine gelungenes Zusammenspiel von Text und Rhythmus. Die Riffs hat man auch beim folgenden I Can’t Stop It sehr schnell verinnerlicht, aber auch hier zeigt sich im Chorus, wie gut Alexandra, Oliver und Emanuel gesangstechnisch harmonieren. Zu dem Song haben Blood and Champagne jetzt auch ein sehr cooles Video veröffentlicht, das auch zeigt, was man mit KI alles machen kann. Looper Boy kommt zwar mit einem sehr soliden Solo und gediegenen Gangshouts daher, fällt meiner Meinung nach aber ein wenig ab (wobei ich mir nach Besuchen von Bandcontests oft die gleiche Frage stelle, die hier zum Schluss zu hören ist 😃). Mit dem Song Hate Yourself, der den Bass auch mal ins Rampenlicht rückt, kommen die vier dann aber auch wieder auf die richtige Spur. Der kürzeste Song steht am Anfang der EP, der längste am Ende. Auf 4:15 Minuten kommt Hero, bei dem Blood and Champagne es mal was langsamer angehen lassen. Dass die Gitarre beim Solo leicht “verkratzt” klingt, soll wohl so sein. Ob der Satz “You are strong enough to be your own damn hero” aber wirklich so gemeint ist, wie er sich liest, oder vielleicht doch eher sarkastisch, kann wohl jeder nach dem Hören selbst beantworten. 😉
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.