Bei uns melden sich nicht nur Künstlerinnen, Künstler oder Bands, sondern wir kriegen auch Mails von Labels oder Agenturen. Eine davon ist Jo! PR, der uns regelmäßig über anstehende Releases oder auch Touren informiert. Bei einer dieser Mails bin ich besonders neugierig geworden, denn da stand was von Singer/Songwriter Folk, Indie Punk und Bluegrass. Das sind nur einige der Worte, die den Musikstil der amerikanischen Band Beyond The Lamplight beschreiben sollen. Die neue Band der beiden Sänger Ian Cook und Andrew Carew, die vielleicht einigen von ihrer gemeinsamen Band Larry And His Flask bekannt sind, veröffentlicht am 07.04. via Flail Records ihr erstes Full Length-Album. Das trägt den Titel Don’t Forget To Leave It All Behind und ist der Nachfolger der selbstbetitelten EP aus Juli 2021. Mit seinen 11 Songs kommt das Album auf ungefähr 44 Minuten Spielzeit.
Drei Songs hatten Beyond The Lamplight bereits vorab veröffentlicht. Im Dezember letzten Jahres ging’s los mit dem Song Shelter. Für den haben sich Beyond The Lamplight noch Verstärkung von Frank Turner geholt. Der Engländer ist schon seit über 15 Jahren als Musiker aktiv, und zwar sowohl solo als auch in verschiedenen “Projekten”. Shelter erzählt von der Liebe zu einem Menschen, der sich von der Außenwelt abgeschottet hat, und den Versuchen, diesen Menschen aus seinem Schneckenhaus zu locken, um ihm nicht nur die Schönheit der Welt, sondern auch die eigene, innere Schönheit bewusst zu machen. Musikalisch würde ich dem Song eine ordentliche Schlagseite in Richtung Folk Rock attestieren. Die zweite Single war dann der Song, der so heißt wie die Band. Beyond The Lamplight hat sich in ein sehr kleidsames Bluegrass-/Country Rock-Gewand gehüllt und sorgt mit seinem Uptempo gleich mal für gute Laune. Es ist eine Hymne an die, die immer alles und noch mehr für das geben, was sie lieben. Nicht nur auf dem Album, sondern auch bei den Vorab-Veröffentlichungen folgt Hiding In Plain Sight. Der erinnert mich musikalisch streckenweise tatsächlich ein wenig an The Clash und könnte mit seinem leichten Swing-Ansatz fast zum Fingerschnippen verführen. Hier gehen die Männer noch einmal zurück in die Zeit des Corona-Lockdowns, als wir in unserem sehr eingeschränkten Umfeld alle lernen mussten, mit Problemen umzugehen, die für uns neu waren.
Bereits mit diesen drei vorab veröffentlichten Songs haben Beyond The Lamplight bewiesen, dass sie den musikalischen Bogen sehr weit schlagen. Andererseits scheinen die Songs wie aus einem Guss zu sein und gemeinsame Wurzeln zu haben, was sich auch bei den restlichen acht Songs nicht anders zeigt. Dabei ist es egal, ob die Männer eher im Folk Punk / Folk Rock unterwegs sind, wie z. B. in The Hill You Choose To Die On, Midnight Sun oder Punch Drunk, eher dem modernen Country Rock / Hard Rock frönen, wie im Titeltrack oder bei Death Of Me. Mit Halfhearted Songs darf dann auch mal Americana den Platz im Scheinwerferlicht einnehmen, und der letzte Song The Current nimmt noch einmal Kurs in Richtung Bluegrass. Und egal, ob akustische oder elektrische Gitarre, ob Banjo oder Bassgitarre, die Saitenfraktion ist mit wahren Fingerakrobaten besetzt, die so wunderbar mit den Drums um die Wette zu spielen scheinen. Dazu der tolle Gesang, so macht das sehr viel Spaß! Da eine Tour durch Europa aktuell leider nicht ansteht, kann ich für so eine Art Live-Feeling die Aufzeichnung des kompletten Sets beim Bridge City Fest 21 sehr empfehlen.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.