Dass es die Band Battlesword schon was länger gibt, war mir ja klar. Aber als ich dann im Pressetext las, dass die Bandgründung schon 23 Jahre zurückliegt, ist mir dann doch die Kinnlade runtergeklappt. Das Besetzungskarussell hat sich in diesen Jahren doch oft gedreht, und wenn ich es richtig gesehen habe, ist nur Drummer Andreas von der ursprünglichen Besetzung übriggeblieben. Auch nach dem letzten Album And Death Cometh Upon Us aus November 2019 mussten gleich zwei Positionen neu besetzt werden, nämlich die der beiden Gitarristen. Bislang haben Battlesword drei Full-Length-Alben, eine EP und eine Maxi veröffentlicht. Und da genau diese Maxi The 13th Black Crusade aus dem Jahr 2008 schon seit langem restlos vergriffen ist, haben es die drei Songs davon nach einem Remastering als Bonustracks auch auf dieses Album geschafft. Insgesamt kommt Towards The Unknown, das wieder über MDD Records/Black Sunset veröffentlicht wurde, damit auf eine Spielzeit von 44:30 Minuten.
Mit dem kurzen Intro Departure geht die Reise in das Unbekannte im wahrsten Sinne des Wortes, oder besser “deutlich hörbar”, los. Wir befinden uns auf einem Segelschiff, die Planken knarren, die Wellen klatschen an den Schiffsrumpf, der Wind weht. Und dann zeigt sich nicht nur das Wetter sehr wechselhaft, sondern auch Battlesword. The Awakening ist tatsächlich so etwas wie ein Weckruf. Und auch, wenn die Männer es nicht mehr hören oder lesen mögen, aber wer hier nicht an die alten Sachen von Amon Amarth denkt, sollte seine Ohren mal untersuchen lassen. Und es gibt sicherlich schlechtere Referenzen. Feiner Melodic Death Metal mit ordentlich Wumms aber auch schönen Melodien und einem gut aufgelegten Axel am Mikro. Das direkt danach gesetzte To Become The Wolf kann dieses hohe Niveau meiner Meinung nach aber nicht halten. Auch das bereits vorab veröffentlichte Terra Combusta prescht dann aber wieder mit Volldampf nach vorn und lässt den Schwedenstahl-Hammer kreisen. Massive Gitarrenwände sind auch hier genauso vertreten, wie schöne Parts der Leadgitarre, während die Rhythmusfraktion das Schiff auf Kurs hält.
Aber Battlesword preschen nicht nur mit nach oben gereckter Faust vorwärts. The Shores Of I wartet tatsächlich mit einer ruhigen Bridge auf, die mich beim ersten Hördurchlauf mehr oder weniger kalt erwischt, denn die hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Danach nehmen Battlesword den Faden zwar relativ zügig wieder auf, aber ich bin erstmal raus. 😀 Mein Favorit kommt aber mit Hound Of Hades. Allein das Intro ist, genau wie das von The Shores Of I, großartig. Und hier möchte ich auch endlich mal die geile Arbeit von Andreas hervorheben, der die Toms, die Becken und die Basedrum wie ein Berserker bearbeitet. Das tolle Spiel der Leadgitarre, das sich im Chorus um die Growls von Axel windet, ist auch einer dieser kleinen “Spielereien”, die den Ohren auch mal was an Abwechslung bieten. Das Cover von Towards The Unknown dürfte wohl auch in Verbindung mit Hades stehen. Ob hier der Fährmann Charon dargestellt wird, der einen nur gegen die Zahlung eines Obolus über den Fluss Styx bringt, und die weiße Gestalt eine der Seelen ist, die eben diesen Obolus nicht bezahlen konnte und somit dazu verdammt ist, viele Jahre zu warten, bis Charon sie schließlich unentgeltlich übersetzt, weiß ich natürlich nicht. Aber ist ein schönes Gedankenspiel. 🙂 Mit dem letzten neuen Track Backstabber setzen Battlesword dann noch einmal Segel, die vom Wind ordentlich aufgebläht werden und das Schiff zügig über den Ozean treiben.
Nicht uninteressant sind auch die drei Bonustracks, die ja mittlerweile über zehn Jahre auf dem Buckel haben. Ich höre sie jetzt zum ersten Mal. Dass sie nicht so ganz ins Hier und Jetzt passen, geschenkt. Aber dass die Maxi, auf der sich diese Tracks ursprünglich mal fanden, restlos vergriffen ist, kann ich nachvollziehen. Ich weiß zwar nicht, welche Bands sich damals noch im Melodic Death Metal bewegt haben, aber Battlesword dürften zu der Zeit mit zur Speerspitze der Undergroundszene gehört haben. Diese Position haben sie für mich auch nach wie vor inne, auch wenn Towards The Unknown für mich nicht an das Vorgängeralbum And Death Cometh Upon Us ranreichen kann.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.