Tja, kaum habe ich das drölfzigste Review zum Release eines Soloacts geschrieben, meldet sich auch schon der nächste bei uns. 😃 Daniel ist schon relativ lange als Musiker aktiv, und genauso lange hat er auch die Idee im Kopf, ein Soloprojekt zu gründen. Zunächst war er aber als Sänger in Bands aktiv und sammelte mit seiner ersten Band Try To Infect auch erste Bühnenerfahrungen. In der später von ihm gegründeten Band Sleepers schaute er dann auch Gitarrist Yannick über die Schulter, der sich um das Recording und die Produktion der EPs und Alben kümmerte. Als dann ab dem Frühjahr 2020 zu Hause bleiben angesagt war, vertiefte Daniel seine Kenntnisse auch auf diesem Gebiet, legte sich eine neue Gitarre zu und veröffentlichte bereits Mitte 2020 als American Trailways seine erste Single. Im August 2020 erschien die Debüt-EP There Is No Heaven And We All Die Alone, und am 30.11. hat Daniel mit dem American Trailways-Debütalbum Like The Candles On The Grave nachgelegt. Die zehn Songs bringen das Album auf ungefähr 40 Minuten Spielzeit, wobei am Ende mit Dead.End.Rewind ein knapp achtminütiges Monster lauert.
Eins vorweg: Daniel hat seine Musik mit Metalcore getaggt, und das Remaster der Single B.L.M. wurde auch auf dem YT-Kanal von Core Community geteilt (wobei der Song tatsächlich Metalcore ist). Aber wenn das, was auf Like The Candles On The Grave zu hören ist, Metalcore sein soll, habe ich entweder irgendeine Entwicklung verpasst, oder Bands wie Pathwalker, Torrential Rain oder Dead Phoenix müssen sich schleunigst ein neues Genre suchen. Für mich sind die im Grunde nur im Downtempo gehaltenen Tracks dem Post Metal zuzuordnen, wenngleich sie leider deren wunderbare Variabilität und auch Komplexität vermissen lassen. Das sollte man im Hinterkopf behalten, bevor man das Album startet.
Der Name des ersten Songs ist Programm. Depression Party kann ja tatsächlich auch mit schnelleren Passagen aufwarten, und Shouts und Screams beherrscht Daniel. Überwiegend bewegt sich der Track aber im Downtempo und wartet dann mit einem Gesang auf, den ich fast als Trauergesang bezeichnen würde. Auch der Titeltrack oder King Of Nothing kommen tatsächlich mal aus dem Quark, sind aber ebenfalls durchsetzt mit sehr vielen Downtempo-Passagen. Nun habe ich nicht grundsätzlich was gegen Downtempo, aber ein bisschen abwechslungsreicher hätte das Album schon sein dürfen. Es kommt mir fast vor, als ob Like The Candles On The Grave ein einziger, vierzigminütiger Song ist.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.