Seit über zehn Jahren, genauer gesagt, seit 13, gibt es Ahnenkult nun schon. Ich hatte zugegebenermaßen vorher noch nichts von ihnen gehört, aber das hat sich jetzt dank Adam von Schattenpfade geändert. Gemeinsam mit Einheit Produktionen hat Schattenpfade nämlich das Album Wanderer in einer auf 500 Exemplare limitierten CD-Ausgabe aufgelegt. Das kommt in einem schicken 6-Panel Digisleeve mit Booklet, in dem sich auch die Texte der fünf Songs finden. Die bringen das Album auf eine Spielzeit von knapp 40 Minuten.
Wanderer ist das zweite Full-Length-Album von Ahnenkult. Im Gründungsjahr erschien bereits die Demo Kult, der zwei EPs folgten (Allmacht in 2014 und Götterkult in 2015). Zu hören sind Ahnenkult auch auf der Split Mystik mit Carn Dûm. Das erste Full-Length-Album Als das Licht verging, das in der digitalen Version seit Dezember 2022 auch auf der Bandcamp-Seite von Ahnenkult erhältlich ist, erschien in 2018. Wenn ich mir so anschaue, wo Lupus und Khamûl noch alles aktiv sind oder waren (z. B. Chaos Invocation, Narvik, Blazing Dawn, Werwolf), scheint bei denen der Tag mehr als 24 Stunden zu haben. Sehr beeindruckend, wie aktiv die beiden in der Musikszene sind!
Das ungefähr einminütige instrumentale Intro von Moon Ascendant könnte fast so etwas wie die Vertonung des Covers sein. Man hört den Wind wehen, eine Eule lässt ihren Ruf ertönen. Was mir dann sofort auffällt, ist der glasklare Breitwandklang, bei dem eindeutig das wunderbare Spiel der Gitarren im Vordergrund steht. Bassgitarre und Drums finden ihren Platz sehr weit im Hintergrund, was mich persönlich aber tatsächlich nicht stört. Der Sound ändert sich beim folgenden Wanderer Through The Nine Worlds ein wenig, und ich kann tatsächlich auch die Blastbeats erahnen. Aber allein dieses großartige Twin-Guitar-Spiel, das den Gesang von allen Seiten einzuhüllen scheint, verleiht auch diesem Song eine Atmosphäre, die auf dem Cover perfekt abgebildet ist. Man steht in dieser grandiosen Landschaft und lässt deren Erhabenheit auf sich wirken.
Und nicht nur das Cover passt zur Musik. Bei Where Cold Winds Blow Forever ist die Kälte aus jeder Note zu hören, der Sound wird etwas “roher”. Großartige Vocals und wieder mal ein tolles Twin-Guitar-Spiel! Auch After The Last Rain wartet mit den Ahnenkult-typischen Trademarks auf, wobei der Regen die Luft tatsächlich gereinigt zu haben scheint. Die Drums sind hier nämlich besser hörbar, und man kann auch den Bass nicht nur erahnen. Im Outro klingt es für mich eher, als ob jemand durch Schnee stapft, vielleicht hat ja der Wanderer mittlerweile die schneebedeckten Berge erreicht, die auf dem Cover des Albums zu sehen sind.
Waren die ersten vier Songs auf Wanderer noch um die sechs Minuten lang, haben Ahnenkult mit Luminaires Beyond The Horizon einen mehr als doppelt so langen Track ans Ende gestellt. Etwas über 14 Minuten lang ist er und kommt überwiegend recht getragen daher. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, schaffen es Ahnenkult mit diesem Song, das Album mit einer unglaublichen Intensität abzuschließen, die nicht nur durch das Zusammentreffen beider Gesangsstimmen ungefähr zur Mitte des Songs erzeugt wird. Beim ersten Hören war ich ein wenig überrascht, das Ende des Songs schien mir sehr schnell gekommen zu sein. Aber man sollte nicht ungeduldig werden und auf “Stop” drücken, das Warten lohnt sich.
Da es kein offizielles Video zu einem einzelnen Song gibt, füge ich hier mal den kompletten Albumstream von Black Metal Promotion ein.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.