Bereits Anfang Januar meldete sich Kevin bei uns, um uns Agalosio als eine Alternative Metal-Band aus dem Norden vorzustellen und ein Review für die Debüt-EP To Those Who Tremble anzufragen. Einen Soundcloud-Link hatte er gleich mitgeschickt, und schon während des ersten Hördurchlaufs wusste ich, dass da wieder mal eine Perle des Undergrounds darauf wartete, im hellen Licht schimmern zu dürfen. Los ging’s Anfang 2022, als Kevin und Jan nach einem Konzertbesuch beschlossen, gemeinsam Musik zu machen. Die Band, die die beiden damals live erlebt haben, war übrigens Tool, das darf man für den letzten Song Threshold gern im Hinterkopf behalten. 😉 Nachdem Gitarrist VV im Juni zur Band stieß, spielten die drei erste Sessions im Proberaum und schrieben erste Songs. Als Uta dann im Oktober das Trio zum Quartett machte, konnten die vier kurze Zeit später auch ihre erste Show spielen. Da nannten sie sich noch Blank Acknowledgements. Unter dem Namen veröffentlichten sie auch Songs, bevor dann die Umbenennung in Aglasio erfolgte. Sehr schön beschrieben ist das alles in der Bandinfo, in der mir ein Satz besonders aufgefallen ist, weil er den Nagel auf den Kopf trifft: „…Aglasio mäandern zwischen der Schönheit der Simplizität und dem instrumentalen Wahnsinn…“. Das kann man sich auf der EP To Those Who Tremble zu Gemüte führen, die am 02.02. das Licht der Welt erblickt hat. Aufgenommen und produziert wurde die EP bei TuneWorks Recording in Rostock.
Mit ungefähr 26 Minuten, wartet To Those Who Tremble auf, und Aglasio zeigen im ungefähr dreißigsekündigen instrumentalen Intro noch nicht ansatzweise, was für eine progressive Schönheit sie da erschaffen haben. Dabei überspringen sie leichtfüßig irgendwelche Genregrenzen, weben Grunge-Fäden genauso in ihren Sound, wie Progressive Rock- und Metal-Elemente. Dazu beigetragen haben sicherlich die unterschiedlichen musikalischen Einflüsse, die die Bandmitglieder beim Songwriting mitgebracht haben. Die reichen von Dream Theater über Queen und Led Zeppelin bis hin zu den bereits genannten Tool. Und trotz der teilweise vertrackten Melodien und komplexen Rhythmen bleiben sie, zumindest für Progressive-Fans, noch zugänglich.
Bei all der musikalischen Genialität und vor allem der spieltechnisch sehr versierten Instrumentenfraktion sollte man auch mit einem Ohr bei den Texten bleiben. Für die war Sänger Kevin zuständig, der hier auch über seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen schreibt. Da geht es zum Beispiel um den persönlichen Kick, den viele beim Scrollen durch die Feeds auf den verschiedenen Plattformen suchen, oder auch darum, wie Menschen obskuren und grotesken Verschwörungstheorien verfallen. Sein Gesang ist unglaublich intensiv, variabel und sehr pointiert, was insbesondere beim letzten Track Threshold mehr als deutlich wird. Der ist der längste der EP, kommt auf fast achteinhalb Minuten und war schon nach dem ersten Hördurchlauf einer meiner Favoriten. Ein ganz klein wenig höher würde ich Mantra einordnen, der mit seinen knapp fünfeinhalb Minuten der kürzeste auf To Those Who Tremble ist. Das liegt aber schlicht und ergreifend daran, dass ich eher tempogeladene Songs mag.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.