Jetzt hatte ich gerade was zur neuen Single von Mediøkrist geschrieben, die ihre aussagekräftigen Texte in deutscher Sprache verfassen, da kommt mit Abandon The Past schon die nächste Band um die Ecke, die es genauso hält. Beide sind im Metalcore unterwegs, beide arbeiten auch mit Clean Vocals und elektronischen Samples, beide gucken auch mal über den Metalcore-Tellerrand. Abandon The Past gibt es aber schon länger, nämlich seit dem Jahr 2011. Ich kannte sie bislang nicht, womit wir wieder bei meinem Standardsatz “es gibt so viele richtig gute Bands in der Undergroundszene” wären. Über die bisherigen Veröffentlichungen was rauszufinden, ist nicht ganz so einfach. Wenn ich es richtig sehe, haben die Jungs bislang eine EP und einige Singles rausgehauen. Zuletzt erschien im Juli 2020 der Song Thanatos. Aber die Jungs veröffentlichen nicht nur Musik, sondern waren auch regelmäßig mit ihrem eigenen Podcast auf YouTube vertreten.
Seit geraumer Zeit ist es auf dem Facebook-Kanal von Abandon The Past bunter geworden, die Fans wurden auf dem Weg bis zur Veröffentlichung regelmäßig mit Updates, kurzen Storys und Videos versorgt. Und vergangenen Freitag war es dann soweit, und die Jungs haben sich mit der Veröffentlichung ihrer neuen EP auch nicht davon abschrecken lassen, dass es Freitag, der 13. war. Abergläubisch sind sie also wohl eher nicht, und das hört man auch den Texten der sechs Songs auf Und Endlich an. Da geht’s nämlich um das Leben an sich und alle Höhen und vor allem Tiefen, die es so mit sich bringt.
Musikalisch beackern Abandon The Past ein ziemlich breites Feld, wobei sie für sich das Beste aus den Genres rauspicken und ihren eigenen Sound draus machen. Oder, um das Statement auf ihrer Homepage zu zitieren: “…haben an ihrem Stil festgehalten, sich an keinem Stil festzuhalten.” Das ruhig gehaltene Die Klippe sticht ein wenig heraus, bewegt sich fast schon im Alternative Metal. Aber gleich das folgende Im Angesicht des Todes ist ein sehr cooler Metalcore-Track mit ordentlich Hardcore-Schlagseite, und nicht nur hier liefern die zwei Gitarristen sehr coole Riffs. Eros kommt mit einem sehr eingängigen Chorus daher, während die Strophen so einige progressive Elemente enthalten, die plötzlich wie messerscharfe Felsspitzen aus der rauen See herausragen, die die Navigation ein wenig vertrackt machen.
Vertrackt ist gar nichts an Das letzte Licht. Hier haben sich Abandon The Past Unterstützung durch Imen Awag geholt, den einige vom Duo The New Cancer kennen könnten. Fast wie eine Powerballade kommt der Song daher. Den krassen Kontrapunkt dazu setzt Manie, der Metalcore-Track geht absolut nach vorn und kann auch mit einem geilen Breakdown aufwarten. Und dann kommt auch schon der letzte Song Elysion. Bewegen sich die restlichen Tracks alle um die vier Minuten herum, tickt bei Elysion der Sekundenzeiger tatsächlich 336-mal. Davon ist aber keine Sekunde langweilig. Metalcore meets Post Hardcore könnte man sagen, und definitiv mein Favorit.
Leider gibt es außer dem Album nichts, was man sich von dem Quartett anhören kann. Allerdings kommt "Smell Your Soul" mit 13 Tracks daher, die für eine Spielzeit von knapp 50 Minuten sorgen.