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Lesedauer ca. 3 min.

11redearth – Volcano (EP)

Künstler:

11redearth

Herkunft:

Bad Münstereifel, Deutschland

Bandmitglieder:

Simeon (Gesang und Didgeridoo)
Fabio (Gitarre)
Niels (Bassgitarre)
Jochen (Schlagzeug)

Link:

Album:

Volcano (EP)

Genre:

Doom

Erscheinungsdatum:

06.06.2023

Tracklist:

1. Hauyn (Intro)
2. Demon
3. Reflection Zero
4. Branded
5. Genesis 11

Es ist schon über drei Jahre her, dass ich 11redearth zum ersten Mal live erleben durfte. Im Januar 2020 spielten sie in Köln in der Halle am Rhein, und als ich das Didgeridoo auf der Bühne sah, war mein Interesse natürlich geweckt, bevor die Männer überhaupt einen Ton gespielt hatten. Mit ihrer sehr intensiven Show hatten sie mich dann ziemlich schnell gekriegt. Als ich 11redearth entdeckt habe, gab’s die Band schon seit ungefähr sechs Jahren, und auf ihrer Bandcamp-Seite findet sich zumindest ihr selbstbetiteltes Album aus dem Jahr 2017. Das soll jetzt aber Gesellschaft kriegen, die EP Volcano ist produziert, gemixt und gemastert und steht sozusagen in den Startlöchern. Das Motiv auf dem Cover, der ausbrechende Vulkan, setzt dabei perfekt die Musik von 11redearth ins Bild um. Die Männer selbst bezeichnen es als „Experimental Eifel Noise“, und die Einflüsse reichen von Black Sabbath und Led Zeppelin über Tool und Kyuss bis hin zu Rage Against The Machine. Genauso vielfältig, wie die musikalischen Einflüsse ist auch die Herkunft der Bandmitglieder. Die kommen nämlich aus der Eifel, aus Hessen, aus Italien und aus den Niederlanden.

Aber genug zur Bandgeschichte, wenden wir uns dem Intro und den vier Songs zu, die die EP auf eine Spielzeit von immerhin ungefähr 26 Minuten bringen. Die ersten knapp zwei Minuten davon gehören dem Instrumental Hauyn (Intro), das den ausgeprägten Hang der Band zum Doom gleich mal auf den Punkt bringt. Es ist, als ob einer der vielen erloschenen Vulkane tief in der Eifel wieder zum Leben erweckt ist und die Lava sich in einem dickflüssigen, zähen Strom unaufhaltsam ihren Weg ins Tal bahnt. Und genau dieses Bild darf man auch weiterhin im Kopf behalten, wenn sich der Gesang von Simeon aus dem sumpfigen Doom-Untergrund der vier Songs erhebt. Mal rau und düster, mal aufbrausend und wütend, mal mit erhobener Stimme und fast schon anklagend schält sich der Gesang aus den Songs hervor. Manchmal scheint es, als ob er im Klangmorast der Instrumentenfraktion untergeht, und das vor allem, wenn die Männer eine der mächtigen Walls Of Sound aufbauen. Aber die Jungs können sich auch zurücknehmen, und das insbesondere dann, wenn das Didgeridoo an der Reihe ist (was allerdings nicht oft vorkommt).

Zurücknehmen kann sich die Instrumentenfraktion auch in Demon. In diesem Song geht es darum, dass wir unsere inneren Dämonen nicht besiegen aber sehr wohl zähmen können, wenn der Wille stark genug ist. Demon kommt auch mit Sprechgesang daher, hier wechselt Simeon in seiner Ansprache an den inneren Dämonen in die deutsche Sprache. Der hat aber die passende Antwort parat, die Wall Of Sound, die die Männer hier aufbauen, ist scheinbar übermächtig. Das fast schon im Funeral Doom wildernde Intro zu Reflection Zero könnte nicht passender sein, um zu dem hinzuführen, womit sich dieser Song beschäftigt. Es geht nämlich darum, wie wir mit unserem Heimatplaneten umgehen. Die kritische Selbstreflexion dazu kann einen tatsächlich auch in Rage versetzen, was 11redearth musikalisch sehr schön im erhöhten Tempo widerspiegeln. Auch mit einem sehr coolen Gitarrensolo kann der Song aufwarten. Das gibt’s auch im folgenden Branded. Wie es der Songtitel schon sagt, geht es darum, dass unsere Herkunft und die Art, wie wir aufgezogen wurden, uns einen Stempel aufdrückt und sich auch auf unser Handeln auswirkt. Und auch der letzte Song liefert schon im Titel einen Hinweis darauf, worum es gehen könnte. Wobei man hier auch auf einen falschen Pfad geraten könnte. Genesis 11 erzählt nämlich nicht, wie es die Bibel tut, vom Turmbau zu Babel oder den Erzvätern, sondern im Gegenteil, vom Widerstand gegen die Übermacht der Religionen. Fast wie eine Fortsetzung zu Reflection Zero wirkt dieser Song, der feststellt, dass die Zeit des Jüngsten Gerichts gekommen ist. Dementsprechend wütend poltert der Song aus den Boxen, und 11redearth befreien sich aus dem Doom-Sumpf, um mal in gemäßigten Hardcore-Gefilden zu wildern.

Zum Song Demon hatten 11redearth ein Video auf YouTube hochgeladen, das während ihrer Show im Sonic Ballroom, Köln, erstellt wurde. Der Klang ist relativ gut, und es ist das einzige Video mit einem Song dieser EP. Darum gibt’s das hier.

Unser Fazit

Ich muss ja ehrlich sagen, dass Doom nicht zu den Genres gehört, die sich in meinen Playlisten finden. Und auch live ist eigentlich 11redearth die einzige Band, die ich schon mehrfach und immer gern gesehen habe. Das liegt dann auch hauptsächlich daran, dass Simeon eine Rampensau par excellence ist. Wirklich Erfahrung mit diesem Genre oder gar Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Doom-Bands habe ich dementsprechend nicht. Aus diesen Gründen fällt es mir relativ schwer, “Volcano” möglichst objektiv zu bewerten. 11redearth schaffen es aber mit ihren Tempowechseln zumindest, dass mir die Spielzeit nicht länger erscheint, als sie tatsächlich ist. 😀

Unsere Wertung

7.5 von 10.0

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