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Todsünde Heimatfest am 21.08.2021 in der Tank-Stelle, Dormagen

Eventname:

Todsünde Heimatfest

Künstler:

(in alphabetischer Reihenfolge) Crud, Mantikor, Neurotox, Ochmoneks, Soundclutch, Todsünde

Ort:

Tank-Stelle, Dormagen

Datum:

21.08.2021

Genre:

Deutschrock, Punkrock, Rock, Dark Rock, Gothic Metal

Veranstalter:

Todsünde

Nachdem ich für die Blattturbo Benefizshow in Euskirchen doch eine längere Strecke fahren musste, liegt der Veranstaltungsort heute fast in der Nachbarschaft. Eine knappe halbe Stunde auf der A57, und schon bin ich in Dormagen. So treffe ich dann weit vor Einlass an der Tank-Stelle ein, aber nachdem wir überpünktlich reingelassen werden, können wir uns erstmal an einem der Steh- oder Biertische niederlassen und das erste Kaltgetränk genießen und uns einen ersten Eindruck verschaffen. Noch scheint ja die Sonne…

Die scheint auch noch, als Soundclutch als erste Band des Tages auf der Bühne stehen. Das bereits anwesende Publikum ist noch etwas zögerlich, der Abstand zur Bühne wird nicht verringert. Aber die vier geben alles. Irgendwann im Jahr 2019 gegründet, haben sie sich der Rockmusik im Stile von Alice In Chains oder Audioslave verschrieben, was sie mit Songs wie Gasoline oder Rage beweisen. Aber sie machen auch gern mal Ausflüge in den waschechten Heavy Metal und mit Baggy Pants (wenn ich es mir richtig gemerkt habe) zeigen sie, dass sie auch keine Berührungsängste mit NU Metal haben. Da muss ich dann auch mal meine Kamera weglegen, der Song verlangt nach Bewegung! Zwischen den Songs gibt’s immer mal wieder An- und Absagen, bei denen sich Sänger Kjell und Schlagzeuger Roland gern mal die Bälle zuspielen. Sehr lustig, was die da teilweise von sich geben. 😀

Dann tritt mit Ochmoneks die erste Deutschrock-Band des Tages an. Die gibt es schon etwas länger als Soundclutch, denn Ochmoneks, die aus Düsseldorf angereist sind, gibt es schon seit dem Jahr 2015. Seitdem konnten sie auch schon zahlreiche Auszeichnungen ergattern, z. B. Sieger in den Kategorien “Bester Sänger” und “Bestes Album” beim Deutschen Rock & Pop Preis 2018. Zwei Alben haben Ochmoneks bereits veröffentlicht, nämlich In Dur (2017) und Da Capo (2019). Das neue Album Gegenwind erscheint dieses Jahr am 01.10. Und man merkt Dirk schon den Stolz an, als er verkündet, dass man als Support für Unantastbar ausgewählt wurde. Nicht nur bei Songs wie Bleib Gefährlich oder Bis Zum Abspann zeigen sich die Fans vor der Bühne außerordentlich textsicher, und Dein Stolzer Sohn lädt natürlich zu einem Singalong-Spielchen ein.

Die nächste Band ist dann die einzige des heutigen Tages, von der ich schon Musik gehört habe, denn ich durfte ein Review zum Album Momentaufnahme schreiben. Jetzt also endlich mal Mantikor live und in Farbe. Das Publikum hat sich scheinbar bei Ochmoneks fürs erste genug ausgetobt, die Reaktionen sind (leider) wieder ein wenig zurückhaltender. Aber das kann Daniel, Rainer, Benny und Kim nicht sichtlich beeindrucken, und so steigen sie energiegeladen mit einem meiner Lieblingssongs vom Album ein, nämlich Das Glück Ist Eine Hure. Voll aus dem Leben gegriffen, wie alle Texte von Mantikor, kann ich hier im Geiste nur zustimmen und fleißig mitsingen. Die Reihenfolge der Songs auf der Setliste von Mantikor folgt der auf dem Album, so kommt mein zweiter Lieblingstrack Fehler Bleiben Fehler an fünfter Stelle, bevor Ewigkeit die Show beschließt.

Mit Crud gibt es jetzt einen krassen Genrewechsel. Von der Band habe ich vorher nie etwas gehört, aber Suchanfragen im Internet verweisen meistens auf eine gleichnamige Band aus den USA. Wenn ich es aber richtig gelesen habe, können die Männer im kommenden Jahr ihr 20jähriges (!!) Bestehen feiern. Heute können sie mich mit ihrem Doom Intro erstmal ein wenig auf eine falsche Fährt führen, denn Doom spielen zwar die amerikanischen Crud, aber die Männer aus Dormagen sind im Gothic Metal unterwegs. Sie sind heute besonders von technischen Problemen geplagt, bei allen drei Kollegen der Saitenfraktion fallen die Funksender aus, und so müssen die beiden Gitarren und auch der Bass irgendwann doch per Kabel mit den Verstärkern verbunden werden. Aber davon lassen sich Crud nicht aus dem Konzept bringen und können nicht nur bei mir mit Songs wie Still Here, Tell Me oder Empty Of Light punkten, bevor nach dem Doom Outro die letzten Klänge von der Bühne wehen.

Bevor die Gastgeber des heutigen Tages auf die Bühne kommen, sind jetzt die Punkrocker Neurotox an der Reihe. Gegründet im Jahr 2013 konnten sie bereits mit den ganz Großen, wie Hatebreed, Ignite oder Agnostic Front die Bühnen teilen. Fünf Alben wurden bereits veröffentlicht, darunter Glaube Liebe Krieg in 2017 und Plan D in 2019. Für das neue Album Egal Was Kommt ist für Oktober dieses Jahr eine kleine Tour geplant, bei der unter anderem auch Mantikor mit auf der Bühne stehen werden. So schließt sich dann der Kreis. Und nachdem sich schon vorher immer mal wieder einige Moshwütige vor der Bühne gezeigt haben, eskaliert es bei der sehr energiegeladenen Show von Neurotox, und so haben nicht nur auf der Bühne, sondern auch davor die Menschen ihren Spaß.

Ich hatte vorher schon immer mal wieder in Richtung Himmel geguckt, da zogen nämlich einige dunkle Wolken auf. Die lassen ihren Inhalt jetzt pünktlich zum Showbeginn von Todsünde tatsächlich auf die Erde fallen. Die ersten Regentropfen merkt man kaum, aber wir sind alle ziemlich schnell nass bis auf die Knochen. Davon lassen sich die meisten aber nicht abhalten, denn die Show, die Todsünde jetzt abziehen, ist vom allerfeinsten. Auch jetzt ist Deutschrock angesagt, Todsünde wandeln aber eher auf den Pfaden, die auch Bands wie Erdling oder Stahlmann beschreiten, und ich bin fast versucht, noch Neue Deutsche Härte in die Genres zu schreiben. Passend zum Regen starten Todsünde mit Lauf!, aber das tut hier niemand, und wir halten es alle mit dem Songtitel Mensch Ärgere Dich Nicht. Wie auch, bei dieser saugeilen Show, die nicht nur was für die Ohren sondern definitiv auch was fürs Auge bietet – wenn man nicht gerade von den stroboskopartig blitzenden Scheinwerfern geblendet wird. Mit ihrem Album Geistesgift aus diesem Jahr können die Jungs die Setliste problemlos bestücken, da finden auch Tracks wie Auge Um Auge oder Wir Spielen Gott ihren Platz.

Dann ist aber das Todsünde Heimatfest zu Ende. Für meinen letzten Instagram-Post begebe ich mich noch unter eines der Zelte, in denen die Merchandisetische aufgebaut sind – wobei ich sowieso schon klatschnass bin. Aber Kamera und Handy sollen nicht endgültig absaufen. Eine kleine Schlange gibt es noch am Ausgang, da hier jeder seine Verzehrkarte bezahlen muss. Aber irgendwann mitten in der Nacht sitze ich doch im Auto und kann mich auf die kurze Heimfahrt machen.

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