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Lesedauer ca. 4 min.

Thieves In Love und True Voodoo am 26.11.2022 im Radhaus, Kleve

Eventname:

Radhaus Live

Künstler:

Thieves In Love, True Voodoo

Ort:

Radhaus, Kleve

Datum:

26.11.2022

Genre:

Indie Rock, Blues Rock, Rock, Crossover

Veranstalter:

Radhaus, Kleve

Eigentlich wollte ich heute zu einer Show nach Oberhausen fahren. Als dann aber fast zeitgleich auf Instagram die Showankündigung und auch die Einladung von Sascha (True Voodoo) aufpoppten, habe ich mich spontan umentschieden. Über die A57 ist es eine entspannte Anreise, und für mich auch irgendwie eine Reise in die Vergangenheit, denn ich habe einige Jahre in Kevelaer gelebt. Aber an der Ausfahrt geht’s vorbei, bis nach Kleve ist’s noch ein Stückchen.

Als ich am Radhaus ankomme, werde ich gleich in mehrfacher Hinsicht überrascht. Zum einen werde ich schon ziemlich weit vor Einlass von einem sehr netten Mädel der Radhaus-Crew reingelassen, zum anderen präsentiert sich das Radhaus als sehr modernes und trotzdem gemütliches Jugend-/Freizeitzentrum. Ich stoße dann auch direkt auf die Jungs von True Voodoo, die mich begrüßen, als ob wir uns schon ewig kennen. Apropos kennen, außer True Voodoo kenne ich heute niemanden, und ich kenne aus meiner Zeit in Kevelaer die Niederrheiner auch eher als ziemlich zurückhaltend. Aber das ist hier im Radhaus außer Kraft gesetzt, irgendwie ergibt sich scheinbar mit jeder und jedem sofort ein Gespräch. Und an dem Zusammenhalt der Musikszene hier in der Gegend können sich andere gern ein Beispiel nehmen. Gegenseitiger Support wird hier ganz großgeschrieben. Und so füllt sich auch der Glaskrug auf der Theke sehr schnell und überwiegend mit Scheinen. Eintritt muss ja heute nicht gezahlt werden, aber Spenden werden natürlich gern genommen. Die gehen übrigens zu 100% an die Bands, das Team vom Radhaus arbeitet komplett ehrenamtlich.

Die Tür zum “Konzertsaal” bleibt noch ziemlich lange verschlossen, aber gegen 21:00 Uhr erschallt der Ruf, dass es jetzt losgeht. Auf Thieves In Love war ich schon sehr gespannt, denn die wurden als Blues-Psych-Rock-Band angekündigt. Aber das relativiert ihr Sänger/Gitarrist Carlo gleich mal, wobei der erste Song auf der Setliste, Fire, von der 2019er EP Dance On Their Graves, sowohl mit einer ordentlichen Schlagseite zum Blues Rock als auch zum Psychedelic Rock aufwartet. Aber es geht auch “entspannter”. Auf der Setliste stehen noch einige Songs, und die knapp einstündige Stagetime hat ja gerade erst begonnen. Die nutzt das Trio dann auch gern für ausgedehnte Instrumentalparts, und ich habe das Gefühl, Carlo nutzt so ziemlich jedes Kästchen auf seinem Pedalboard. 😀 Großartige Showmen sind die drei nicht, die lassen tatsächlich die Musik sprechen, die manchmal in Taktarten daherkommt, die wohl speziell für Thieves In Love geschrieben wurden. Auch das Drumsolo, bei dem Johannes dann unbestreitbar im Mittelpunkt steht, ist kein normales. Dass Johannes auch in einer Drum’n’Bass-Band aktiv ist, und auch dort alles live spielt, wundert mich nicht. Die Show von Thieves In Love ist jedenfalls dermaßen kurzweilig, dass ich überrascht bin, als Carlo irgendwann den letzten Song ankündigt. Aber ohne Zugabe wird das Trio natürlich nicht von der Bühne gelassen.

True Voodoo waren bei ihrer Anreise aus Emmerich sicherlich froh um die Rheinbrücke, über die die B220 die Städte Emmerich und Kleve verbindet. Ansonsten hätten sie nämlich entweder per Boot übersetzen oder ziemlich lange Wege fahren müssen, ehe sie den Rhein hätten überqueren können. Die Jungs mussten ja ziemlich lange auf ihren Auftritt warten, aber jetzt dürfen sie aufbauen. Und während die Saitenfraktion ein letztes Mal die Instrumente stimmt, wird auch das letzte Becken auf den Ständer montiert. Dann kann’s endlich losgehen. Und nicht nur Thieves In Love sind fleißig, was neue Songs betrifft. True Voodoo waren gerade im Tonstudio Regniet und haben neues Material eingespielt. Der neue Track hat auch das Mastering bereits hinter sich und fräst sich in der Studioversion sicherlich genauso gut durch die Gehörgänge, wie er es heute live tut. Aber nicht nur die Gehörgänge kriegen bei True Voodoo ordentlich Futter, auch die Nackenmuskeln werden bei den fetten Riffs einem ausgedehnten Training unterzogen. Ich hatte es schon bei der Show im Krachgarten in Wesel bemerkt, der Bass ist bei True Voodoo viel mehr, als eine “Rhythmusmaschine”, und so werde ich, wenn ich dann mal direkt vor den Boxen stehen, auch gleich einer ordentlichen “Schalldruckmassage” unterzogen. 😀 Apropos Boxen, der Sound im Radhaus ist wirklich top. Da hört man dann auch die Gitarren von Nils und Sascha glasklar. Die beiden müssen sich weder angucken, wenn sie in die tollen Twin-Guitar-Parts einsteigen, noch, wenn’s ans nächste Riff oder das nächste Solo geht. Und davon gibt’s heute eine ganze Menge. Das kann man sich übrigens irgendwann auch mal zu Hause auf der heimischen Anlage geben, denn das geplante Album wird kein Studioalbum im eigentlichen Sinne, sondern eine Sammlung von Liveaufnahmen, die bei den verschiedenen Shows, die True Voodoo so gespielt haben, entstanden sind. Und so hoffen die Jungs, dass der Glaskrug auf der Theke ordentlich voll wird, dann für das Geld hätten sie sicherlich eine sinnvolle Verwendung. Dass auch mein Name fällt, als es an die Danksagungen geht, freut mich dann natürlich. 😊

Nach den Liveshows der beiden Bands ist der Abend im Radhaus aber noch nicht zu Ende. Viele Hände packen beim Umbau für Die Weltenbühne an. Da stehen dann DJs auf der Bühne, auf der eben noch Thieves In Love und True Voodoo standen und beschallen die Gäste des Radhaus mit Klängen aus der Konserve. Darauf warte ich aber nicht mehr. Noch eine Abschiedsrunde, und dann geht’s wieder nach Hause.

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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