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Lesedauer ca. 5 min.

Metal For Mercy – On Stage – am 04.06.2022 im Treff, Witten

Eventname:

Metal For Mercy – On Stage

Künstler:

P.O.I.N.T., Relate, Depraved Entity, Disminded

Ort:

Treff, Witten

Datum:

04.06.2022

Genre:

Progressive Metal, Synthpop, Pop, Heavy Metal, Death Metal, Thrash Metal

Veranstalter:

Metal For Mercy e. V.

Als diese Veranstaltung zum ersten Mal in meinem Feed auftauchte, kannte ich von den vier Bands noch drei. Leider mussten dann sowohl Painata als auch Rockwerk Orange relativ kurzfristig absagen. Dass der Metal For Mercy e. V. für beide Bands noch würdigen Ersatz gefunden hat, grenzt schon fast an ein Wunder. Da kamen teilweise noch am Vortag die Zusagen, und dass man dann als Band auf den Punkt topfit ist, ist ebenfalls bemerkenswert. Da in der Werkstadt Witten heute Abend eine Hochzeitsfeier stattfindet, findet diese Show im nebenan gelegenen Treff statt. Aber auch das Treff ist bestens ausgestattet, und auf sein Team kann sich Florian heute auch wieder verlassen.

So geht es heute also mit der ersten Band los, die kurzfristig eingesprungen ist. Und so sehr ich es zunächst mal auch bedaure, dass jetzt weder Painata noch Rockwerk Orange auf der Bühne stehen, verstehen es die Jungs von P.O.I.N.T. ziemlich schnell, mein Bedauern auf ein sehr niedriges Level zu fahren. Performancetechnisch passiert da nicht allzu viel, aber was für einen ziemlich abgedrehten Progressive Metal die drei da präsentieren, verdient einen fetten Daumen hoch. Wenn ich mir aus der Nähe so anschaue, was die Saitenfraktion da anstellt, vom Drummer jetzt mal gar nicht zu reden, vergesse ich tatsächlich manchmal minutenlang das Fotografieren. Abgesehen davon sind sie auch mit einem klasse Sänger ausgestattet, der sogar die ultrahohen Töne auf den Punkt trifft. Hohe Töne sind beim letzten Track nicht nötig, aber dass die Jungs tatsächlich eine richtig geile Coverversion des 70er Jahre Discoklassikers Born To Be Alive (Patrick Hernandez) präsentieren, überrascht mich dann doch. Über die Jungs irgendwas rauszufinden, würde wahrscheinlich eine akribische Suche im Netz erfordern. Und so steht auf ihrer Bandcamp-Seite nur “We are P.O.I.N.T. We make Music. Period.”. Das lasse ich mal so stehen…

Nach diesem richtig geilen Start in den heutigen Konzertabend gibt’s mit Relate die einzige Band, die nicht so wirklich rockig daherkommt. Dafür entschuldigt sich Sänger Patrick fast schon, weist aber mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass man zumindest einige ansatzweise rockige Coverversionen mitgebracht habe. Außerdem seien Metalheads ja sowieso die tolerantesten Musikfans überhaupt. Das beweist sich dann bei der sehr durchdachten Show, bei der Patrick eindeutig im Mittelpunkt steht. Der folgt seiner eigenen Choreografie und ist nur auf der Bühne unterwegs. Da kommen die Fans in der ersten Reihe gar nicht mit dem fotografieren hinterher, aber sie haben trotzdem ihren Spaß. Den habe ich tatsächlich auch, wobei mir die eigenen Songs fast besser gefallen, als die Coverversionen von Rebel Yell (Billy Idol) oder Take On Me (A-ha). Aber selbst bei letzterem stimmen nicht nur die Fans lauthals in den Gesang ein. Relate müssen heute zwar ohne Bassisten auskommen, aber da Patrick, wie er erzählt, jedes Bandmitglied dazu “verdonnert” hat, jeden Song einmal allein einzuspielen, kommt seine Spur heute vom Laptop. Die Zeiten, in denen ich Synthpop noch regelmäßig gehört habe, sind zwar schon lange vorbei, aber das ist schon eine sehr coole Show von Relate.

Danach geht’s dann aber wieder in die Richtung, für die heute wohl die meisten gekommen sind. Die Männer von Depraved Entity haben nicht ganz so viel Platz auf der Bühne wie die beiden vorangegangenen Trios, denn vorn müssen sich die drei Mann starke Saitenfraktion und Sänger David den Platz teilen. Aber das kriegen sie problemlos hin, da kann sich Simon, der erst im Februar dieses Jahres zur Band gestoßen ist, auch mal zu seinem Gitarrenkollegen Matthias und Bassist Tobi gesellen. Der größte Teil der Songs auf der Setliste stammt vom 2020er Album Queen Of The Night. Da wurde gerade noch einmal der Bestand an CDs aufgestockt, die jetzt im Jewelcase statt im Digipack erhältlich sind und natürlich auch heute am Merchstand erworben werden kann. Neben Tracks wie Steel My Heart, Dance With The Devil oder dem Song, der genauso heißt, wie die Band, gibt’s heute auch Strayers Destination auf die Ohren. Und immer wieder zeigt sich auch Hexe Jessie auf der Bühne, die einen blutverschmierten Schädel vor sich her trägt und mit Sänger David ein kurzes Ritual abhält. So geht’s mit Heavy Metal aus Hagen also sehr unterhaltsam weiter, wobei Depraved Entity ja tatsächlich schon die vorletzte Band ist. 

Und jetzt kommt die einzige Band, die ich schon kenne. Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass ich Disminded beim musikalischen Frühschoppen im Krachgarten Wesel zum ersten Mal live erleben durfte. Am 15.05. standen sie dort auf der Bühne, und über diese Show haben wir natürlich auch berichtet. Aber es ist natürlich was anderes, eine Death/Thrash Band im strahlenden Sonnenschein oder hier im Stroboskop-Dauerfeuer zu sehen. Mir ist ja sowieso schon ziemlich warm geworden, aber bei der energiegeladenen Show des Quartetts komme ich jetzt endgültig ins Schwitzen. 😀 Hatten sie in Wesel als Intro noch Frère Jacque, kann ich heute nicht erkennen, was nicht nur den Jungs auf der Bühne ein Grinsen ins Gesicht tackert. Aber Metal ist es wieder mal nicht. Auch Disminded müssen heute übrigens auf ein Bandmitglied verzichten. Bei ihnen kommen die Drums aber nicht vom Band bzw. vom Laptop, sondern hinter den Drums hat ihr ehemaliger Schlagzeuger Pippo Platz genommen. Der hat sich extra für diese Show auch “geschminkt” und nimmt die Lobesbekundungen dafür sehr gern entgegen. 😀 Die Songs My Own Way und Suffocate The Pain vom 2012er Demo und One Day oder Stomp vom 2015er Album Out Of The Ashes hat er ja noch selbst eingeprügelt, aber natürlich hat er sich auch Beheading The Snake vom gleichnamigen Album aus 2020 draufgeschafft. Ich befürchte ja fast, dass das Drumset unter seinem kraftvollen Spiel irgendwann zusammenbricht, aber auch diese Show, bei der es Sänger Kevin immer mal wieder ins Publikum zieht, unfallfrei über die Bühne.

Also wenn es immer so läuft, dass ich tolle Bands entdecken darf, wenn die Bands, auf die ich mich gefreut hatte, absagen müssen, wäre die Enttäuschung zumindest nicht ganz so groß. Heute hat das Metal For Mercy-Team auf jeden Fall für würdigen Ersatz gesorgt und seine erste Show nach Corona erfolgreich durchgeführt.

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wieder auf meiner Seite https://heike-leppkes-konzertfotos.de   

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