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Lesedauer ca. 5 min.

Dragunov, Nord und Burden To Atlas am 29.01.2023 im AZ Aachen

Eventname:

Dunes Of Fear Tour 2023

Künstler:

Dragunov, Nord, Burden To Atlas

Ort:

Autonomes Zentrum, Aachen

Datum:

29.01.2023

Genre:

Post Metal, Post Hardcore, Progressive Metal

Veranstalter:

AIXcellent Gigs

Seit mittlerweile fast zehn Jahren bin ich mit meiner Kamera bei Undergroundshows unterwegs. Da sind natürlich nicht nur sehr viele Bilder, sondern auch viele Erinnerungen, positiv wie negativ, zusammengekommen. Als besonders positiv reiht sich die Nachricht von Dragunov ein, die mich knapp zwei Wochen vor dieser Show anschrieben. Ich hatte sie im Jahr 2019 (!!) in Köln bei ihrer großartigen Show in der Halle am Rhein fotografiert, das hatten die Jungs tatsächlich nicht vergessen. Dass dann, unabhängig von der Nachricht von Dragunov auch noch eine Einladung von AIXcellent Gigs kam, war dann das Tüpfelchen auf dem i. Der Beginn der Show war mit 18:00 Uhr angekündigt, um 22:00 Uhr sollte Feierabend sein. Als ich aber am AZ eintreffe, ist so ziemlich das erste, was Timon von AIXcellent Gigs mir mitteilt, dass sich der Beginn auf Grund technischer Probleme verschiebt. So geht’s dann tatsächlich erst gegen 19:00 Uhr los, aber während ich mit den nach und nach eintrudelnden Gästen vor dem “Konzertsaal” auf Einlass warte, ergeben sich einige kurzweilige Gespräche. Besonders freut es mich dabei, dass mich Tristan (Drummer von Dragunov) sogar noch erkennt und mit Namen begrüßt. Er stellt mich auch gleich noch Florent (Sänger/Gitarrist von Nord) vor, da weiß der also auch, wer da gleich mit Kamera vor der Bühne rumturnt. 😀

Mit Nord geht es dann auch los, sie begleiten Dragunov auf deren Europatour. Eigentlich stehen sie als Quartett auf der Bühne, aber ihr zweiter Gitarrist kann heute nicht dabei sein. Schon seit einigen Jahren sind die Jungs mit ihrer Musik unterwegs, und auf ihrer Bandcamp-Seite findet sich nicht nur das letzte Album The Only Way To Reach The Surface aus März 2020, sondern auch die EP Monsters aus 2015 und And Now There’s Only A River Left Behind aus Oktober 2018. Von letztgenannter gibt’s den Titeltrack und den Song Xibalba. Ihr Album aus dem Jahr 2020 wird mit Violent Shapes, The Unstoppable und We Need To Burn Down This Submarine bedacht. Aber natürlich haben Nord auch neue Tracks mitgebracht, die sich auf der anstehenden EP Synergies finden werden und sich nahtlos in den Post Hardcore/Post Metal einreihen, für den das Quartett steht. Gesangstechnisch ist Florent gut dabei, manchmal erinnert er mich ein wenig an Jared Leto (30 Seconds To Mars), der ja speziell bei den alten Songs eine außerordentliche Bandbreite an den Tag legt. Eine sehr kurzweilige Show, die auch lichttechnisch fein in Szene gesetzt wird. So gönne ich mir dann auch die pinkfarbene Vinylausgabe des 2020er Albums.

Das Aachener Quintett Burden To Atlas habe ich ja gerade am 14.01. im AZ Mülheim zum letzten Mal gesehen (hier findet ihr meinen Bericht). Da haben sie mich fotografisch mit ihrer Vorliebe für dunkel gehaltene Bühnen ziemlich herausgefordert, aber Martina verspricht mir, dass es heute “ein bisschen” heller wird. Das “bisschen heller” ist dann ungefähr 1 Lux, aber sei’s drum. 😀 Das Auge sieht genug, und musikalisch strahlt das Quintett sowieso wie ein frisch geschliffener Diamant. Wer zu Hause etwas von Burden To Atlas hören möchte, wird nicht wirklich fündig, denn bis auf eine Demoversion des Songs Anxiety-Influenced-Rationality-Influenced-Reality (ja, so wie dieser Titel ist auch die Musik des Quintetts!), gibt’s außer Live-Videos im www nix. Aber das wird sich, so verkündet es Martina, bald ändern. Die Veröffentlichung der zweiten Single steht an, und auch am Album wird weiter fleißig gearbeitet. Und wie ich es auch schon in meinem Bericht zur Show vom 14.01. geschrieben hatte, freue ich mich einerseits sehr auf dieses Album, aber für das Review brauche ich wohl entweder einen Ghostwriter oder KI. Das zu beschreiben, was Burden To Atlas musikalisch ausmacht, ist nämlich echt nicht leicht. Dabei sind die drei Gesangsstimmen – Clean Vocals von Martina sowie Shouts und Growls von Niklas (Gitarre) und Fibble (Schlagzeug) – noch nicht mal das Außergewöhnlichste. Das ist tatsächlich die Musik, die sich eben noch zurücknimmt, um im nächsten Augenblick in ein wahres Riff- und Doublebase-Gewitter auszubrechen. Wieder einmal denke ich in manchen Passagen an das 2011er Meisterwerk Februus von Uneven Structure, auch Namen wie The Hirsch Effekt oder Textures schießen mir durchs Hirn. Aber die Gedanken verfliegen genauso schnell, wie der Versuch, im Takt zu headbangen. Also nicht weiter nachdenken, sondern einfach genießen.

Dann ist es endlich so weit, und Dragunov bereiten ihre Show vor. Wie schon beim letzten Auftritt in Köln haben sie auch heute wieder ihre eigene Lichtshow mitgebracht, die mit einigen Neuerungen aufwartet und live vom eigens dafür mitreisenden Freund und Lichttechniker bedient wird. Bei ihm frage ich mich genauso, wie bei Musikern, wie man sich solch’ progressive Tracks überhaupt draufschaffen und dann bei den Shows entsprechend abrufen kann. Aber da hat er ein Händchen für und setzt das Duo, das, wie schon in Köln, die ersten Songs mit aufgezogenen Gasmasken spielt, perfekt in Szene. Ähnlich wie Nord haben auch Dragunov im Jahr 2015 eine EP veröffentlicht, der zwei Full-Length-Alben, nämlich Korolev aus 2017 und Arkhipov aus 2020, gefolgt sind. Und ebenfalls ähnlich wie bei Nord sind die Songs von Dragunov durchaus auch mal in einer radiotauglichen Länge von um die vier Minuten. Überwiegend pendeln sie aber um die sieben Minuten Länge, wie zum Beispiel Horizontal und Keldysh vom 2020er Album. Das wird auch noch mit den Songs Kolesnikov’s Letter und 65-76 bedacht, und auch Dragunov werkeln gerade an neuen Tracks. Davon kriegen wir heute eine Kostprobe auf die Ohren. Und wie schon bei Nord und Burden To Atlas gibt’s auch jetzt zu fortgeschrittener Stunde mächtig Bewegung vor der Bühne. Dann kündigt Tristan aber schon die letzten zwei Dragunov-Songs an. Als besondere Aktion steht dann noch der gemeinsame Auftritt von Dragunov und Nord an. Die beiden Bands haben den Song Dunes Of Fear gemeinsam im Mastoid Studio eingespielt (den Track kann man sich ebenfalls auf Bandcamp zulegen, allerdings nur auf der Seite von Nord) und sorgen somit gemeinsam für einen fulminanten Abschluss dieser Show. Da kann ich dann natürlich auch bei der in transparentem rot gehaltenen Vinyl-Edition von Arkhipov nicht widerstehen und freue mich, dass sich Tristan auch noch Zeit für ein kurzes Gespräch nimmt.

Da ich meinen Rucksack im Backstagebereich aufbewahrt habe, kann ich gleich noch eine Abschiedsrunde drehen. Mit dem Fotografen von Dragunov hatte ich vorher schon ein wenig gefachsimpelt, jetzt sehe ich ihn noch einmal im Gewusel auf der Bühne, wo er beim Abbau hilft. Dragunov und Nord spielen am Montag die nächste Show in ihrer Heimat Frankreich, und mir steht eine harte Arbeitswoche bevor. Mittlerweile ist es nämlich kurz nach 23 Uhr, und ich brauche etwas über eine Stunde nach Hause. Um 6 Uhr morgens wird mich der Wecker dann gnadenlos zur Arbeit rufen. Aber das war es wert!

Die kompletten Fotostrecken gibt es wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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