Autor:
Lesedauer ca. 5 min.

Thrash Speed Burn Evolution Pt. 3 am 11.03.2022 im Kulttempel, Oberhausen

Eventname:

Thrash Speed Burn Evolution Pt. 3

Künstler:

Cerebral Invasion, Scraper, Bunghole, FireForce, Eradicator

Ort:

Kulttempel, Oberhausen

Datum:

11.03.2022

Genre:

Thrash Metal, Heavy Metal, Groove Metal

Veranstalter:

Thrash Speed Burn Fest

In der Überschrift finden sich zwei Namen, die man fast schon als Institution hier in Nordrhein-Westfalen, und auch darüber hinaus, bezeichnen kann. Zum einen das Thrash Speed Burn, das ohne das “Evolution” im Namen schon in die weißnichtwievielte Runde geht, und der Kulttempel in Oberhausen. Der wurde gestern sehr bildhaft als der “Mercedes unter den nordrhein-westfälischen Clubs” bezeichnet, und dem kann ich nur zustimmen. Und wenn Martin wieder zum Thrash Speed Burn bittet, kommt die “Familie” zusammen, um im Kulttempel ein paar tolle Stunden zu verbringen. Und nicht nur eine der Bands, nämlich FireForce, stammt heute aus Belgien. Ich habe auch ein sehr nettes Trio kennengelernt, das mehr als 200km Anfahrt auf sich genommen hat. Wenn ich in einigen Jahren genauso entspannt vor der Bühne stehen darf, wie die 76 (in Worten: sechsundsiebzig!!) Jahre alte Dame links auf dem Foto, kann ich mich glücklich schätzen! 😀

Von den Bands kenne ich heute zugegebenermaßen nur FireForce, aber für beste Unterhaltung ist sowohl auf als auch vor der Bühne gesorgt. Den Anfang dabei machen Cerebral Invasion aus dem Ruhrpott. Passenderweise ist die Bühne in blutrotes Licht getaucht, als die Männer loslegen. Wenn man den Bandinfos glauben darf, hat Sänger Mahmood die Band im Jahr 2019 gegründet, um seine Frustration nach mehreren harten Enttäuschungen nicht überhand nehmen zu lassen. Die lässt er jetzt in die Songs fließen, was definitiv der bessere Weg ist. Sowohl auf der Bandcamp-Seite als auch im bandeigenen YouTube-Kanal finden sich nur die vier Songs von der selbstbetitelten Debüt-EP, aber die Männer haben natürlich noch mehr dabei und sorgen sowohl für eifrige Headbanger als auch den ersten kleinen Pit.

Aus Marl kommt die zweite Band des Abends, Scraper. Gegründet im Jahr 2016 hat es dann noch ein wenig gedauert, bis alle Mitglieder an Bord waren. Im April 2020 erschien das Debütalbum Hunger Within, das bereits mit 10 Songs aufwartet. Da hatten die Männer für die heutige Setliste wahrscheinlich die Qual der Wahl, aber das ist dann ja eher ein Luxusproblem. Dass die Mitglieder nicht erst seit Scraper in der Musikszene aktiv sind, muss man nicht erwähnen, die Bühnenshow läuft und wird vom Lichttechniker des heutigen Abends perfekt illuminiert. Über den Sound muss man sich im Kulttempel ja sowieso keine Gedanken machen, das merke ich auch heute wieder, wo ich mit meiner Kamera unterwegs bin und an jedem Standort einen super Klang habe. Dass Scraper noch ohne Label sind, wundert mich. Wer schon Exhumer supporten durfte, sollte doch auch schon bei den entsprechenden Leuten Gehör gefunden haben. Hier und heute haben sie es auf jeden Fall.

Von Bunghole hatte ich vor diesem Abend eigentlich nur gelesen, dass gleich drei der vier Mitglieder von Slomind auf der Bühne stehen. Slomind ist mittlerweile Geschichte, ich durfte sie vor einigen Jahren schon mal live erleben und bin umso überraschter, dass mich die Männer nach der Show ansprechen und sogar noch meinen Namen kennen. Aber so passiert es wohl nur in der von mir so geliebten Undergroundszene. Bei der Show von Bunghole vergesse ich dann fast das Fotografieren und würde mich am liebsten in den Pit stürzen. Die Männer spielen nämlich einen sehr krassen Mix aus Hardcore, Groove Metal und Thrash Metal, wie ich ihn vorher noch nie gehört habe. Gegründet irgendwann Ende 2019/Anfang 2020 gaben die Männer mit der Demo Asleep At The Wheel das erste Lebenszeichen von sich, das Debütalbum Preparation For Damnation erschien im Dezember letzten Jahres via ftwctp Records. Dass Bunghole Anfang Juli die Hardcore-Urgesteine Cro-Mags supporten darf, wundert mich bei der geilen Show, die die Männer heute geliefert haben, überhaupt nicht.

Beim Aufbau von FireForce gibt’s dann die ersten technischen Probleme, die aber vom sehr versierten Tontechniker mit einem gekonnten Handgriff gelöst werden können. So können die belgischen Metalheads also ihre Show starten. Sie selbst bezeichnen sich gern als “Belgian Combat Metal”, da darf man sicherlich an die schwedischen Kollegen von Sabaton denken. Aber FireForce sind weniger bombastisch unterwegs und haben auch keine durchchoreografierte Bühnenshow. Als ich sie im Januar 2020 an gleicher Stelle sah, waren sie noch mit zwei Gitarristen und einem Sänger unterwegs. Mittlerweile hat Matt die Position von Sänger Flype übernommen und sich auch gleichzeitig noch die Gitarre gegriffen. Aus dem Quintett ist also ein Quartett geworden, aber die Fanschar ist definitiv nicht kleiner geworden. Im Januar 2021 erschien ihr Album Rage Of War. Es ist der vierte Longplayer der im Jahr 2009 gegründeten Band, und man merkt es den Männern definitiv an, wie sehr sie sich freuen, Songs von diesem und ihren anderen Alben endlich mal wieder live präsentieren zu können.

Dass ich Eradicator nicht kenne, obwohl es die Band bereits seit dem Jahr 2004 gibt, ist mir ja fast schon peinlich. Aber im Thrash Metal bin ich tatsächlich nicht zuhause. Die vier Jungs dagegen umso mehr, jetzt gibt’s Songs, die voll auf die Zwölf gehen. Wo die Jungs und Mädel, die den Pit schon lange am Laufen halten, immer noch die Kraft hernehmen, weiß ich nicht, aber es bleibt nicht nur vor der Bühne sehr energiegeladen. Auch Eradicator haben im vergangenen Jahr ein neues Album rausgebracht. Influence Denied ist das fünfte in der Diskografie von Eradicator und wartet mit zehn Nackenbrechern auf. Die gibt’s heute nicht alle auf die Ohren, auch Eradicator nehmen uns mit auf eine Zeitreise zurück zu Alben, wie Madness Is My Name oder Slavery. Schon bald perlt der Schweiß, und ziemlich schnell steht Sänger/Gitarrist Sebastian mit freiem Oberkörper auf der Bühne. Wobei “steht” nicht ganz passt, denn genauso wie Robert (Gitarre) und Sebastian (Bassgitarre) ist er nur unterwegs, und es ist fast ein Wunder, dass die drei sich nicht über den Haufen rennen. Aber es geht auf der Bühne unfallfrei ab. Und im Pit herrscht ja sowieso die eiserne Regel, dass man Menschen, die hingefallen sind, wieder aufhilft. Das ist heute natürlich nicht anders.

Irgendwann habe ich heute Abend damit aufgehört, auf die Uhr zu schauen. Umso überraschter bin ich, dass es mittlerweile tatsächlich schon irgendwas um die 0:15 Uhr ist. Das war ein langer Abend vom Einlass gegen 18:00 Uhr bis jetzt, aber er war zu keiner Sekunde langweilig. Martin hatte wieder mal ein sehr feines Bandpaket geschnürt, und ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe des Thrash Speed Burn!

Die kompletten Fotostrecken findet ihr wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de 🙂

Diesen Beitrag teilen

Facebook
WhatsApp
Telegram
Email
Nach oben