Ein Konzert mitten in der Woche und dann auch noch im ungefähr 100km entfernten Aachen? Nachdem ich Beltez vor kurzem bei einer Show in Oberhausen entdeckt hatte, war diese Frage für mich schnell beantwortet. Für Donnerstag noch einen Urlaubstag genommen, und der Vorfreude freien Lauf lassen. Da mir klar ist, dass ich mitten in den Feierabendverkehr gerate, denn Einlass ist schon um 18 Uhr, fahre ich frühzeitig los und komme trotz der nach wie vor gesperrten A544 und Dauerregens nach knapp zwei Stunden pünktlich am Wild Rover an. Da geht es wie immer sehr entspannt zu, und der Aufbau für die erste Band des Abends, Rană, steht. Bevor die pünktlich um 19 Uhr loslegen, wird noch die Glühbirne des Frontscheinwerfers rausgedreht, die Nebelmaschine läuft ja sowieso schon. So bleibt’s dann auch für den Rest des Abends.
Rană sind nicht nur live sehr aktiv, sondern haben auch bereits ihre EP Armament und im Juni vergangenen Jahres ihr Debütalbum Richtfeuer veröffentlicht. Trotzdem hatte ich vorher von dem Quintett noch nichts gehört. Das ändert sich heute aber nachhaltig. Mit der Instrumentenfraktion auf der Bühne und Sänger Andi davor liefern die fünf eine mächtig unter die Haut gehende Show. Easy listening ist das definitiv nicht, aber die auch mal um die zehn Minuten langen Songs fesseln vom ersten bis zum letzten Ton. Da dauert es dann manchmal ein paar Sekunden, bis der wohlverdiente Applaus einsetzt. Meinetwegen könnten die fünf gern noch weiterspielen, aber um 22 Uhr muss hier Feierabend sein. Ich werde Rană definitiv im Auge behalten.
Auch von dem belgischen Trio Rituals Of The Dead Hand hatte ich bislang noch nichts gehört. Die Band, die von Mitgliedern der Post Metal-Band Hemelbestormer gegründet wurde, gibt’s tatsächlich schon seit dem Jahr 2016. Nach zwei Alben aus den Jahren 2018 und 2021 haben sie gerade ihr Album The Wretched And The Vile veröffentlicht. Das hat der kleinen Tour seinen Namen gegeben und wird heute beim Tourauftakt mit The Restless Doomed, Wij, Hoeren Van Lucifer und Stigma Diabolicum bedacht. Ich hatte, ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten, vorher mal kurz ins Album reingehört und war sehr angetan von dem geilen Mix aus Doom Metal und Black Metal. Den zelebrieren sie natürlich auch heute und punkten mit geilen Riffs, hämmerndem Schlagzeug, tiefen Basslinien und Oldschool Vocals.
Bislang lief’s ohne irgendwelche technischen Schwierigkeiten, aber bevor Beltez loslegen können, müssen erstmal die Probleme mit einem störrischen Pedalboard beseitigt werden. Dann kann es aber losgehen, und mit A Grey Chill And A Whisper vom gleichnamigen Album startet die Reise in die Dunkelheit. Ich hoffe ja, dass das Quintett jetzt nicht seine mit ohnehin „nur“ vier Tracks bestückte Setliste kürzen muss. Aber die Männer bringen auch das knapp 14-minütige Monster Soulweaving vom 2017er Album Exiled, Punished...Rejected und The Unwedded Widow vom letzten Album durch. Auch das ebenfalls um die 14 Minuten langen I May Be Damned But At Least I’ve Found You vom letzten Album können wir in seiner ganzen Pracht vom ersten bis zum letzten Ton genießen.
Da mein Navi (ja, ich bin tatsächlich ganz Oldschool unterwegs) mich trotz der Sperrung der A544 genau dort langleiten möchte, muss ich mich an der Beschilderung orientieren. Dadurch kommt’s dann noch zu einer kleinen Irrfahrt durch Aachen, bevor endlich „meine“ Autobahn angezeigt wird. Aber wie eingangs schon geschrieben, morgen habe ich Urlaub, also alles ganz entspannt.
Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de