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Lesedauer ca. 4 min.

The Blasphemic Warfare II am 08.04.2022 im Helvete, Oberhausen

Eventname:

The Blasphemic Warfare II

Künstler:

Anheim, Ortus, MNHG, Antzaat

Ort:

Helvete, Oberhausen

Datum:

08.04.2022

Genre:

Black Metal, Black'n'Roll

Veranstalter:

Teufelszeug Records und MNHG

Am vergangenen Samstag war’s in Oer-Erkenschwick musikalisch recht entspannt, heute ist mal härtere Kost angesagt. Normalerweise bin ich nicht so der Typ, der schon beim Vorverkauf zuschlägt, da aber für diese Show immer wieder darauf hingewiesen wird, dass “noch ein paar” Tickets an der Abendkasse verfügbar sein werden, bestelle ich dann auch mein Ticket schon vorher. Dass es erst um 21:00 Uhr losgehen soll, wundert mich bei vier Bands ein wenig, aber das Wochenende steht ja vor der Tür, und Oberhausen ist für mich quasi um die Ecke. Der Regen macht Gott sei Dank auch eine Pause, so erreiche ich trockenen Fußes das Helvete.

Los geht es mit Anheim aus Würzburg. Die gibt’s noch gar nicht so lange, die Bandgründung fand im Jahr 2020 statt. Sänger/Gitarrist Ezz muss sich leider mit ein paar technischen Problemen rumschlagen, auch Bassist AnZ ist öfters mal mit einem der Verstärker beschäftigt. Aber nachdem Ezz bei einem Song auf seine Gitarre verzichtet, schließt er kurzentschlossen ein anderes Kabel an seine Gitarre an, dann kann es störungsfrei weitergehen. Eine EP findet sich auf der Bandcamp-Seite von Anheim. Maere Einer Alten Zeit kommt mit den vier Songs auf eine Spielzeit von knapp 24 Minuten, da kann man schon ahnen, dass die Songs ein wenig länger sind. Und da auch die Stagetime von Anheim etwas länger ist, gibt’s auch noch weitere Songs auf die Ohren, wobei die Show ohne Begrüßung, ohne Ansagen und ohne Verabschiedung über die Bühne geht. Nicht ungewöhnlich, aber so kann ich nichts weiter zu den Songs sagen, außer, dass Anheim einen coolen Wechsel zwischen aggressiv und melodisch fahren.

Schon sehr viel länger als Anheim gibt’s die zweite Band des Abends. Ortus, die aus Mainz angereist sind, wurde bereits im Jahr 2013 gegründet. Danach waren sie aber wohl noch längere Zeit als Duo unterwegs und haben die Bandbesetzung erst nach und nach aufgestockt. Nach zwei EPs (aus den Jahren 2018 und 2019), auf denen sie noch Englisch gesungen haben, wurde im vergangenen Jahr ihr Debütalbum Aus Der Tiefe veröffentlicht. Wobei “Debütalbum” es im Grunde nicht ganz trifft, zwei Songs teilen sich die knapp 35minütige Spielzeit. So stehen dann auf der heutigen Setliste zwar “nur” vier Songs + Intro und Outro, aber bei Songs, die meistens um die zehn Minuten lang sind, können Ortus damit ihren Auftritt gut füllen. Auch sie machen nicht viele Worte und prügeln ihren sehr geilen Oldschool Black Metal von der Bühne. Mal so nahe an der Saitenfraktion dran zu stehen und den Jungs dabei zuzuschauen, wie ihre Finger über die Saiten huschen, hat schon was. Die Drummer sind heute zu meinem Leidwesen kaum zu sehen, aber ab und zu gönne ich mir einen Blick auf ihr Treiben, und kriege tatsächlich auch Hymir vor die Linse.

Der Kartenvorverkauf lief über MNHG und sie treten heute neben Teufelszeug Records als zweiter Gastgeber auf. Jetzt stehen sie auf der Bühne, und mit ihnen ändert sich der Sound ein wenig. Ihr Black Metal entpuppt sich nämlich sehr schnell als Black’n’Roll. Wie auch Anheim gibt es MNHG noch gar nicht so lange, auch diese Band wurde im Jahr 2020 gegründet. Da haben sich dann aber wohl die Richtigen gefunden, denn die vier sind augenscheinlich bestens auf- und miteinander eingespielt. Ab und zu wirft Sänger/Bassist K. zwar einen Blick auf seine Kollegen von der Saitenfraktion, aber da sowohl J. an der Lead- als auch N. an der Rhythmusgitarre wie K. aus der Band Thyrgrim hervorgegangen sind, kann er sich schnell wieder seinem Instrument und dem Gesang zuwenden. Mit den Songs ihres knapp 40 Minuten langen Debütalbums Mundare aus Februar 2021 können sie die heutige Setliste gut bestücken, wobei die Songs von MNHG wesentlich kürzer sind, als die von Anheim und Ortus. Ein paar Songtitel finde ich in der Trackliste von Mundare nicht, da haben MNHG wahrscheinlich schon fleißig neue Songs geschrieben. Wer die Jungs heute verpasst hat, hat vielleicht Gelegenheit, sie auf einer der Shows bei der geplanten In Hoc Signo Vinces-Tour 2022 zu erleben, bei der MNHG sechs Shows in Deutschland und Polen spielen wollen. Mehr Shows sollen aber noch angekündigt werden.

Und dann ist auch schon die letzte Band des Abends dran. Mittlerweile ist es irgendwas um Mitternacht, als die Männer von Antzaat die Bühne betreten und einen letzten Line-Check machen. Corpsepaint gibt es jetzt nicht, stattdessen ziehen sich die Jungs schwarze Tücher vor die Gesichter. Der Wandel von den “braven Jungs”, als die man sie vorher im Helvete hat rumwuseln sehen, zu den Schwarzmetallern von Antzaat ist ziemlich krass. Krass geil ist auch der Black Metal, den sie spielen. Der kommt immer wieder mit schönen, melodischen Parts daher, kann aber auch mit Härte punkten und nimmt auch gern mal das Tempo raus. Das ist tatsächlich der Black Metal, wie ich ihn am liebsten höre. Seit der Bandgründung im Jahr 2015 haben die Belgier eine EP und im Oktober 2020 ihr Debütalbum For You Men Who Gaze Into The Sun veröffentlicht. Mit den Songs ist die Setliste gut gefüllt, und wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat Sänger/Gitarrist Ronarg auch den einen oder anderen neuen Song angekündigt. Eine ausgedruckte Setliste gab es nicht, der Laptop hat für die Backingtracks gesorgt und damit auch für die Reihenfolge des Sets.

Mir war es vorher schon aufgefallen, Applaus findet heute überwiegend nur kurz statt. Erstaunlicherweise gibt’s bei Antzaat auch keine “Zugabe”-Rufe, aber vielleicht sind ja viele der Gäste nach dieser mittlerweile schon vierstündigen Black Metal-Vollbedienung ähnlich durch, wie ich es bin. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich nach einer ziemlich stressigen Arbeitswoche noch auf den Weg gemacht habe. Von den vier Bands, die heute am Start waren, kannte ich vorher keine, aber das war wieder mal ein tolles Bandpaket, wie ich es schon bei so vielen Undergroundshows erleben durfte!

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wieder auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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