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Lesedauer ca. 3 min.

Suntrigger und Exchampion am 17.09.2021 im Jovel, Münster

Eventname:

Suntrigger @ Jovel, Münster

Künstler:

Suntrigger, Exchampion

Ort:

Jovel, Münster

Datum:

17.09.2021

Genre:

Post Rock, Progressive Rock, Electronic

Veranstalter:

Suntrigger

Wenn der Feierabendverkehr im Ruhrgebiet einsetzt, kann man davon ausgehen, dass man auf den diversen Autobahnen mehr steht bzw. schleicht, als das man zügig vorwärtskommt. Freitagnachmittag eskaliert das dann nochmal, und wenn dann noch Baustellen dazukommen, braucht man sehr viel Geduld. Das alles habe ich im Hinterkopf, als ich mich heute auf den Weg nach Münster mache. Für die Hinfahrt veranschlage ich also mindestens das doppelte der normalen Fahrzeit von etwas über einer Stunde, und das ist auch gut so. Das dann nämlich noch genau die Abfahrt gesperrt ist, die mich von der A42 auf die A43 in Richtung Münster führen würde, kann mich auch nicht mehr beeindrucken; einfach kurz in die Gegenrichtung auffahren, an der nächsten Abfahrt runter und die letzten 70km in Angriff genommen.

Nach etwas über zwei Stunden Fahrzeit komme ich also am Jovel an. Die Männer von Suntrigger haben den Soundcheck schon hinter sich, da ist Zeit für nette Gespräche mit Marcel, Till und Oliver. Das letzte Mal, dass die drei auf der Bühne standen, ist tatsächlich schon fast zwei Jahre her. Umso mehr freuen sie sich, heute Outdoor auf dieser schönen Bühne spielen zu können. Für die Gäste sind kleine Sitzgruppen aufgebaut, da kann man es sich gemütlich machen. Auch der Supportact Exchampion ist natürlich schon vor Ort. Den Namen hatte ich vorher noch nie gehört und bin auch ziemlich überrascht, dass es sich um einen Solokünstler handelt. Aber allein die Tatsache, dass er mit einem Schlagzeug arbeitet, weckt in mir schon mal die Vorfreude. Das Drumset spielt allerdings gar nicht mal die Hauptrolle, denn Exchampion spielt auch sehr gern mit elektronischen Elementen und dreht eigentlich mehr an irgendwelchen Reglern, als dass er die Drumsticks schwingt. Sehr unterhaltsam, und eine sehr kurzweilige Show. Das finden auch die Zuschauer. Den Rufen nach einer Zugabe muss Exchampion allerdings freundlich eine Absage erteilen, und das sind auch die einzigen Worte, die er heute macht.

Da es mittlerweile doch sehr kühl geworden ist, hole ich mir in der Umbaupause meinen Hoodie aus dem Auto. Marcel ist da allerdings ziemlich schmerzbefreit und rennt weiter in Bermudashorts und T-Shirt durch die Gegend. Er wird sich aber gleich an den Drums warm spielen, und ich bin sehr gespannt, ob es auch heute wieder ein Schlagzeugsolo geben wird. Was es natürlich wieder gibt, sind die Einspieler auf der Leinwand hinter Marcel. Die kurzen Filme oder visuellen Effekte passen wie A… auf Eimer zu den Songs von Suntrigger und lenken den Blick das eine oder andere Mal von den Jungs weg auf die Leinwand. Aber so ein audiovisuelles Gesamtpaket ist schon was Feines, die Männer von Suntrigger sind nämlich nicht auf Effekthascherei oder irgendwelches Posing aus, sondern lassen ihre Songs sprechen. Die kann man sich auf den beiden Alben Interstellar aus 2017 und Liquid Times aus 2020 anhören. Im April letzten Jahres wurde noch das Album Instant Live (Lockdown Session 2020) veröffentlicht. Dafür hatten sich die Männer von Suntrigger in ihrem Proberaum getroffen und unter Coronabedingungen ihre Lieblingssongs der beiden Alben neu eingespielt, und zwar live und ohne Overdubs. Diese Lieblingssongs haben auch heute den Weg auf die Setliste gefunden, und los geht es mit dem Song, der so heißt, wie die Band (oder ist es umgekehrt?). Wie immer bei Shows von Suntrigger greift Oliver ab und zu mal zum Mikro. Aber nicht, um zu singen, sondern den nächsten Song anzusagen. Und “natürlich” gibt es auch heute wieder ein Schlagzeugsolo, das seinen Platz irgendwo zwischen Unbreakable, Crossing The Horizon oder Liquid Time findet. Nach acht Songs ist dann erstmal Schluss. Das klingt wenig, aber wenn man überlegt, dass Instant Live aus dem vergangenen Jahr mit 11 Tracks auf insgesamt knapp 67 Minuten kommt, kann man sich ungefähr ausrechnen, wie lang ein Song von Suntrigger sein kann. Von den “Zugabe”-Rufen lassen sich Marcel, Oliver und Till noch einmal auf die Bühne locken. Jetzt gibt’s den letzten Track des ersten Albums, Interstellar, direkt gefolgt vom ersten Track des zweiten Albums, Beyond Interstellar. Aber die Gäste haben immer noch nicht genug. So servieren dann Suntrigger sozusagen als Nachtisch noch Lost. Dann ist wirklich Feierabend, aber in Hektik verfällt hier niemand, denn hier am Jovel kann man es wirklich sehr gut aushalten.

Die Autobahnen sind zwar tatsächlich noch relativ voll, aber die Rückfahrt verläuft dann doch wesentlich entspannter, und nach knapp anderthalb Stunden bin ich dann wieder zu Hause. Wieder mal ein toller Konzertabend in der Undergroundszene, den ich nicht hätte missen wollen.

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