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Lesedauer ca. 5 min.

Snippet Upper Laser und Lorimer Burst am 12.11.2022 im Hopla Kalk, Köln

Eventname:

Audio Kino Kalk

Künstler:

Lorimer Burst, Snippet Upper Laser

Ort:

Hopla Kalk, Köln

Datum:

12.11.2022

Genre:

Post Rock, Instrumental Rock, Progressive Rock

Veranstalter:

Audio Kino Kalk

Ich werde ja immer wieder mal gefragt, ob ich nicht mittlerweile alle Locations in meiner Umgebung kenne, so oft, wie ich auf Undergroundshows unterwegs bin. Dem ist natürlich nicht so, und auch heute lerne ich mal wieder eine Location kennen. Das habe ich der Einladung von Snippet Upper Laser zu verdanken, die uns schon vor geraumer Zeit eingeladen hatten, von einer ihrer Shows zu berichten. Heute hat’s endlich geklappt, und ich freue mich sehr drauf, die Jungs wiederzusehen. Ebenfalls am Start sind Lorimer Burst. Von denen hatte ich bislang noch nichts gehört, aber da sie aus der Nähe meiner Heimatstadt kommen, ergeben sich gleich einige Gesprächsthemen, auch abseits der Musik.

Da die Parksituation, wie eigentlich überall in Köln, auch in Kalk ziemlich angespannt ist, habe ich mich dafür entschieden, mein Auto im Parkhaus Köln Arcaden abzustellen. Das liegt fußläufig ungefähr 10 Minuten entfernt und ist, wie an einem Samstagnachmittag in einer Shoppingmall nicht anders zu erwarten, natürlich auch ziemlich voll. Aber da ich wieder mal früh genug losgefahren war, komme ich auch weit vor Einlass am Hopla.Kalk an und kriege noch die letzten Sekunden von Lorimer Burst‘s Soundcheck mit. Auch für einen ersten Plausch mit Ramin, der diese Konzertserie Audio Kino Kalk ins Leben gerufen hat, ist noch genug Zeit. Den kenne ich ja auch von seiner Band Der Neue Planet, und auch deren Schlagzeuger Claudius ist heute vor Ort. Dass ich später auch noch Mitglieder der Bands Planisphere und Noorvik wiedersehe, die heute allerdings nicht auf, sondern so wie ich vor der Bühne stehen, freut mich ebenfalls. Auch in der Beziehung ist Köln ein wenig anders, als das Ruhrgebiet, wo ich selten mal Mitglieder anderer Bands als Konzertbesucher treffe.

Den Anfang machen heute Lorimer Burst. Die Band wurde im Jahr 2017 von Gitarrist Dennis und Schlagzeuger Arne gegründet, Anfang des Jahres 2018 stieß dann noch Bassist Matthieu dazu. Nachdem sie bereits im März 2018 ein erstes musikalisches Lebenszeichen von sich gaben, erschien im Juli 2019 das Album Dispersion und im September dieses Jahres Voyager. Das Album promoten die Jungs im Rahmen ihrer Instrumental Post Rock Experience. Fünf Shows davon sind bereits gespielt, für die beiden letzten Shows geht’s in den hohen Norden. Heute ist aber Köln dran, und nachdem die Nebelmaschine ihre Arbeit getan hat, geht’s auch los mit der musikalischen Reise durch die Weiten des Weltraums. Da muss ich irgendwie sofort an das Münsteraner Trio Suntrigger denken, und musikalisch liege ich da auch nicht so ganz falsch. Denn auch die Saitenfraktion von Lorimer Burst hat zwar beeindruckende Pedalboards zu ihren Füßen stehen, aber die Jungs verzichten weitestgehend auf die im Post Rock ja üblichen Reverb- und Delay-Passagen. Natürlich dürfen auch ein paar sphärische Klänge nicht fehlen, aber Lorimer Burst können auch Metal, und zeigen mit Songs wie Kosmos 2543, A Present From A Small Distant Word, Voyager, Vityaz oder Leonids, welche Dynamik man (natürlich) auch in kleiner Bandbesetzung entwickeln kann. Klasse Show, die auch vom Lichttechniker im wahrsten Sinne des Wortes ins rechte Licht gesetzt wird. Im Übrigen auch ein dickes Kompliment abseits der Musik an die Jungs: dermaßen gut gepflegte und aktuelle Online-Auftritte, auch auf Backstagepro, habe ich lange nicht gesehen. Daumen hoch auch dafür!

Schrieb ich gerade noch was von “kleiner Bandbesetzung”? Das können Snippet Upper Laser noch toppen, die kommen nämlich mit Christian an der Gitarre und Niklas an den Drums als Duo daher. Von den beiden sieht man allerdings zunächst mal so ziemlich gar nichts, denn die Nebelmaschine war neu befüllt worden und hüllt die Bühne in eine dermaßen dicke Nebelsuppe, dass ich gerade mal Christian schemenhaft erahnen kann. Das Schlagzeugspiel von Niklas kommt irgendwo aus dem Off, was aber auch ein sehr interessanter audiovisueller Effekt ist. Meine Überlegungen, inwieweit er denn überhaupt noch sein Drumset sieht, beantwortet Niklas nach der Show. Er hat nämlich gerade mal ansatzweise die Ränder der Toms gesehen und sich voll auf sein “muskuläres Gedächtnis”, wie er es nannte, verlassen. Aber irgendwann verzieht sich die Nebelsuppe, und während die Jungs die fünf Songs ihrer Debüt-EP ///pathetic.toneless.obsessions aus dem Jahr 2019 spielen, kann man ihnen auch mal auf die Finger schauen. Gar so leicht zugänglich, wie die Songs von Lorimer Burst sind die von Snippet Upper Laser nicht. Ich weiß nicht, in welchen Takten die Jungs sich da bewegen, aber 3/4 ist es eher selten. Apropos “bewegen”, dazu werden wir auch aufgefordert, tanzen ist angesagt, und die Jungs zeigen auch gleich mal, wie sie sich das vorstellen. Da die Songs von Snippet Upper Laser kürzer sind als die meisten von Lorimer Burst, wäre die Show ziemlich schnell vorbei. Aber die Arbeiten am Debütalbum Ever Changing Times sind ja schon abgeschlossen. Das Album wird übrigens tatsächlich mit einer Spielzeit von ungefähr 70 (in Worten: siebzig!!) Minuten aufwarten und auch in einer Doppel-Vinyl-Edition erscheinen. Veröffentlicht wird im April 2023, und die Pre-Order-Phase ist gestartet. So gibt’s dann heute mit Sound On, Unfortunate und Distort Me gleich mal ein paar Appetithäppchen. Mit The Shorndorf Riot von der Debüt-EP ist eigentlich der letzte Song der Setliste gespielt. Aber da die Jungs noch ungefähr eine Viertelstunde Spielzeit zur Verfügung haben, können sie auch unsere “Zugabe”-Rufe noch erfüllen, und mit Yellow Jackets und Glade zwei weitere Tracks vom kommenden Album präsentieren, bevor sie sich verabschieden.

Das “verabschieden” bedeutet natürlich nicht, dass die Jungs nach der Show verschwinden. Genauso wie die drei von Lorimer Burst sind sie noch sehr entspannt im Hopla Kalk unterwegs. Da die Jungs von Lorimer Burst aber heute noch zurück nach Hannover fahren, fangen sie irgendwann an, ihr Auto zu beladen. Ich hatte mich noch rechtzeitig mit den Vinylausgaben der beiden Alben versorgt, und da das Trio nicht nur musikalisch überzeugen kann, zieren die toll gestalteten Cover jetzt mein Wohnzimmer. Ich hätte mir auch noch ein T-Shirt gönnen sollen, aber das hole ich zumindest bei Snippet Upper Laser nach, und auch die 10″-Vinyl-Edition ihrer Debüt-EP hat nun endlich ihren Platz bei mir gefunden. Apropos “Platz gefunden”, da sich das Parkhaus in den Köln Arcaden mittlerweile natürlich geleert hat, finde ich dann auch auf einen Blick mein Auto wieder. Am Kassenautomat zeigt sich dann, dass ich bei der Einfahrt den anderen der beiden angebotenen Tarife hätte auswählen sollen. 😀

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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