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Roaming in Despair Tour 2023 – Tytus und Support am 09.09.2023 im Helvete, Oberhausen

Eventname:

Roaming in Despair Tour 2023

Künstler:

Transgression, Tytus

Ort:

Helvete, Oberhausen

Datum:

09.09.2023

Genre:

Death Metal, Heavy Metal, Speed Metal, Thrash Metal

Veranstalter:

Kornalcielo Booking

Es gibt ja dieses Klischee, dass Frauen keinen Orientierungssinn hätten. Auf mich trifft das tatsächlich zu. Aber es gibt Locations, die ich schon so oft besucht habe, dass ich die auch ohne mein Navi anfahren kann. Das Helvete gehört auf jeden Fall dazu, und nachdem ich am Freitag schon ganz in der Nähe war, nämlich im Druckluft, geht’s auch heute wieder nach Oberhausen. Als ich am Helvete ankomme, werde ich schon vom gutgelaunten Dong (Bassist bei Transgression) begrüßt, und dann kommen nach und nach auch die anderen Bandmitglieder ins Freie. Eines der Mitglieder kenne ich tatsächlich auch. Es ist Torsten, den ich schon einige Male mit seiner anderen Band Tankobot live erleben durfte. Ganz besonders freue ich mich aber darüber, dass auch Claudia mit nach Oberhausen gekommen ist. Sie hatte für SYLB schon einige sehr kurzweilige Interviews geführt, ich hatte sie aber leider schon seit längerem nicht mehr bei Konzerten angetroffen.

Heute sind nur zwei Bands am Start, nämlich Tytus, die aus Triest kommen und gerade auf ihrer Roaming in Despair Tour 2023 sind, und Transgression. Death Metal meets Heavy Metal sozusagen. Und mit Death Metal geht’s los. Transgression wurde tatsächlich bereits im Jahr 1997 gegründet, von der Originalbesetzung ist aber nur noch Rene (Leadgitarre und Gesang) übriggeblieben. Auf dem Spotify-Profil von Transgression finden sich “nur” drei Alben, etwas umfangreicher ist die Sammlung auf der Bandcamp-Seite. Das letzte Album Scourge For Mankind ist aus dem Jahr 2016, wobei Transgression erst in 2020 wieder richtig durchgestartet sind und die aktuelle Besetzung seit dem vergangenen Jahr besteht. Viele Worte macht Sänger Oli nicht, los geht’s mit Mind Rape vom 2003er Album Guilty Rotten Flesh. Nicht nur der Name, sondern auch das Cover des Albums macht einer Death Metal-Band definitiv alle Ehre. 😀 Bei dem Tempo, das Transgression in Nullkommanix von 0 auf 100 schießt, und das sie auch beibehalten, weiß ich tatsächlich nicht, wo ich hinschauen soll: auf die Finger der Saitenfraktion, die in irrem Tempo auf den Hälsen ihrer Instrumente rauf und runter switchen und die wahnwitzigsten Griffe vollführen, oder auf Florian an den Drums, der bei den Blastbeat- und Doublebase-Attacken keine Miene verzieht. Hier gibt’s auf jeden Fall das Death Metal-Rundum-Sorglos-Paket geliefert, und bei den hohen Temperaturen im Helvete passt der Songtitel Burning Grave (ebenfalls von Guilty Rotten Flesh) wie A… auf Eimer. Die Frage von Oli, ob jemand von uns weiß, wer Fritz Haarmann ist, bleibt unsererseits unbeantwortet. Da können Transgression aber nachhelfen, der Song Totmacher beschäftigt sich nämlich mit dem Serienmörder aus den 20er Jahren. Passenderweise ist Final Thoughts vom 2016er Album Scourge For Mankind dann auch der letzte Song auf der Setliste. Was eine Show! 🔥

Wie schon geschrieben, sind die Jungs von Tytus gerade auf Roaming in Despair Tour 2023, um ihre im März veröffentlichte gleichnamige EP zu promoten. Dass sie schon auf der Bühne stehen und loslegen wollen, kriege ich, wie viele andere Besucher, aber gar nicht mit. Wir stehen nämlich draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Aber Gott sei Dank kommt einer der Besucher raus, und seine Ansage “wir stehen da nur mit fünf Mann vor der Bühne”, lässt uns dann alle doch sehr schnell zurückkehren an den Ort des Geschehens. So dürfen wir uns dann nach dem Intro The March Of The Unwilling auch gleich mit Fistful Of Sand (beide von der aktuellen EP) davon überzeugen, was Tytus unter Heavy Metal verstehen. Der kommt mit einer ordentlichen Portion Speed Metal und Thrash Metal daher. Da darf sich die Saitenfraktion mit pfeilschnellen Riffs, grandiosen Soli und Shredding gegenseitig pushen, während Frank an den Drums die gute Laune ins Gesicht geschrieben steht und er lächelnd auf die Toms, Snares und Becken einprügelt. Veröffentlichungstechnisch ist die 2014 gegründete Triester Band relativ gut aufgestellt, zwei Full-Length-Alben und eben die aktuelle EP kann man neben einer Split, einer Compilation und einigen Singles auf der Bandcamp-Seite und auch dem Spotify-Profil von Tytus finden. Und auch wenn ich vorher von Tytus noch nie was gehört habe, kann ich doch bei einem Song lauthals mitsingen, und das ist Out In The Fields, das ich in der Version von Gary Moore (RIP) kenne. Auch der Track findet sich auf der aktuellen EP. Bei der Coverversion eines anderen Songs, den ich noch nicht mal identifizieren kann, stürmen dann gleich drei begeisterte Fans die Bühne und schnappen sich das Mikro von Ilija (Sänger und Gitarrist). Der darf dann nur noch die Strophen singen, den Chorus kann er unbesorgt den drei Jungs und den Fans in der ersten Reihe überlassen. Das tun er und seine Kollegen von der Saitenfraktion Mark (Gitarre) und Markey (Bass) dann auch. Tytus haben aber nicht nur Songs mit Gesang im Gepäck, auch Instrumentals werden uns heute kredenzt. Und dabei haben sie auch keine Scheu, sich an ein Werk von Pink Floyd zu wagen. Hier kriegt dann Basser Markey seinen Einsatz, der seinem Instrument mithilfe einer Slide sehr psychedelische Töne entlockt. Da wird’s ausnahmsweise mal was ruhiger, ansonsten ist das schon sowas, wie Hochleistungssport, den die Männer da während ihrer sehr geilen Show durchziehen. Wenn ich die Posen nachmachen würde, die die drei Männer da teilweise vollführen, würde ich wahrscheinlich danach jeden Muskel spüren. 😀 So lassen dann auch die “Zugabe”-Rufe nicht lange auf sich warten. Und nachdem Basser Markey sicherheitshalber noch einmal nachfragt, ob wir denn noch was hören wollen, ist nicht nur er ganz offensichtlich mit der Lautstärke unseres “Yeah!” zufrieden. Weiter geht’s also, die Männer haben noch Luft und wir auch!

Ich hatte ja noch am Nachmittag überlegt, ob ich es in dieser Woche nicht ausnahmsweise mal bei einem Konzert belasse und mir einen gemütlichen Sofaabend gönne. Gott sei Dank habe ich mich aber doch noch aufgemacht, denn das war wieder eine dieser Shows, für die es sich gelohnt hat, sich trotz des sommerlichen Wetters nach draußen zu begeben, um dann nicht zum Lachen, sondern für eine Show im wahrsten Sinne des Wortes in den Keller zu gehen.

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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