SYLB / Andy: Hi zusammen, danke dass das geklappt hat mit dem Interview! Starten wir doch mal obligatorisch: Wieso Running With Lions, wie seid ihr zu dem Bandnamen gekommen? Seid ihr die Löwen oder laufen wir alle zusammen?
Running With Lions / Eike: Das ist ganz einfach: In der Tradition von Pop-Punk Bands haben wir uns an Lyrics und Songtiteln unserer Vorbilder orientiert. So wie es z.B. All Time Low oder The Story So Far auch gemacht haben. Es ist ein direkter Bezug zu einem Song von der All Time Low-EP Put Up or Shut Up. Der Song heißt Running From Lions und eine sehr markante Zeile darin lautet „Running From Lions never felt like such a mistake.“ Also haben wir das ganze umgedreht und einen schönen Drei-Wort-Bandnamen gewählt, von dem „Eingeweihte“ schnell wissen worum es sich dreht.
SYLB / Andy: Ok, dann wäre das Mysterium vom Tisch. Wie habt ihr als Band zusammengefunden, wann ging es wie in 2018 los?
Running With Lions / Eike: Eigentlich war Running With Lions eine Idee von Krissi (Bass/Vocals, Anm. d. Red.) und mir. Ich habe ab 2014 angefangen Songs zu schreiben, aber die Ideen lagen noch ne ganze Zeit herum, bis wir 2018 unser erstes Lineup gefunden hatten, um eine EP aufzunehmen und kleinere Shows zu spielen. Dem ging eine längere Suche voraus, denn gerade gute Drummer zu finden, ist nie einfach. 2019 hat sich das Lineup dann ja auch nochmal grundlegend geändert, als Gerrit (Lead Guitar/Vocals, Anm. d. Red.) und Marty (Drums, Anm. d. Red.) zur Band gestoßen sind und wir unsere zweite EP aufgenommen haben.
SYLB / Andy: Jetzt hast du alle Mitglieder schon erwähnt: Wer macht denn was abseits der Band, und wer ist für welche Aufgaben im Bandkontext zuständig?
Running With Lions / Gerrit: Ich bin irgendwie unser Techniker geworden. Ich produziere zum Teil unsere Songs und kümmere mich um alles Technische. Sei es unsere DAW, die das Metronom nicht stoppt oder ein Instrumentalkabel, das nicht angeschlossen wurde…dafür bin ich dann da.
Running With Lions / Krissi: Gerrit spielt außerdem Lead Git. und ist bei den Backing Vox mit am Start, hehe. Ich bin neben Bassspielen und Backing Vocals eigentlich für alles andere rund um die Band außer Technik verantwortlich. Sprich: Booking, Social Media, Finanzen, Presse, Promo, Orga etc. pp.
Running With Lions / Eike: Ich singe und bin für relevante Teile des Songwritings verantwortlich, auch wenn für mich das Corona Jahr nicht gerade voller kreativer Höchstleistungen war. Außerdem spiele ich auch noch in einer Gothic-Metal-Band – aber das ist eine andere Geschichte.
Running With Lions / Marty: Ich bin der Schlagzeuger der Band und beteilige mich in diesem Bereich im Songwriting.
SYLB / Andy: Wie würdet ihr die Musik von Running With Lions beschreiben, ohne andere Bands als Vergleich heranzuziehen?!
Running With Lions / Eike: Wir spielen Pop-Punk! Jeder unserer Songs ist ein Pop-Song – nur schneller, mit mehr Gitarre und mehr Energie. Die Sonne Kaliforniens, nur eben mit mehr norddeutschem Understatement.
SYLB / Andy: Sonne Kaliforniens und Pop, mein Stichwort. “Closer” -> Wieso habt ihr euch für diese Coverversion entschieden? Wie seid ihr mit der Vorbereitung umgegangen?
Running With Lions / Eike: Weil die Chainsmokers mit Closer einfach einen unfassbaren Hit abgeliefert haben, der in den Lyrics auch noch Rückbezüge zu Blink-182 herstellt. Und der Song auch zeigt, was unsere Musik ausmacht, denn wir haben gar nicht viel verändert. Nur eben die Instrumente getauscht und etwas mehr Full-Time-Drums hinzugefügt. Und was eben noch chilliger EDM-Pop war, ist dann schnell sehr hittiger Pop-Punk.
Running With Lions / Krissi: In der Tat kam Eike „damals“ mit der Idee Closer zu covern. Wir haben den Song ursprünglich mal aufgegriffen, um unser Liveset etwas zu füllen, als wir noch nicht viele eigene Songs hatten. Grad vor „fremdem“ Publikum ist es immer schön, wenn die Leute zumindest bei einem Song mitsingen können, hehe.
SYLB / Andy: Thema Songwriting im Allgemeinen – Eure Musik wirkt frisch und spontan, was sicherlich auch dem Genre geschuldet ist, daher würde ich auf jammen und Zusammenarbeit im Proberaum schließen. Wie entstehen bei euch neue Songs, wie teilt ihr Vocals auf und wie entstehen eure Texte?
Running With Lions / Krissi: In der Tat schreiben wir relativ wenig im Proberaum und jammen dort auch kaum, sondern das Songwriting passiert eher zu Hause.
Running With Lions / Eike: In meiner gesamten Musiker-Laufbahn ist noch nie ein anständiger Song aus einem Jam im Proberaum entstanden. Was spontan klingt, liegt oft über Monate in der Schublade und bekommt nach und nach eine Form. Klar – es ist oft eine schnelle Idee, die dann den besten Chorus oder die eingängigste Melodie ergibt, aber meist stehen die Songs, und wir haben Demos bevor es in den Proberaum geht, um letzte Hand anzulegen.
SYLB / Andy: Ok, so kann ein Eindruck täuschen. Nach dem, meiner Meinung nach deutlich eigenständigeren Duettteil in Closer – Wird Krissi zukünftig mehr aus dem Vocals-Background in den Vordergrund rücken?!
Running With Lions / Krissi: Schau’n wir mal, da ist bisher nichts entschieden oder festgelegt. Der Song Closer hat es ja eigentlich schon fast vorgegeben, dass die zweite Strophe von einem weiblichen Part übernommen werden kann.
Running With Lions / Eike: Wenn die Songs es hergeben – sehr gerne!
SYLB / Andy: Frage an Krissi – wie kommst du mit dem Testosteronanteil zurecht? Gibt es Momente, in denen du dich durchbeißen musst? Aus eigener Banderfahrung auch folgende Frage: Wenn ihr live aufschlagt, wie oft kam es vor, dass du mehr als Supporterin der Band betrachtet wurdest denn als Mitglied? Vielleicht auch allgemein an dich – begegnest du heutzutage noch Vorurteilen, gerade auf Festivals oder ähnlichem?
Running With Lions / Krissi: Also, durchbeißen innerhalb der Band muss ich mich wirklich nicht. In dem Rahmen ist es in der Tat völlig egal, welches Geschlecht ich habe. Anders behandelt werde ich auch nicht. 😀 Da ich auch bei Liveshows meistens diejenige bin, die vorher Kontakt zu den Leuten vor Ort oder auch den weiteren Bands hatte, stellt auch das bisher kein „Problem“ dar. Klar, gibt es auch mal die ein oder andere komische Situation, aber da stehe ich eigentlich ziemlich drüber. Da ich bereits seit einigen Jahren mit Eikes anderer Band, Johnny Deathshadow, als Crewmitglied und einzige Frau auf Tour bin, habe ich da vielleicht auch einfach eine gewisse Routine, wenn man das so nennen kann.
SYLB / Andy: Ok! Wie ist es im Norden um die Musikszene, den Kulturbetrieb bestellt? Gibt es einen Zusammenhalt gerade jetzt in der Coronazeit hinsichtlich gemeinsamem Supporten oder ist sich jeder selbst der nächste?
Running With Lions / Krissi: Ich glaube der Zusammenhalt geht weit über die Musikszene im Norden hinaus bzw. begrenzt sich nicht auf lokalen Support. Durch das Internet und Social Media kann man sich einfach so super mit richtig geilen Bands aus ganz Deutschland connecten und sich gegenseitig supporten. Das gemeinsame Gig-Planen steht nur leider noch ein wenig in den Sternen oder ist aufgrund von Corona on hold.
SYLB / Andy: Welcher Gig, den ihr bisher gespielt habt war der denkwürdigste, woran erinnert ihr euch gerne – vielleicht auch nicht so gerne – und wieso?
Running With Lions / Krissi: Zwei Highlights. Die allererste Show mit Running With Lions 2018 im Indra. Das war irgendwie ganz spontan. Wir probten grad für unsere EP Release Show (fand eine Woche später statt) und plötzlich klopfte es am Proberaum. Da wurden wir gefragt, ob wir nicht Lust haben im Indra nächste Woche bei einer neuen Konzertreihe zu spielen. Wir nahmen es irgendwie als Generalprobe vor der EP Release Show hin, aber im Endeffekt bleibt mir diese Show einfach immer in Erinnerung, da ich sie einfach mit so viel Energie und Adrenalin verbinde. Als zweites Highlight dann definitiv (wie auch bei Eike) die erste Show nach Corona in Hannover. Man hat einfach gemerkt, wie doll die Leute Bock haben auf Livemusik und wie glücklich alle waren. Das war schon sehr schön!
Running With Lions / Eike: Meine Lieblingsshow mit Running With Lions ist glaube ich das erste Nach-Corona-Konzert bei der Fete de la Musique in Hannover. Das war zwar auch ein wenig von der Unsicherheit geprägt, 18 Monate keine Show gespielt zu haben, aber das Publikum war wirklich toll! Ganz generell: Ich durfte mit meiner Metal-Band zur Prime Time in Wacken spielen. Zwar auf der kleinsten Bühne, aber das ist in Wacken ein sehr relatives Maß. Das ist vermutlich ein Highlight für Ewigkeit.
Running With Lions / Gerrit: Ich fand die Bühne auf der Kieler Woche 2019 cool. Das war mein erstes Konzert mit der Band, daher denke ich da gerne dran zurück. 😀 Man hat auch mal Konzerte, bei denen es nicht so richtig läuft. Man hört sich nicht, Gitarre verstimmt sich, Technikprobleme…aber darüber sollte man nicht reden. Das nimmt ohnehin niemand außerhalb der Band so richtig war.
Running With Lions / Marty: Mein persönliches Highlight meiner Laufbahn als Drummer war eine Show 2019 auf dem Cypefest. Es war meine bisher größte Show und ich erinnere mich oft und gerne daran zurück.
SYLB / Andy: Wie lief 2020 für euch, wie habt ihr als Band auf Corona reagiert?
Running With Lions / Krissi: Wir haben auf jeden Fall viel intensiver Social Media bedient als vorher. Das war ja irgendwie die einzige Möglichkeit, in Kontakt mit der Außenwelt zu bleiben. Dadurch haben wir in dieser Zeit ganz viele tolle Bands aus ganz Deutschland kennengelernt und vielleicht auch den ein oder anderen Fan dazugewonnen. Eigentlich hatten wir nach unserem EP-Release im März 2020 eine kleine Tour geplant mit ca. sechs Shows. Davon hat dann quasi nichts stattgefunden. Zwei der damals gebuchten Shows verschieben wir noch bis heute alle paar Monate. Zudem haben wir natürlich viel weniger geprobt aufgrund der ganzen Regelungen, da wir uns zeitweise ja auch nicht treffen durften. Das war schon nicht so geil. Wie viele andere Bands, haben auch wir ein „Quarantine-Edition“ Video veröffentlicht (zu unserem Song Decades), wo sich quasi jeder zu Hause beim Performen gefilmt hat. Eike hat das Ding dann zusammengeschnitten.
SYLB / Andy: Also auf keinen Fall untätig gewesen, sehr löblich! Wo geht es hin, wenn ihr das nächste halbe Jahr betrachtet?! Was habt ihr geplant?
Running With Lions / Krissi: Wir haben noch ein paar Songs in der „Vorproduktionsschublade“. Da sollte auf jeden Fall noch was kommen bis Ende des Jahres. Außerdem spielen wir – wenn alles gut geht – bis Oktober noch einige Shows. Infos findet ihr auf unserer Webseite. Da haben wir schon sehr Bock drauf, hihi.
SYLB / Andy: Zum Abschluss nochmal die Coverversionen: Nennt bitte jeder einen Song, den ihr gerne covern würdet und warum.
Running With Lions / Gerrit: Ich finde Cover spannend, wenn sie entweder sehr präzise das Original spiegeln oder völlig anderen Genres entsprechen. Ich fänd Ed Sheeran als Poppunk cool. Glaube aber, mit der Meinung stehe ich recht allein.
Running With Lions / Krissi: Schwierig einen Song zu nennen. Ich glaube ich fände einen Disney Song cool. Aber nicht Let it go, das hat ja auch irgendwie schon jeder gecovert. Eher was von Arielle oder Pocahontas und dann in unserem eigenen Stil. Aber mit der Meinung bin ich dann wohl auch eher allein, he he.
Running With Lions / Eike: Ich bin ja großer Fan der frühen Taylor Swift. Fearless ist dank White Horse, You Belong With Me oder Love Sorry für mich sowas wie das perfekte Country-Pop-Album. Aber auch auf Red sind unfassbare Nummern – I Knew You Were Trouble oder We Are Never Ever Getting Back Together zum Beispiel. Zu keinem von den Songs würde ich nein sagen.
Running With Lions / Marty: You don’t know me von Victorious Cast! Der Song ist angehaucht rockig. Ich finde aber mit noch mehr Kraft wäre der Song live eine tanzbare Nummer.
SYLB / Andy: Wäre eure Band ein Gewürz, welches und warum?
Running With Lions / Gerrit: Lorbeerblätter. Wir sind immer mal wieder irgendwo dabei, obwohl keiner genau weiß wieso.
Running With Lions / Krissi: Ich sag jetzt mal Salz. Wir können überall spielen und passen (fast) immer dazu.
Running With Lions / Eike: Ich mag Schnittlauch.
Running With Lions / Marty: Ich würde sagen die Band wäre Koriander. Man mag sie oder man mag sie nicht.
SYLB / Andy: Bunt gemischt, hehe. Wenn ihr euch ein Jahrzehnt oder eine Zeit aussuchen könntet, in der ihr gerne aktiv als Musiker gewesen wärt, welche Zeitspanne und warum?
Running With Lions / Gerrit: Ende der 90er, Early 20s. Da hatte unsere Musik mehr Publikum und auch mehr Chartpotential.
Running With Lions / Krissi: Ich würde auch fast sagen Early 20s. Aber dann hätte ich vermutlich Emo Mukke gemacht, hahaha.
Running With Lions / Eike: Jede Epoche hat ihre Herausforderung. Ich bleibe lieber da wo wir sind, denn auf Tonband aufzunehmen ist nicht gerade eine Wunschvorstellung von mir.
Running With Lions / Marty: Ich wäre gerne Mitte der 90er bis Mitte 00er Jahre aktiv gewesen, weil in dieser Zeit unser Genre komplett aufgeblüht ist.
SYLB / Andy: Ihr habt jeder 5 Minuten Zeit, etwas aus dem Proberaum zu suchen, was euch unglaublich wichtig ist – was wäre es und wieso?
Running With Lions / Gerrit: Mein Rack. Da ist halt alles drin, was ich brauche. Aber wenn ich es ernsthaft auf eine Sache runterbrechen müsste, wäre es meine 2013er Les Paul. Mit der habe ich einfach schon viel erlebt und seither alle Konzerte gespielt.
Running With Lions / Krissi: Meinen Fender Bass.
Running With Lions / Eike: Meinen Kemper.
Running With Lions / Marty: Sämtliche Kleinteile, die wichtig sind, wenn man irgendwo hinfährt und sich ärgert, wenn sie dann fehlen.