Interviewer:
Lesedauer ca. 7 min.

Interview mit ÆRIES

Interview-Fragen

Künstler:

ÆRIES

Genre:

Progressive Metal

Links des Künstlers
Bandmitglieder

Laura (Vocals)
Julian (Guitar)
Marius (Bass)
Dominik (Drums)

Mit ÆRIES aus dem Kölner Raum stieß 2019 eine neue progressive Metalband in die Öffentlichkeit. Im Interview reden Sängerin Laura und Bassist Marius über deren Geschichte, Concept Bands, und Zukunftspläne.

SYLB / Marcel: Hi ihr zwei und danke schon einmal, dass ihr euch die Zeit für unsere Fragen nehmt! Starten wir mit dem, was einem zuerst ins Auge springt: Was hat es mit dem Bandnamen auf sich? Was steht dahinter und wie kam es zu der Schreibweise?

ÆRIES / Laura: Ich weiß auf jeden Fall noch, dass Marius sich den Namen ausgedacht hat, deswegen muss er das jetzt auch ausbaden. Spaß beiseite, da wir so oft nach unserem Bandnamen gefragt werden haben wir uns immer Geschichten dazu ausgedacht. Aber das Name hat literally keine Bedeutung.

ÆRIES / Marius: Joa, und die Buchstaben wurden aus ästhetischen Gründen so ausgewählt. Die Idee war einen Begriff zu wählen, der noch keine Bedeutung hat und dieses quasi durch unser Schaffen zu prägen.

SYLB / Marcel: Ihr kommt ja nicht gerade alle aus der gleichen Ecke. Wie habt ihr als Band zusammengefunden?

ÆRIES / Marius: Julian (Gitarre, Anm. d. Red.) und ich wollten damals nach einem anderen Projekt weiter zusammen Mukke machen. Und haben dann angefangen, nach ‘ner coolen Stimme zu suchen. Hat dann etwas länger gedauert als zuerst gedacht, weil wir schon eine ziemlich konkrete Vorstellung und dementsprechende Ansprüche hatten. Laura ist dann damals vorbeigekommen, weil sie unter Julians Instagram Post seine Gitarre als “Geile Axt” betitelt hat.

ÆRIES / Laura: Ich bin ein sehr tiefgründiger Mensch, wie man dort wieder erkennen kann.

ÆRIES / Marius: Und dann hat Julian sich ihr Profil angeguckt und gecheckt: “Fuck, die ist ja richtig gut.” Dann kam Laura das erste Mal vorbei und man hat sich direkt super gut verstanden.

SYLB / Marcel: Wie lange hat es gedauert, dass ihr euch aufeinander eingespielt habt? Bzw. wann hat es richtig gefunkt als Band?

ÆRIES / Laura: Wir haben ziemlich direkt nach dem ersten Treffen Waves geschrieben bzw. vollendet. Also, es ging tatsächlich schneller als zuerst gedacht. Düsseldorf ist auch nicht unglaublich weit weg von Bonn, deswegen konnten wir uns recht flexibel treffen. Mittlerweile ist es so, dass man sich da gegenseitig total vertraut. Wenn der Marius seine Basslinien schreibt, weiß ich zu 100 Prozent: “Ciao, ich kann mich einfach zurücklehnen.” Ich weiß halt einfach, dass der ‘ne abgefuckt geile Bassline schreiben kann. Und wir sind immer alle gesprächsbereit, schließlich sind wir zusammen eine Band und nicht nur vier Einzelmusiker.

SYLB / Marcel: Laura, hast du zu dem Zeitpunkt damals auch eine Band gesucht, oder wie war das für dich als die Anfrage kam?

ÆRIES / Laura: Es hat perfekt gepasst, ich habe auch eine progressive Metal Band zu dem Zeitpunkt gesucht. Und das Konzept, mit dem Julian und Marius auf mich zukamen, war genau das, wonach ich gesucht habe. Ich habe meine Anfänge im Progressive Rock und wollte gerne dort wieder anknüpfen und einen Schritt weiter gehen. Aber für solche Projekte die richtigen Leute zu finden, ist auch nicht gerade einfach. Es ist halt ne Nische, und find erstmal Leute, die die Mukke hören, spielen können und Kapazität für ein neues Projekt haben. Wir hatten alle Bock, das durchzuziehen und was Neues auf die Beine zu stellen.

SYLB / Marcel: Marius, habt ihr spezifisch nach einer Sängerin gesucht?

ÆRIES / Marius: Wir haben einfach nach Stimmen gesucht. Aber die Frage war natürlich am Anfang, wonach wir genau suchen. Und wir haben uns dazu entschlossen, von dem Boyband Flair wegzugehen. Uns war wichtig, was frisches und was cooles zu machen, und da hat Laura super reingepasst.

ÆRIES / Laura: Ich glaube, ihr wart einfach super offen, Hauptsache es passt und man kommt gut untereinander klar. Egal ob Männchen oder Weibchen.

ÆRIES / Marius: Genau, wir haben gesagt, dass das Geschlecht bei uns da keinen Unterschied macht. Wir haben einfach nach Leuten gesucht, die was auf dem Kasten haben, Bock haben und menschlich gut zu uns passen. Hauptsache nichts auf deutsch.

SYLB / Marcel: Aber es passt ja auch gut in die aktuelle Entwicklung in der modernen Metal Szene. Female-Fronted Bands sind beliebter denn je und es gibt bedeutend mehr, die auch die Szene mittlerweile prägen, beispielsweise Spiritbox oder Make Them Suffer. So betrachtet kommt einigen evtl. der Begriff der Concept Band in den Sinn. Wie ist euer Statement zu dem doch recht kontroversen Thema?

ÆRIES / Laura: Ich glaube viele Leute glauben, dass bei uns ein bestimmtes Konzept dahinter steckt. Wir werden ab und an mal darauf angesprochen. Aber: Wir sind eine kleine Newcomer Band und hinter uns steht kein Label, welches uns vermarktet und uns sagt, was wir zu tun oder zu lassen haben. Natürlich gibt es Bands in unserem Genre, die sich ganz bestimmt positionieren, um eine möglichst breite Masse anzusprechen und möglichst viele Leute abzuholen. Und ich finde auch, dass der Ansatz zu 100 Prozent gerechtfertigt ist. Ich glaube, es gibt verschiedene Ansätze Musik zu machen. Klar gibt es den Ansatz zu sagen, ich mache jetzt was ich nice finde und mir ist komplett egal, was andere dazu sagen. Aber es gibt auch die Leute die sagen: “Naja, ich möchte einfach gerne mit der Musik viele Leute bedienen und gerne auch eine gewisse Reichweite aufbauen.” Und beide Seiten sind für mich vollkommen okay. Ich glaube nicht, dass der/die Eine mehr Musiker/in ist als der/die Andere. Ich glaube bei uns ist es so, dass wir schon eine Art Nischenmusik machen. Diese hat zwar in dieser Nische in den letzten Jahren einen großen Zuspruch erhalten, aber wir bewegen uns immer noch in dieser Nische. Wenn wir bewusst sagen würden, dass wir die breite Masse erreichen wollen, dann hätten wir uns nicht für Progressive Metal entschieden. Es ist wichtig, dass man hinter dem steht was man macht, egal wie. Da Musik etwas authentisches ist, kann man es auch nur übermitteln, wenn man zu 100 Prozent dahinter steht.

ÆRIES / Marius: Wir haben nicht geguckt, was aktuell funktioniert und unsere Musik daran angepasst. Ich muss zum Beispiel sagen, ich habe bevor Laura in die Band kam, glaube ich keinen einzigen Song von Jinjer gehört und wusste nicht mal, dass Bands wie Spiritbox existieren. Ich meine, hätten wir die identischen Vocal Lines und du wärst männlich, dann würde kein Hahn danach krähen.

SYLB / Marcel: Aber ihr habt euch ja im Endeffekt doch auf einen prägnanten Stil einigen können.

ÆRIES / Laura: Wir kommen eigentlich alle aus total verschiedenen Richtungen. Ich denke, wir haben in unserer Musik eine Art Synergie gefunden, dass diese ganzen Einflüsse und Identitäten sozusagen verschmelzen zu einem Ganzen. Da hat man dann Julians harte und djenty Riffs die auf meine Disney Vocals treffen. Marius kommt mit seinem Slap-lastigen Bass um die Ecke und Dome (Dominik, Drums, Anm. d. Red.) vereint das ganze irgendwie.

SYLB / Marcel: War das denn “einfach” für euch, das Verschmelzen eurer Einflüsse?

ÆRIES / Laura: Ich kann sagen, dass wir noch nie über einen Song im großen Stil diskutiert haben. Wir haben ein einziges Mal bei einem Song etwas rütteln müssen. Da habe ich dem Julian gesagt, dass ich die Vocal Line intuitiver schreibe, wenn wir da etwas umstrukturieren würden. Hat er gemacht und dann waren alle happy.

ÆRIES / Marius: Ich glaube, was ein großer Vorteil sein kann ist, dass wir wie gesagt alle aus verschiedenen Genres kommen und so gesehen alle “Experten” in unserem Genre sind. Egal was ich jemandem aus der Band vorschlage, es ist nie mehr als ein Vorschlag. Vor allem bei Sängern wars oft schwierig, Sänger sind oft Kontrollfreaks.

ÆRIES / Laura: Ich bin auch ein Kontrollfreak!

ÆRIES / Marius: Ja, aber du kriegst das gut verpackt. Es wirkt nicht so negativ wie es jetzt klingt.

ÆRIES / Laura: Es gab aber von euch auch größtenteils positives Feedback zu dem, was ich fabriziert habe. Und das ist glaub ich nicht, weil wir uns Sachen verkneifen oder uns nicht trauen.

ÆRIES / Marius: Wir hatten halt zusammengefasst alle schon Projekte, wo es so gar nicht funktioniert hat. Umso glücklicher sind wir, dass es bei uns so gut klappt.

SYLB / Marcel: Ist es auch ein Grund, warum ihr in der Band “nur” zu viert seid? Es gibt ja, vor allem im progressive Metal, Konstellationen, die auch über die fünf Personen hinausgehen. Siehe Periphery mit drei Gitarristen.

ÆRIES / Laura: Ich kanns halt nicht einschätzen wie es wäre, wenn wir zu fünft wären. Ich erinner’ mich dran, dass wir von Anfang an gesagt haben, dass wir keine zweite Gitarre wollen. Ich kann mir vorstellen, dass es halt potentiell umständlicher werden könnte. Julian zudem ist ein super kreativer Mensch, ich kann mir schon vorstellen, dass es da theoretisch zu mehr Diskussionsbedarf kommen könnte. Die Aufgaben sind halt bei uns super verteilt und wir kommen einfach mega gut klar in der Konstellation.

ÆRIES / Marius: Wir haben echt von Anfang an gesagt, dass wir zu viert bleiben wollen. In einer alten Band waren wir teilweise zu sechst, was live unfassbar Bock macht. Aber es ist halt logistisch unglaublich schwer, alle zu koordinieren. Songwriting-mäßig ist glaube ich Julian sehr glücklich, dass er bei den Riffs volle Kontrolle hat und sich da echt austoben kann. Ich habe mit Julian ja schon in zwei anderen Bands gespielt und hab das Gefühl, er kann, wenn er sich keine Gedanken machen muss, was ein potentieller zweiter Gitarrist über sein Geklimper sagt, viel mehr aufgehen und er selbst sein.

SYLB / Marcel: Kurzer Themenwechsel: Wie war das Feedback zu dem Livestream in den One2One Studios in Bottrop? Habt ihr Bock mehr sowas in die Richtung zu machen?

ÆRIES / Laura: Das Feedback war echt gut. Wir hatten ja auch gewisses Werbebudget und konnten das Event dementsprechend auch etwas bewerben. Wir wollen auf jeden Fall wieder mehr Konzerte spielen, erstmal dahingestellt ob Livestream oder ein “richtiges” Konzert. Ende des Jahres ist auf jeden Fall geplant, wieder Konzerte zu ballern. Vorher sind wir noch im Studio.

SYLB / Marcel: Livestream Events bieten sich halt an, um auch über den regionalen Bereich heraus Leute zu erreichen. Wie ist eure Fanbase denn so verteilt?

ÆRIES / Laura: Wir haben tatsächlich relativ viele Hörer aus Südamerika. Wir haben halt während der Jinjer Tour viel Presse gemacht. Da Jinjer eine recht große Fanbase dort hat, ist unser Stuff da irgendwie etwas rübergeschwappt und wir sind dort im Zusammenhang mit der Tour in vielen Presseartikeln zumindest erwähnt oder sogar thematisiert worden. Und ja, deswegen ist tatsächlich ein großer Teil unserer Hörerschaft dort zu finden. Unser alter Manager war auch der Manager von Jinjer und hat uns halt dementsprechend auch dort mit vermarktet.

SYLB / Marcel: Beschreibe deine Band mit einem Wort!

ÆRIES / Laura: Das ist schwer. Wir sagen aus Spaß immer Disney-Metal. Würde aber vlt eher sowas sagen wie Symbiose, keine Ahnung, haha.

ÆRIES / Marius: *nickt unsicher*

ÆRIES / Laura: Lass einfach Gisma nehmen. Gisma hat ja eine Bedeutung. Gisma ist eine Protagonistin die sich aus einer Welt befreit, in der Sie nicht leben möchte. Und findet ihren eigenen Weg, und das tun wir ja auch irgendwie. Dann lassen wir das was offen, das wirkt mysteriös.

SYLB / Marcel: Ok! Was ist euer eigener Lieblingssong?

ÆRIES / Marius: Gisma all the way.

ÆRIES / Laura: Keine Ahnung, wahrscheinlich Gisma, aber Crystals gefällt mir auch richtig gut. Der kommt noch raus übrigens.

SYLB / Marcel: Dann sind wir doch mal gespannt darauf! Danke für eure Zeit!

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