Benthos (Progressive Metal aus Mailand, Italien)
Manchmal stelle ich in Interviews die Frage, ob sich die Bandmitglieder ihre musikalischen Fähigkeiten selbst beigebracht oder diese vielleicht sogar studiert haben. Bei den Mitgliedern von Benthos ist letzteres der Fall, und das ist in diesem Fall auch gut so, denn sonst hätten sich die Jungs vielleicht nie getroffen, und die Band wäre nie gegründet worden. Das wäre sehr schade, denn gleich mit ihrem Debütalbum II aus April 2021 konnten sie nicht nur mich in helle Begeisterung versetzen. Wer sich gleich mit dem ersten Album mit Bands wie Persefone, Leprous oder The Hirsch Effekt vergleichen lassen darf, beweist auf jeden Fall, dass da nicht nur ungeheuer viel Kreativität, sondern auch sehr viel Können vorhanden ist. Die Karten im Progressive Metal sind neu gemischt.
Dragunov (Post Metal aus Paris, Frankreich)
Den Auftritt des Duos Dragunov im Februar 2019 in der Halle Am Rhein werde ich wohl nie vergessen, und zwar sowohl in musikalischer Hinsicht als auch ihr Outfit betreffend. Dass die Mitglieder einer Band Gasmasken tragen, während sie die Bühne betreten, und auch noch einige Songs so performen, hatte ich vorher und auch danach noch nicht erlebt. Vor allem den Drummer, der auch streckenweise noch eine ziemlich theatralische Show geliefert hat, habe ich extremst bewundert. Aber auch die Musik von Dragunov ist bemerkenswert. Überwiegend sind die Songs zwischen sechs und sieben Minuten lang und kommen mit massiven Soundwänden, sehr coolen Riffs und einem tighten Drumming daher. Da fragt man sich, wie zwei Männer so viel “Krach” machen können. 😀 Manchmal wird’s ziemlich chaotisch, aber das darf Post Metal ja auch sein. Das letzte Album Arkhipov stammt aus Januar 2020, aber die Jungs stecken gerade mitten in den Arbeiten zu Album Nummer 4.
NMAC (Modern Metal aus Köln, Deutschland)
Normalerweise mag ich ja so abgedroschene Sprüche wie “man sieht sich immer zwei Mal” nicht. Im Falle von NMAC trifft der Spruch aber zu, denn ich hatte Mary schon im Juni 2019 mit ihrer damaligen Band New Day Dawn erlebt. Die Band hat sich kurz nach der Show aufgelöst, aber schon damals war ich hin und weg von der hammermäßigen Stimme, die ich ihr vor der Show zugegebenermaßen nicht zugetraut hatte. Und dann fahre ich nichtsahnend zum Blattturbo Bandabend, wo Mary mir wieder über den Weg läuft. Da erlebe ich sie dann auch zum ersten Mal mit NMAC live. Dass Mary eine großartige Sängerin/ Shouterin ist, wusste ich da ja schon. Aber das Quintett kann auch musikalisch überzeugen, wenn man, so wie ich, gerne NUMetal hört. Den bauen NMAC nämlich sehr gern in ihre mächtig groovenden Songs ein und spielen damit eine ganz besondere Modern Metal-Karte.
Battlesword (Melodic Death Metal aus Viersen, Deutschland)
Die Viersener Band Battlesword gibt es tatsächlich bereits seit dem Jahr 1999 (!!). Wenn ich nicht das Vergnügen gehabt hätte, ein Review zu ihrem fünften Album And Death Cometh Upon Us aus dem Jahr 2019 zu schreiben, würden sie aber wahrscheinlich nach wie vor unter meinem Radar fliegen. Das wäre sehr schade, denn die Männer verstehen es, den skandinavischen Oldschool um ihre ganz eigene Melodic Death-Note zu ergänzen. Bei dem Bandnamen liegt man schon richtig, wenn man musikalisch an die Schweden von Amon Amarth denkt. Aber auch mit In Flames oder den Finnen von Insomnium liegt man nicht ganz falsch. Allein diese drei Bandnamen legen nahe, dass Battlesword sich nicht auf einen Stil festlegen lassen wollen. Beim Hören des Albums habe ich tatsächlich des Öfteren mal die Faust in die Höhe gereckt und laut mitgesungen. Das werde ich auch gern tun, wenn ich es irgendwann mal schaffe, die Männer live zu erleben.
Mediokrist (Metalcore aus Krefeld, Deutschland)
Wie oft ich Mediokrist jetzt schon live erleben durfte, könnte ich spontan gar nicht sagen. Langweilig war’s aber definitiv bei keiner Show, auch wenn die Jungs in ihren Posts ihre eigenen Shows oder Songs als “durchschnittlich”, “mittelmäßig” oder “gar nicht mal so toll” bezeichnen. Aber wenn man als Bandnamen Mediokrist, also “Durchschnittsmensch” wählt, kann man ja auch nur entsprechend abliefern *Ironie off*. 😀 Dass sie es wirklich vorzüglich beherrschen, mit der deutschen Sprache zu spielen, zeigen sie auch dadurch, dass sie ihren Songs von Anfang an deutsche Texte verpasst haben. Nach der Gründung der Band im Jahr 2017 gab’s im Jahr 2019 das Debütalbum Traumwelt. Seitdem ist es musikalisch recht ruhig geworden, und der letzte Post auf Facebook ist aus Februar 2021. Da kündigen die Jungs an, dass sie an einem neuen Album arbeiten, man darf also weiterhin gespannt sein.