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Lesedauer ca. 6 min.

Guardians Of Metal am 14.08.2021 im Haus Sodekamp-Dohmen, Hückelhoven

Eventname:

Guardians Of Metal

Künstler:

Dedpool, Ghosther, Aeverium, Motorjesus

Ort:

Haus Sodekamp-Dohmen, Hückelhoven

Datum:

14.08.2021

Genre:

Groove Metal, Modern Metal, Melodic Death Metal, Rock

Veranstalter:

Guardians Of Metal

Auch an meinem letzten Urlaubswochenende mag ich nicht untätig zu Hause rumsitzen. Aber die Gefahr droht nicht, denn die Organisatoren vom Guardians Of Metal hatten mich schon vor längerer Zeit gefragt, ob ich bei diesem Festival Fotos machen könnte. Also Kameras eingepackt und auf nach Hückelhoven. Da komme ich weit vor dem offiziellen Einlass aufs Gelände und sehe gleich die ersten bekannten Gesichter. Der Soundcheck läuft, die letzten Vorbereitungen sind im Gange, die ungefähr 350 erwarteten Gäste wollen nicht nur mit Musik verköstigt werden. Kurz nach Einlass trifft auch Henning ein, so können wir uns endlich auch mal nicht nur in den virtuellen Teammeetings, sondern persönlich über SYLB und die Szene im Allgemeinen austauschen. Während des Festivals liefert Henning auch fleißig Live-Fotos für unseren Insta-Kanal.

Als erste der vier Bands steht Dedpool auf der Bühne. Viele Worte machen sie um sich nicht, Informationen zur Band finden sich nur spärlich. Aber wer braucht die schon, wenn da fünf Männer auf der Bühne sind, die seit der Bandgründung im Jahr 2016 ihren Weg gehen und auch heute gleich mal die grobe Groove-Kelle auspacken. Scheinbar mühelos haut Armin fieseste Death Metal-Growls ins Mikro, während die Saitenfraktion offensichtlich ziemlich unbeeindruckt davon sehr coole Riffs rauslässt und Link an den Drums die Fußpedale einem ersten Belastungstest unterzieht. Das lockt dann auch die ersten Metalheads aus dem zunächst noch etwas zögerlichen Publikum vor die Bühne, da werden Fäuste in die Höhe gestreckt, und auch die Pommesgabel darf natürlich nicht fehlen. Vom Debütalbum Lifecircle aus dem Jahr 2018 gibt’s mit dem Titeltrack Lifecircle, Bacteria und Spit It Out drei Tracks auf die Ohren, aber die Setlist ist damit natürlich noch nicht voll. So zeigen sich einige der Anwesenden auch bei Warhead oder Breaking The Deadlock sehr textsicher, und die Spielzeit von Dedpool geht sehr kurzweilig vorüber.

Die erste Umbaupause wird von vielen genutzt, sich mit flüssigem oder festem Nachschub zu versorgen, wobei es hier in Hückelhoven tatsächlich fleißige Menschen gibt, die die flüssige Nahrung bis an die Stehtische oder die Bierzeltgarnituren bringen. Mich erinnern sie ein wenig an die Köbesse, die in den urigen Brauhäusern zum Beispiel in Düsseldorf, Köln oder Krefeld herumlaufen und dafür sorgen, dass niemand eine trockene Kehle kriegt. Tolle Idee vom Veranstalter!

Nicht nur die Kehlen wollen Nachschub, sondern auch die Ohren. Dafür sorgen jetzt Ghosther, die bei ihrer Bandgründung im Jahr 2014 noch Modo hießen. Aber der Name ist so eng mit einem einzigen Song verknüpft, dass im Jahr 2019 die Umbenennung in Ghosther stattfand. Alternative Metal ist jetzt angesagt, und Ghosther sind heute nicht die einzige Band, die mit einer richtig guten Sängerin aufwarten können. Vom Debütalbum Through Fire aus Dezember 2019 haben es insgesamt sechs Songs auf die Setliste geschafft, darunter Breathing, The Bitter End und Conscious. Wenn man das Veröffentlichungsdatum sieht, kann man sich schon denken, dass dieses Album live nicht wirklich promotet werden konnte. Das erzählt auch Jenny, die es allerdings etwas drastischer formuliert, als ich es hier tue. Neben den Through Fire-Songs gibt es tatsächlich auch schon neues Material. Der Song Karma basiert auf persönlichen Erfahrungen, die Jenny bei ihrer letzten Arbeitsstelle mit einem Kollegen machen musste, und die sie, wie sie selbst erzählt, ganz nach unten gezogen haben. So wird sie sich wahrscheinlich mit diesem Song den Frust ein ganz klein wenig von der Seele singen können. Nicht nur Jenny erzählt von den harten Zeiten, die die Bands und Locations in den letzten anderthalb Jahren hatten, und die ja noch nicht gänzlich überstanden sind. Mit dem Kauf von Merch kann man nicht nur Ghosther sondern auch alle anderen Bands zumindest ein klein wenig unterstützen.

Nach Dedpool und Ghosther, die ich heute beide zum zweiten Mal live erleben darf, machen sich dann Aeverium bereit für ihren Auftritt. Die habe ich schon einige Male gesehen, allerdings noch nicht mit ihrer “neuen” Sängerin Vanessa. Ich schreibe bewusst “neu”, weil Vanessa ja auch schon seit dem Jahr 2018 neben Marcel am Mikro steht. Vor der Bühne haben sich die Fans schon versammelt, um der Multi-Kulte-Truppe, wie es Marcel bei der Bandvorstellung später formuliert, ihre Unterstützung zu zeigen. Die Setliste ist ein fröhliches Wechselspiel aus Songs der Alben Break Out aus 2015 (Break Out, Distrust oder What Are You Waiting For?) und Time aus 2017 (Hunted, Vale Of Shadows oder Home). Ich kriege wieder mal eine ganz dicke Gänsepelle beim Song The Other Side, der mich mit seiner Intensität jedes Mal fast umhaut. Überhaupt nicht fröhlich ist Marcel bei einer sehr persönlichen Ansprache zumute, die nicht nur ihm Pippi in die Augen treibt. Anfang August ist Christoph „Tappi“ Tappesser gestorben (R.I.P.), der für sein außerordentlich großes Engagement u.a. für die Viersener Rockschicht, das Eier Mit Speck Festival, dem Wat Jeht Kneipenfestival, als Sänger der Band Ranzig und nicht zuletzt als Kopf bei den Vierfalt Rocktagen am Hohen Busch über die lokalen Grenzen hinaus bekannt war. Dieses Engagement und die großartige Persönlichkeit Tappi soll hier noch einmal ganz speziell gewürdigt werden. Und auch Marcel weist darauf hin, dass es bei der Band Aeverium in diesen Zeiten nicht gut aussieht, und dass es auch Bands gibt, die schon die Segel streichen mussten. Klasse finde ich, dass er darum bittet, nicht nur Merch von Aeverium sondern danach auch von allen anderen Bands zu kaufen, damit die Szene sich wieder aufrappeln und weiter so lebendig bleiben kann, wie wir sie alle lieben. Eine wirklich großartige Ansprache, die auch mit viel Applaus belohnt wird, bevor es dann wieder zur Musik geht.

Nachdem die ersten drei Bands schon nach und nach mehr Fans vor die Bühne gezogen haben, ist bei Motorjesus dann so etwas wie Eskalation angesagt. Motorjesus ist heute definitiv die dienstälteste Band und unternimmt mit den Songs der Setliste eine Zeitreise durch wirklich alle Etappen der Bandgeschichte. Gegründet bereits im Jahr 1990, damals noch unter dem Namen The Shitheadz, cruisen die Männer seit 2006 als Motorjesus durch die Gegend und bringen mit ihren Rocksongs das Gefühl von Freiheit und Abenteuer und den Geruch von Benzin mit. Dafür sprechen allein schon Songtitel wie Motor Discipline oder King Of The Dead End Road vom Album Wheels Of Purgatory aus 2010 und Dirty Pounding Gasoline oder Motorjesus vom 2004er Werk Dirty Pounding Gasoline. Aber auch das neue Album Hellbreaker, das im April dieses Jahres erschien, wird natürlich ordentlich bedacht. Mit Drive Through Fire, Hellbreaker, Dead Rising, Firebreather, Car Wars und The Outrun finden sich gleich sechs Songs auf der Setliste, und auch hier singen die Fans vor der Bühne lautstark mit. Aber nicht nur fürs Ohr bieten Motorjesus was, die Bühnenshow ist auch was fürs Auge. Das fängt schon bei den Aufstellern in Form von Benzinfässern an, die überall auf der Bühne verteilt sind, geht weiter über das Backdrop und endet noch lange nicht bei den kurzen “Gastauftritten” des Teufels, der eine große Zielflagge schwenkt, und von Jesus, der zwar nicht aus Wasser Wein macht, aber Bierdosen in die moshende Menge wirft. Die werden natürlich sofort geöffnet, wobei das Bier nicht immer in die Kehlen fließt, sondern auch des Öfteren zur Bierdusche wird. Meine Kamera und mich hatte es vorher schon erwischt, seitdem halte ich mich abseits und gucke mir den Spaß aus der sicheren Entfernung an. Auch zwei Crowdsurfer sind bei Motorjesus unterwegs und landen auch sicher wieder auf dem Boden. Währenddessen läuft die energiegeladene Show auf der Bühne weiter, denn auch Songs wie Fist Of The Dragon, Re-Ignite oder A New War wollen gespielt werden. Und auch mit einem Medley aus bekannten Rock-Songs, bei dem auch TNT (AC/DC) nicht fehlen darf, wird gemeinsam abgesungen, bevor sich auch Motorjesus schon weit nach 22:00 Uhr zu einem Abschlussfoto am Bühnenrand versammeln und dann an den Abbau gehen.

Einige der Besucher machen sich jetzt auf den Heimweg, aber genauso wie Henning und ich bleiben noch viele vor Ort. Die Köbesse haben nach wie vor gut zu tun, auch der Essensstand kann sich noch über Abnehmer von Bratwurst oder Pommes Frites freuen. Erfreulicherweise ist auch der Merchstand dicht umlagert, und ich denke mal, dass sich die Fans ordentlich eingedeckt haben. Insgesamt war es jedenfalls ein großartiges Festival, und der Dank von Henning und mir geht an das komplette Team, das dies möglich gemacht hat. Beim nächsten Mal sind wir sehr gern wieder dabei!

Einige Fotos der vier Bands findet ihr hier. Die kompletten Fotostrecken gibt es auf meiner Homepage heike-leppkes-konzertfotos.de, schaut gern mal rein. 🙂

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