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Lesedauer ca. 5 min.

Deutsch-Rock-Nacht am 16.09.2023 im Underground, Lüdenscheid

Eventname:

Deutsch-Rock-Nacht

Künstler:

Phoenix Barde, Schrei!, Glutsucht

Ort:

Underground, Lüdenscheid

Datum:

16.09.2023

Genre:

Rock, Hard Rock, Rock'n'Roll

Veranstalter:

Underground Musik e.V.

Lüdenscheid ist spätestens seit der Sprengung der Autobahnbrücke der A45 und der damit verbundenen Staus auf den Umgehungsstrecken wohl nicht nur NRW-weit bekannt geworden. Und ausgerechnet zu einer Show im dortigen Underground haben uns Phoenix Barde eingeladen. Da plane ich meine Anfahrt noch sorgfältiger als sonst, denn auf die überfüllte Umgehungsstrecke möchte ich natürlich nicht geraten. Also geht’s über Land, und wenn ich nicht selbst fahren würde, hätte ich mir noch den einen oder anderen längeren Blick auf das schöne Bergische Land gegönnt. Bei den teilweise wirklich sehr engen Kurven heißt es aber für mich, Augen nach vorn.

Als ich an der Location ankomme, treffe ich auch schon gleich auf die Jungs von Phoenix Barde. Deren Anreise hat definitiv noch länger gedauert, denn sie kommen ja aus Münster. Aber ihr Soundcheck ist durch, jetzt stehen sie sehr entspannt vor dem Underground. Dass mich dann Julia und Dirk von Glutsucht noch erkennen, obwohl es schon über ein Jahr her ist, dass ich sie bei ihrer Show im Krachgarten fotografiert hatte, freut mich natürlich sehr. Und dann spricht mich auch schon Heike vom Underground Musik e.V. an. Da sowohl die Fotografin, die normalerweise im Underground am Start ist, als auch ihre Vertretung für heute abgesagt haben, werde ich gefragt, ob ich meine Fotos auch dem Verein zur Verfügung stellen kann. Was soll ich da anderes als “ja” sagen. 😀

Bevor dann Phoenix Barde mit ihrer Show beginnen, werde ich aber zum ersten Mal Augen-(und Ohren-)Zeugin einer Besonderheit im Underground. Vor jeder Show wird nämlich erstmal eine Handsirene betätigt, die hier eine ähnliche Funktion hat, wie der Gong im Theater. So kommen dann auch die rein, die vorher noch draußen gestanden hatten. Ich bin nur froh, dass ich meine Ohrstöpsel schon drin habe. Dass es ohne diese Sirene nicht funktioniert, zeigt sich dann später noch. Bei Phoenix Barde funktioniert aber alles. Nach dem Intro geht’s los mit Unter dem Eis, und mir fällt sofort auf, dass Marcels Gesang heute wesentlich kräftiger als noch vor einem halben Jahr im Parkhaus Meiderich ist. Ich lese ja nach wie vor mit Begeisterung auf der Homepage von Phoenix Barde die Geschichte, heute gibt’s mit Songs wie Aufstieg des Phoenix, Hast du geglaubt?! oder Totenlied den Soundtrack dazu. Einen neuen Song haben die Jungs auch mitgebracht, und auch dazu erzählt Marcel was. Den hat er nämlich für seine Tochter geschrieben. Und genauso, wie der Phoenix Barde die Menschen, die unter dem Eis gefangen sind, beschützt, wird er auch seine Tochter beschützen, solange er lebt. Ein sehr berührender Song! In den vielen kurzweiligen Gesprächen, die ich mit den Jungs gestern führen konnte, haben sie mir einiges erzählt, was noch geplant oder bereits in der Mache ist. Da haben sie echt einiges vor, und ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.

Von Schrei! hatte ich bis gestern noch gar nichts gehört. Die Band wurde tatsächlich schon im Jahr 2011 (!!) gegründet und kommt aus meiner Heimat, nämlich aus Hannover. Mitgebracht haben sie deutschsprachigen Rock’n’Roll, der mich musikalisch das eine oder andere Mal tatsächlich an Motörhead erinnert hat. Wir Niedersachsen machen ja eigentlich nicht viele Worte, aber Rudi (Gesang und Gitarre) hat zu fast jedem Song eine kleine Geschichte parat. Die erzählt er aber erstmal vor leeren Rängen, denn Schrei! haben mit ihrer Show begonnen, ohne, dass vorher die Sirene betätigt wurde. So dachte nicht nur ich, die noch draußen war, dass da noch der Linecheck läuft. Aber Heike hat Gott sei Dank mal nachgeschaut und uns dann alle reingeholt. Warum Schrei! heute nur zu dritt auf der Bühne stehen, habe ich nicht mitbekommen, aber auch als Trio legen sie ordentlich vor. Neben eigenen Songs haben sie auch drei Coverversionen mitgebracht. Dass ich die Texte von Der goldene Reiter (Joachim Witt), Alkohol (Herbert Grönemeyer) und Eisbär (Grauzone) noch von Anfang bis Ende komplett mitsingen kann, wundert mich nicht, denn die liefen damals alle bei mir rauf und runter. Und auch alle anderen Gäste und das Team vom Underground Musik e.V. singen lauthals mit. Da ist dann auch tanzen angesagt, so dass dann nicht nur den Männern auf der Bühne der Schweiß auf die Stirn getrieben wird.

Die Bandgeschichte von Glutsucht ist mit einer der aufregendsten, die ich bislang gelesen habe. Bereits im Jahr 2005 (!!) gegründet, haben sie unter dem Bandnamen Gentility zunächst englischsprachige Songs veröffentlicht. In 2011 haben sie dann eine Charity-Tour gestartet und in den Camps der ISAF-Einsatzkräfte in Usbekistan und Afghanistan für die dort stationierten Soldaten gespielt. In 2013 gab’s dann den Wechsel zu deutschsprachigen Songs, und mit dem 2016er Album Wir haben der Welt noch was zu sagen haben sie ein klares Statement abgegeben. Unter dem Bandnamen Glutsucht sind sie seit Anfang 2021 unterwegs. Mit einem Song aus 2016 geht’s auch los, Mein niederer Instinkt eröffnet die sehr energiegeladene Show. Auch mit ihren Songs vom aktuellen Album Urbane Dekadenz haben Glutsucht noch einiges zu sagen, das beweisen sie unter anderem mit Komm mit uns, Medusa oder Die Iden des März. “Die Iden des März” ist ja eine Metapher für bevorstehendes Unheil, aber wie Dirk es schon richtig sagt, ist ja gerade in letzter Zeit schon sehr viel an Unheil passiert, und die Gesellschaften haben sich nicht unbedingt zu ihrem Vorteil entwickelt. Davon handelt auch der Titeltrack des aktuellen Albums Urbane Dekadenz, der wohl selbsterklärend sein dürfte. Die oft sehr kritischen Texte verpacken Glutsucht in rockige Melodien, die mit ordentlich Groove daherkommen und auch zu vorgerückter Stunde für ordentlich Bewegung nicht nur auf der Bühne sorgen.

Nach der Show wird’s dann aber wieder sehr entspannt. Die Männer von Schrei! haben sich schon verabschiedet, aber mit den Mitgliedern von Phoenix Barde und Glutsucht kann ich noch ein paar Worte wechseln. Da ich aber schon an den ungefähr anderthalbstündigen Rückweg denke, mache ich mich dann doch auf. Eines der Mitglieder des Underground Musik e.V. gibt mir noch ein paar Tipps, wie ich um die Zeit am besten fahre, ich bin dann aber leider ein Mal falsch abgebogen. Tja, Frauen und ihr Orientierungssinn… 🙈🤣

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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