Wenn ich es richtig gesehen habe, gibt es die Band Krähenfeld bereits seit 2012. Ist für das zehnjährige Jubiläum irgendwas geplant? Vielleicht zusammen mit Convictive, die ja ebenfalls ihr zehnjähriges feiern?
Im Grunde ging es mit Krähenfeld erst im Jahr 2016 so richtig los. Im Jahr 2012 wollte Timo, der ursprünglich aus dem Death Metal kommt, zu Black Metal wechseln. Darauf sprach er Marius an, der sofort zusagte. Eine Bandgründung war da noch nicht geplant, es lief nach dem Motto “lass mal Black Metal machen”. Es wurden einige Songs geschrieben und auch Cover gespielt. Zunächst übernahm Timo auch den Gesang, aber dann trafen die Jungs Yannick, der in ihren Augen den Gesang genauso traf, wie sie es sich vorstellten. Mit Sebastian war die Besetzung dann komplett, und im Jahr 2016 war Krähenfeld geboren. Von daher müssen wir wohl noch vier Jahre mit der Jubiläumsfeier warten.
Nach eurem Album “Vergänglich” aus 2018 war es musikalisch ruhig um euch geworden. Dann kam mit “Endlich” ein neuer Song, der auch auf dem Split-Album “Konvergenz” zu hören ist. Ist “Konvergenz” so eine Art Zwischenstopp auf dem Weg zum nächsten Album?
Es gab ja nicht nur den neuen Song Endlich, vorher wurde noch der Song Ewig veröffentlicht. Konvergenz war eigentlich gar nicht geplant, das war so ein spontanes Ding, weil Convictive da eine neue Sängerin hatte (Anmerkung Heike: Damals war Jay die neue Sängerin). Da sich das Songwriting aus verschiedenen Gründen ein wenig in die Länge zog und dann auch noch Corona kam, d. h. wir nicht live auftreten konnten, wollten wir in irgendeiner Form zumindest ein Lebenszeichen von uns geben. Die Songs Ewig und Endlich haben wir ja auch sowieso schon live gespielt, und bis zum neuen Album war es noch zu lange hin. Also haben wir die beiden Tracks mit auf Konvergenz gepackt.
Wie kam es denn dazu, dass Dan Swanö das Mastering von Konvergenz übernommen hat? Ich denke mal, dass der ein vielbeschäftigter Mann ist.
Das ging eigentlich ganz einfach. Wir haben, wie auch schon beim Album Vergänglich, Schlagzeug und Gesang bei Klaus Schwerdt im Beat Point Studio aufgenommen. Klaus kennt Dan Swanö, der mittlerweile mit seiner Frau von Schweden nach Krefeld umgezogen ist, und schickt ihm auch öfters was von den Sachen, die bei ihm aufgenommen werden. So war der Kontakt schnell hergestellt. Der Umgang mit Dan war übrigens auch sehr entspannt, der Mann ist trotz seines hervorragenden Rufs echt ein sehr umgänglicher und geerdeter Mensch. Ursprünglich war auch angedacht, schon Vergänglich bei Dan mastern zu lassen, aber damals hatten wir uns dann umentschieden. Bei Konvergenz hat es geklappt, und das nächste Album wird definitiv auch von Dan gemastert.
Die Bands Krähenfeld und Convictive treten ja schon seit einigen Jahren sehr oft im Doppelpack auf. Wie kam es denn dazu? Ergab sich das auch aus der musikalischen und räumlichen Nähe?
Convictive haben uns damals, im Jahr 2017, unseren ersten Liveauftritt im Magnapop ermöglicht. Wir hatten Ben bei einer anderen Show kennengelernt und ihm danach Material von uns geschickt. Das hat Convictive richtig gut gefallen, und die meinten “geil, passt zu uns”. Ben hatte dann damals die Tales Of Perdition organisiert und uns gefragt, ob wir da auch spielen möchten. Das waren drei Konzerte (Krefeld, Wuppertal und Maas Mechelen), auf denen wir mit Convictive gespielt haben. Das waren unsere ersten Liveauftritte, und wir mussten vorher auch erstmal unsere Facebook-Seite an den Start bringen, um offiziell zu verkünden, dass Krähenfeld jetzt eine Band ist. So ging’s im Grunde los, und über die Jahre sind dann auch richtige Freundschaften entstanden.
Während Ben bei Krähenfeld seit 2019 die frei gewordene Position am Bass ausfüllt, geht es auch umgekehrt, denn Marius trommelt jetzt auch bei Convictive. Wie kam es denn dazu?
Marius: Das mit Ben hat sich eigentlich so nach und nach ergeben. Da unser damaliger Bassist Lenny uns des Öfteren nicht zu den Shows begleiten konnte, ist Ben immer mal wieder als Session Musiker eingesprungen. Und dann haben wir ihn irgendwann gefragt, ob er nicht fest die Position am Bass übernehmen wollte, weil sich auch abzeichnete, dass Lenny aussteigen würde. Richtig akut wurde es, als wir mit Welicoruss drei Shows in Tschechien anstehen hatten, und Lenny damals sagte, dass er nicht mit nach Tschechien fahren könne. Ben hat damals sofort zugesagt, den Posten von Lenny zu übernehmen.
Nachdem klar wurde, dass der damalige Schlagzeuger bei Convictive aussteigen würde, wurde ich mehrfach gefragt, ob ich denn nicht Lust darauf hätte, die Position zu übernehmen. Das Angebot habe ich allein schon deswegen gern angenommen, weil die Songs von Convictive schneller und dementsprechend auch schlagzeugtechnisch anspruchsvoller sind als die von Krähenfeld. Das hat mich schon angespornt, mein Schlagzeugspiel immer weiter zu verbessern, und ich mag solche “Herausforderungen”. Und ein gemeinsamer Proberaum macht dann auch Sinn, wenn sowohl Bassist als auch Schlagzeuger in beiden Bands spielen.
Ich habe euch ja schon einige Male live erleben dürfen und bin immer wieder fasziniert von dem mentalen Umswitchen zwischen vor/nach der Show und der Show selbst. Für das Songwriting stelle ich mir das noch schwieriger vor. Wie kommt man auf diese schwermütigen und fast schon philosophischen Texte? Und wie läuft das Songwriting generell ab?
In das Songwriting ist jeder von uns eingebunden, wobei die Texte oft in stundenlangen Sessions – bei denen manchmal sehr viel Bier fließt 😀 – in letzter Zeit häufig von Timo und Yannick geschrieben werden. Generell ist es so, dass wir erst die Grundstruktur für die Musik haben und dann dazu passend die Texte geschrieben werden. Für die schwermütigen Texte muss man dann schon in der richtigen Stimmung sein. Wir wollen mit unseren Songs auch keine Geschichten erzählen, sondern es geht um ein bestimmtes Thema, um bestimmte Gefühle. Und da haben wir den Anspruch an uns selbst, nicht eine Geschichte mit einfachen Worten zu erzählen, sondern ein bestimmtes Gefühl zu umschreiben, damit der Interpretationsspielraum groß ist und jeder, der selbst einen irgendwie gearteten Scheiß-Tag hat, sich da reindenken kann. Dieser Schreibstil hat sich mit dem Song Wachkoma entwickelt, und wir haben diesen Stil beibehalten.
Zum Abschluss noch eine Schnellschussrunde:
Wenn ihr einen Tag lang nur einen Künstler, eine Künstlerin oder eine Band hören dürftet, welche wäre das?
Yannick: W.A.S.P. mit ihrem Album “The Crimson Idol”
Timo: Lunar Aurora
Marius: Windir
Sebastian: White Ward
Gibt es einen besonders erinnerungswürdigen Auftritt (egal ob positiv oder negativ)?
Das war auf dem Eskalyptic Festival im Allgäu. Da haben wir am Freitag gespielt und waren Samstag und Sonntag noch dageblieben und haben Party gemacht. Marius hat etwas mehr Party gemacht, und dann kam es dazu, dass wir am Samstag gefragt wurden, ob wir nicht noch einmal auf die Bühne wollten. Die Band Tavaron, bei der Sebastian damals als Live-Musiker am Start war, hatte eigentlich 70 Minuten Stagetime, die sie aber nicht ausfüllen konnten. Dann haben sie uns gefragt, ob wir noch zwei Songs spielen wollen. Eigentlich wollten wir die Songs Wachkoma und Leere spielen, aber Marius ist schon vor dem ersten Song ins Schlagzeug gefallen. 😀
Eine andere Show war in Tschechien. Die Show in Ostrau war super geil, tolle Stimmung, und die Fans haben die Hütte abgerissen. Und dann gab es da einen tschechischen Fan. Der stand vor der Bühne, und als Yannick nach der Show das Mikro auf die Bühne geschmissen hatte, nahm der das und sprach da einfach rein und hörte nicht mehr auf. Yannick war schon Backstage, also hat Timo versucht, das Mikro zurückzukriegen. Als das geklärt war, kam dieser Fan dann zum Backstage-Bereich und wollte von Marius einen Drumstick haben. Ein anderer Fan kam noch zu Sebastian und sagte, er wolle mit Krähenfeld mitfahren und von ihm das Gitarre spielen lernen.
Sehr lustig war auch, als in Ostrau die Band Wolves Den anfing ihre Instrumente zu stimmen und dabei den gleichen Funkkanal nutzte, wie wir. Dadurch fiel dann die Gitarre von Sebastian aus, und zwar genau mitten in seinem Solo. 😮
Grundsätzlich haben wir bei eigentlich jedem Konzert irgendwas liegengelassen, was andere Bands dann für uns mitgenommen haben. Seien es Funksets, Backdrops, Rucksäcke… Nach der Show in Ostrau hat Timo beispielsweise seinen Rucksack in einer Kneipe liegenlassen. Da war alles drin, was er dabeihatte, auch der Kulturbeutel und die Wechselklamotten. So musste er den nächsten Tag im Bühnenoutfit und noch halb geschminkt verbringen.
Tja, in zehn, oder auch acht Jahren, je nachdem, wie man zählt, passiert so einiges Erinnerungswürdiges. 😀 Noch einmal vielen Dank an die Jungs für dieses sehr unterhaltsame Interview!
Nach dem Interview gab’s noch eine Probesession, bei der die Jungs auch neue Songs spielten.