SYLB / Heike: Ihr habt ja ein sehr cooles Video hochgeladen, in dem ihr Fragen von Fans beantwortet und die Band und euch selbst vorstellt. Das hat mir bei der Recherche schon sehr geholfen. Würde euch im Nachhinein noch was einfallen, was ihr jemandem, der euch nicht kennt, noch sagen möchtet?
Gloria Adé / Damian: Als Fun Fact, dass wir über die Hälfte unseres Lebens schon zusammen in einer Band spielen. Und aus aktuellem Anlass: am 19. November erscheint unsere 2. Single NICHTS IST VERGESSEN!
SYLB / Heike: Ihr kennt euch schon seit der Kindheit und habt auch alle eine musikalische Vergangenheit. Wann kam denn so die erste Idee, gemeinsam Musik zu machen? Und war das Festlegen der musikalischen Ausrichtung schnell erledigt, oder musstet ihr da doch unterschiedliche Ansichten zusammenbringen, bis es passte? In eurem Video sprecht ihr ja von einem “kompletten Neuanstrich”.
Gloria Adé / Damian: Wir haben das erste Mal auf Damians 15. Geburtstag darüber gesprochen, musikalisch was zusammen machen zu wollen. 2005 war das gewesen und im selben Jahr haben wir dann auch die Band gegründet. Und von Beginn an war für uns klar, dass wir in der rockigen Stilrichtung unterwegs sein wollen. Der „komplette Neuanstrich“ in diesem Jahr rührt vor allem daher, dass wir ursprünglich zu viert waren und unser 2. Gitarrist ausgestiegen ist. Darüber hinaus haben wir im Studio eine Menge an unseren neuen Songs und ihrer Ästhetik gearbeitet. Das wollten wir mit unserem neuen Namen für uns drei dann einfach neu zementieren.
SYLB / Heike: Ich hatte in meinem Artikel zu eurer Single Gloria geschrieben, dass mich das irgendwie an einen Mix aus Jupiter Jones und Revolverheld erinnert. Das seht ihr anders. Wie seht ihr es denn?
Gloria Adé / Damian: Im Grunde stört uns das auch nicht. Jede Person hat ja ihre eigene Vorstellung davon, wie sie die Musik eines Künstlers wahrnimmt. Unsere musikalischen Einflüsse kommen nur überwiegend aus dem Folk, Punk oder Rock und weniger aus dem Pop, wo man die beiden Bands ja eher verortet. Ein Song, der aber das Sound-Design von Gloria maßgeblich beeinflusst hat, war Entre Dos Tierras von Heroes Del Silencio, den sicherlich viele noch aus dem Radio kennen.
SYLB / Heike: Auf diesen Vergleich bin ich auch gekommen, weil ihr in deutscher Sprache singt und der Text in Gloria nicht verschwurbelt, sondern sehr bildhaft und ausdrucksstark daherkommt. So, wie ihr es beschreibt, können sich wahrscheinlich viele an ähnliche Situationen in ihrem eigenen Leben erinnern. War es eine bewusste Entscheidung, in Deutsch zu singen?
Gloria Adé / Damian: Auf jeden Fall. Wir haben auch nie groß darüber nachgedacht, sondern haben einfach von Beginn an unsere Songs in Deutsch geschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass wir es nicht in Erwägung ziehen mal eine andere Sprache auszuprobieren oder zumindest einfließen zu lassen. Aber an und für sich bedeutet uns das einfach eine ganze Menge in Deutsch zu singen, weil es eben unsere Muttersprache ist und weil wir auch dadurch einen ganz engen Kontakt zu unseren Fans bilden können.
SYLB / Heike: Unsicher war ich mir auch, welche Stimmung in Gloria vermittelt werden soll. Ist es eher eine positive, oder spricht (bzw. singt) hier doch jemand, der sich nicht anmerken lassen möchte, wie sehr ihm die Trennung zu schaffen macht? Oder bleibt die Betrachtungsweise jedem selbst überlassen?
Gloria Adé / Damian: Diese „Sowohl-als-auch-Stimmung“ ist genau das, was wir mit dem Song vermitteln wollen. Aber trotzdem auf die Art und Weise, dass jedem seine Betrachtungsweise überlassen ist.
SYLB / Heike: Ihr kommt aus Saarbrücken. Da war ich schon mal dienstlich, kenne aber zugegebenermaßen außer meinem Hotel und der Innenstadt nur den Christkindl-Markt mit dem Weihnachtsmann, der in seinem Schlitten über die Köpfe der Besucher fährt. Wie sieht es denn aber musikalisch in Saarbrücken aus? Ihr habt ja mit der Garage eine auch überregional bekannte Location, in der in der Vergangenheit auch viele Metalshows stattgefunden haben. Und wenn ich auf Backstage Pro so nachschaue, finden sich in Saarbrücken selbst und der Umgebung auch noch diverse andere Locations. Gibt’s also so ähnlich wie hier im Ruhrgebiet immer irgendwo eine Show, die man besuchen kann?
Gloria Adé / Damian: Wir müssen ja zugeben, dass wir gebürtig aus dem Raum Kaiserslautern kommen, sich aber unser Lebensmittelpunkt – privat wie beruflich – im Laufe der Jahre ins benachbarte Saarland und eben Saarbrücken verschoben hat. Dadurch sind wir auch in die Saarbrücker Szene gekommen und haben da eine wunderbare musikalische Szene kennengelernt. Die Garage ist natürlich die bekannteste Location. Eine weitere tolle Location, insbesondere für Newcomerbands, ist das Studio 30, wo wir in der Vergangenheit auch schon gespielt haben. Ansonsten gibt es mit dem Nilles, der Tante Anna und dem Synop Kneipen, die ebenfalls gerne Bands bei sich auftreten lassen.
SYLB / Heike: Ich bin seit dem Jahr 2013 in der Undergroundszene unterwegs, und es macht mir auch nach wie vor sehr viel Spaß, diese kleinen Shows zu besuchen. Aber es gibt doch so einige Sachen, die mir immer wieder negativ auffallen, und das betrifft meistens das Verhalten der Bands selbst. Wie sieht es denn im Saarland aus? Sind die Bands da untereinander gut vernetzt und helfen sich?
Gloria Adé / Damian: Im Saarland gibt es ein Sprichwort: „Das Saarland ist wie ein Dorf.“ Jeder kennt also irgendwie jeden. Die musikalische Szene im Saarland ist sehr gut vernetzt und man bekommt an allen Ecken und Enden einen Kontakt, der einem weiterhelfen kann.
SYLB / Heike: In meinen Gesprächen mit den Bands höre ich auch immer wieder, dass es oft eine ziemlich strenge Aufgabenteilung gibt, also Social Media, Kontakt zu Bookern usw. Ist das bei euch auch so?
Gloria Adé / Damian: Nein, überhaupt nicht. In der Regel kümmert sich zwar Damian um Anfragen oder Social Media, aber das liegt vor allem daran, dass er als Student verhältnismäßig die meiste Zeit hat.
SYLB / Heike: Für November ist nach der ersten Single Gloria eine weitere Single geplant, im kommenden Frühjahr soll dann die EP erscheinen. Daran habt ihr auch schon im letzten Jahr gearbeitet. Wie war denn der Weg bis zu den Aufnahmen? Habt ihr die Songs gemeinsam geschrieben, oder gibt es da auch so eine Art Aufgabenteilung? Sitzt da jeder in seinem stillen Kämmerlein, oder entstehen Songs vielleicht auch während der gemeinsamen Proben?
Gloria Adé / Damian: Bei den meisten Songs der EP war es so, dass Damian mit einer Ursprungsidee – Musik und/oder Text – in die Probe gekommen ist und wir diese dann gemeinsam ausgearbeitet haben. Gloria bspw. ist allerdings auf Basis eines Jams in der Probe entstanden. Mit unserem Produzententeam haben wir dann im Studio an den Details und der klanglichen Ästhetik gearbeitet.
SYLB / Heike: Die Zahlen gehen zwar wieder hoch, aber zumindest hier im Ruhrgebiet laufen Konzerte eigentlich ohne spürbare Einschränkungen. Ist das bei euch genauso, und könnt ihr also in der Beziehung auch wieder an die konkretere Planung gehen? Gerade habt ihr in Kaiserslautern gespielt, am 30.10. gab’s eine Show in Saarbrücken, eine weitere ist angekündigt, und zur EP ist doch sicherlich auch eine Releaseshow geplant…
Gloria Adé / Damian: Generell waren wir einfach super happy darüber, dass wir in diesem Jahr noch auf die Bühne zurückkehren konnten. Am 03.12. spielen wir nochmal unplugged eine Show in Trier. Danach wird es aber wohl erst wieder 2022 Shows für uns geben. Dafür sind wir schon kräftig am Planen. Man merkt aber, dass die gesamte Branche langsam wieder aus dem Corona-Blues erwacht, weil einfach immer noch eine gewisse Unsicherheit mitschwingt. Das sieht man u.a. auf Plattformen wie Backstage Pro, die vor Corona eine der Anlaufstellen für Bands war, um Gigs an Land zu ziehen. Wir sind dennoch zuversichtlich im neuen Jahr für unser Release eine Tour an den Start bringen zu können.
SYLB / Heike: Ich kenne mich in der Indierock-Szene zugegebenermaßen nicht so aus, aber es gibt doch sicherlich die eine oder andere Band, wo jeder von euch sagt “mit der mal als Gloria Adé zusammen auf der Bühne stehen, wäre ein Traum”.
Gloria Adé / Damian: Die Antwort fällt uns tatsächlich schwer. Wir definieren uns zwar über den Begriff Indie-Rock, aber an sich geben wir auf die Genre-Bezeichnung nicht allzu viel. Aber ein großer Traum von uns ist es, mal auf dem Rocco del Schlacko-Festival zu spielen: Der Slot vor dem Headliner, während die Sonne langsam untergeht.
SYLB / Heike: Und wenn ihr euer eigenes Tagesfestival organisieren dürftet und Geld keine Rolle spielt, wie sieht das Line-Up dann aus?
Gloria Adé / Damian: Das Line-Up würde bestehen aus BAP, Bruce Springsteen und The Gaslight Anthem.
SYLB / Heike: In Gesprächen mit anderen Bands höre ich immer wieder, dass deren Mitglieder selten die Musik hören, die sie selbst spielen, sondern tatsächlich oft was ganz anderes. Ist das bei euch auch so?
Gloria Adé / Damian: Nein. Tatsächlich hören wir auch Rock-Musik am liebsten. Aber wir sind trotzdem wahnsinnig offen und haben in unseren Playlisten querbeet alles Mögliche drin.
SYLB / Heike: Meine letzte Frage ist eher fiktiv, aber stellt euch vor, jeder von euch strandet allein auf einer einsamen Insel. Unterkunft, Essen und Trinken sind kein Problem, aber bis zur Rettung darf man nur einen einzigen Song hören. Meinetwegen in Dauerrotation, vielleicht auch nur ein Mal am Tag, das kann jeder frei entscheiden. Welcher Song wäre das bei jedem von euch?
Gloria Adé / Damian: Bei Aaron wäre es der Song Do Kanns Zaubere von BAP. Bei Damian wäre es Every Breath You Take von The Police. Bei Jon wäre es Sound Of Silence von Simon & Garfunkel.