Interviewer:
Lesedauer ca. 17 min.

Das Interview mit Fool The Masses

Interview-Fragen

Künstler:

Fool The Masses

Genre:

Metalcore, Alternative Metal

Links des Künstlers
Bandmitglieder

Nicky (Gesang)
Raphael (Gitarre und Backgroundgesang)
Lea (Gitarre)
Lucas (Bassgitarre)
Vornax (DJ / Beats / Synthesizer)

Nachdem Fool The Masses uns mit ihrem Album "Welcome To The Big 7" doch überzeugen konnten, war es Zeit, Lea und den Jungs mal einige Fragen zu stellen. Dazu habe ich mich mit den fünf in ihrem Studio getroffen. DJ Vornax hat meine Fragen in englischer Sprache beantwortet, den Text findet ihr jeweils direkt unter meiner Übersetzung.

SYLB / Heike: Ich sehe hier schon ein neues Gesicht, aber stellt euch doch bitte nacheinander kurz vor.

Fool The Masses / Lea: Mein Name ist Lea, ich spiele Gitarre bei Fool The Masses.

Fool The Masses / Nicky: Mein Name ist Nicky. Ich bin seit ein paar Wochen der neue Vocalist in der Band. Was sich daraus ergibt, wird sich in absehbarer Zeit hoffentlich zeigen. (lacht)

Fool The Masses / Lucas: Ich bin Lucas und spiele in der Band den Bass. Ich bin auch erst vor kurzem eingestiegen, war vorher schon als Produzent und Techniker für Fool The Masses tätig. Mittlerweile verschwimmen die Rollen, aber auf der Bühne spiele ich den Bass.

Fool The Masses / Vornax: Ich bin DJ Vornax. Alle Elektronikelemente, die ihr in der Musik hört, kommen von mir.

Fool The Masses / Raphael: Mein Name ist Raphael, und ich spiele auch Gitarre und mache darüber hinaus den Backgroundgesang.

SYLB / Heike: Wie würdet ihr die Band Fool The Masses einer außenstehenden Person vorstellen?

Fool The Masses / Raphael: Fool The Masses ist eine Mischung aus Metal mit ein paar Metalcore-Einflüssen und elektronischer Musik. Die Idee dahinter war, dass wir eine Metalband gründen wollten, ohne einen Drummer zu haben. Stattdessen sollte ein DJ alle Beats elektronisch einspielen und dazu noch Synthesizer-Elemente einbringen.

SYLB / Heike: Wie kam es denn zu dem Bandnamen?

Fool The Masses / Raphael: Der ist genau aus der Grundidee entstanden. Zu Deutsch heißt Fool The Masses ja quasi “halte die Massen zum Narren”. Hintergrund ist, dass wir keinen Drummer haben, es aber auf der Bühne trotzdem so klingt, als hätten wir einen. Weil halt Vornax die Beats so macht, dass es wie ein Drumset klingt. Da dachten wir, dass der Bandname passt.

SYLB / Heike: Warum keine echten Drums, sondern alles elektronisch? Habt ihr keinen Schlagzeuger gefunden, gar nicht gesucht, oder war das so geplant?

Fool The Masses / Lea: Wir haben tatsächlich nach einem Drummer gesucht, und haben auch jemanden online gefunden, mit dem wir dann zusammen geprobt haben. Es hat sich leider herausgestellt, dass es nicht so funktioniert, wie wir das gern gehabt hätten. Deswegen sind wir dann dabei geblieben, dass wir die Beats bzw. das Drumset programmieren.

SYLB / Heike: Lucas, du hattest es bereits erwähnt, du warst zunächst nur euer Produzent. Wie kam es dann dazu, dass du auch den Bass übernommen hast?

Fool The Masses / Lucas: Das ist eine relativ lange Geschichte. Ich bin schon seit einer sehr frühen Phase in die Band involviert und habe sie kennengelernt, da waren ungefähr zwei oder drei Songs geschrieben. Da haben wir uns eigentlich schon festgelegt, dass wir zumindest eine EP zusammen machen und schauen, wo die Reise hingeht. Aber ich habe schon bei diesen ersten Treffen sehr viel Potential erkannt und gedacht “oh, das behältst du mal im Auge”. Da kein Bassist im Line-Up war, wollte ich im Studio aber auch nicht auf ein Softwareinstrument zurückgreifen. Klar, man kann da viel mit machen, aber in echt ist halt doch schöner und ein bisschen individueller. Von daher habe ich von Anfang an für die Studioproduktion auch schon den Bass gespielt. Mit der Zeit habe ich mich dann immer mehr mit eingebracht, was das Sounddesign und das Songwriting angeht. Es war immer mal ein bisschen die Idee vorhanden, dass ich auch mit auf der Bühne stehe. Vor ein paar Monaten ist das dann konkreter geworden, wir haben uns zusammengesetzt und es mal probiert und festgemacht. Beim Krachgartenfestival in Wesel war dann der erste Auftritt mit mir auf der Bühne.

Fool The Masses / Raphael: Das war auch einer der größten Punkte, die wir vorher besprochen hatten. Wir waren ja vorher nur zu viert, also zwei Gitarren, ein DJ und ein Vocalist. Und wir wollten eigentlich auch gar keinen Bassisten in der Band haben, weil das Bild von der Band schon stand. Dann hatte Lucas aber nachgefragt, ob wir ihn nicht als Bassisten haben wollen. Wir kannten ihn da ja auch schon, und wir haben ja auch schon viel zusammen in der Produktion gemacht. Dann war aber die große Sorge “wie sieht das denn auf der Bühne aus, wenn jetzt noch eine Person da steht? Passt das mit dem Bühnenbild zusammen, auch outfitmäßig? Wie macht man das, dass der Bassist auch richtig in die Band integriert wird?”. Und es hat dann funktioniert.

SYLB / Heike: Nicky, du hast es auch schon gesagt, du bist noch nicht so lange in der Band. Wie kam es denn dazu, dass du in die Band kamst?

Fool The Masses / Nicky: Kennengelernt habe ich die Truppe tatsächlich persönlich bei ihrer Show in Oberhausen. Da habe ich mit meiner quasi ersten Band den Supportact gemacht, und da haben die Jungs und Lea mich gesehen und kamen auf mich zu und sagten “hättest du nicht Bock, bei uns sowas auch zu machen?”. Hatte ich. Ich hatte sie ja gerade erst live gesehen und dachte “Ja, das hat auf jeden Fall was”. Ist auf jeden Fall was ganz anderes, als ich bisher gemacht habe. Mit meiner anderen Band spielen wir mehr so melodischen Death Metal mit ein bisschen Punk-Einflüssen, also was ganz anderes als das, was Fool The Masses macht. Dann haben wir uns danach ein Mal getroffen, und die meinten “Ja, lern mal einen Song von uns, dann kommst du vorbei, und dann sehen wir mal, wie das läuft”. Einen Song lernen, da ist ja nichts dabei. Also habe ich den gelernt und ein paar Tage später vorgesungen. Und dann meinten die “Ja, du bist drin”.

SYLB / Heike: Aber wie kam es denn überhaupt zu dem Wechsel?

Fool The Masses / Raphael: Da fange ich mal ganz vorne an: Die Band wurde gegründet von Nico, unserem alten Sänger, und von mir. Ich kannte Nico schon aus früheren Projekten, wo wir zusammengearbeitet haben. Dann kam er irgendwann nach Jahren wieder auf mich zu und fragte mich, ob wir nicht noch mal musikalisch was starten wollten. Dann haben wir Fool The Masses gegründet. DJ Vornax kam dazu, und wir haben beschlossen, dass es eine Band mit DJ wird. Da ist quasi das Konzept entstanden. Es lief auch alles ganz gut. Wir haben die EP relativ straight durchgezogen, das lief super, und wir haben unseren Sound entwickelt. Dann gab es leider Differenzen in der Band. Ohne zu tief darauf einzugehen, hatten wir persönliche Differenzen und haben auch in der Arbeitsweise nicht mehr so gut harmoniert. Viel ist dann an uns hängengeblieben, was eigentlich auch Job des Sängers gewesen wäre. Wir haben auch mehrfach mit ihm gesprochen, aber die Differenzen waren zu groß. Also haben wir irgendwann beschlossen, dass wir uns langfristig einen neuen Vocalist und Frontmann suchen. Das ist auch mit ihm (Nico) so abgesprochen gewesen, und er hat es auch eingesehen, dass es nicht mehr funktioniert. Da waren wir mitten in der Produktion vom Album (Welcome To The Big 7) und haben gesagt, dass wir das Album noch mit ihm fertigmachen möchten, weil da auch schon so viel Arbeit von ihm reingeflossen ist. Das haben wir auch durchgezogen. Dann haben wir ein bisschen konkreter gesucht und hatten auch verschiedene Leute, die vorgesungen haben. Wir haben aber nichts Passendes gefunden, weil es halt schon eine etwas schwierige Richtung ist, denn der Sänger muss ja singen und shouten. Die Kombination aus beidem war halt eine Herausforderung. Durch Zufall hatten wir Nicky gefunden, weil er, wie er schon erzählt hat, für uns als Supportact gespielt hat. Nach ein paar Testrecordings und gemeinsamen Proben haben wir dann beschlossen, dass es das wird. Mit Nico gibt es keine persönlichen Differenzen, und wir verstehen uns auch nach wie vor, aber arbeitsmäßig passte es halt nicht mehr.

SYLB / Heike: Im Juli dieses Jahres habt ihr euer Album „Welcome To The Big 7“ herausgebracht. Wie war denn da die Resonanz (Magazine / Fans)?

Fool The Masses / Lea: Was ich sehr oft gehört habe, ist, dass das Album sehr vielfältig ist. Jeder Song ist quasi individuell und gleicht keinem der anderen Songs. Genau das war wohl das Kriterium, was gut angekommen ist bei den Hörern, also dieses teilweise Unvergleichbare zu anderen Bands.

Fool The Masses / Vornax: Auf dem Album gibt’s eigentlich für alle ein paar Lieder, die man sich anhören kann. Seien es nun Metalcore-Fans oder Leute, die Rockmusik hören. Meine Freunde und Familie in den Niederlanden sind noch nicht einmal Metalcore-Fans, aber selbst die kommen mit dem Album klar. Vielleicht, weil ich dran beteiligt bin. (lacht) Das ist sehr schön.

For everybody there are a couple of songs on there that one can listen to. May it be Metalcore fans or people, who listen to Rock music. For everybody there is something on it. My friends and family in the Netherlands they are not even Metalcore fans but they can handle our CD. Maybe because of me, of course (laughs). It’s really positive.

Fool The Masses / Raphael: Das Ziel mit dem Album war, so ein bisschen herauszustechen. Es gibt ja sehr viele Bands, die momentan in diese typische Metalcore-Richtung gehen. Das klingt alles sehr ähnlich, da kann man teilweise die Bands kaum noch unterscheiden, wenn man die Songs hört. Und genau das wollten wir halt nicht, uns da einreihen, auch wenn es scheinbar funktioniert und auch ankommt. Wir haben auch sehr gute Resonanzen aus allen Richtungen bekommen, weil es halt so vielfältig ist. Da kommen Leute, die mit Metal vielleicht gar nichts zu tun haben, und die finden das trotzdem cool, weil auf dem Album auch Songs drauf sind, wie „Depression“ zum Beispiel, der gar nicht so richtig metalmäßig ist. Da gibt’s auch Songs, die auch andere Leute ansprechen, die eben nicht dieses Genre hören. Für den Song „19 Down“ haben wir auch ein Musikvideo gemacht, da sind wir bei fast 50000 Klicks auf YouTube gelandet, ich denke also es kommt ganz gut an.

SYLB / Heike: Ihr habt dieses Jahr auch einige Live-Shows mit eurer Mortal Sins-Tour gespielt. Wie lief’s da?

Fool The Masses / Nicky: Vielleicht kann ich dazu was sagen. Ich setze mal da an, wo ich vorhin aufgehört habe: als ich ins Studio kam und einen Song vorgesungen habe, wurde dann gesagt “Ja, du bist dabei. Und übrigens, wir spielen eine Show in drei Wochen, also lern mal die anderen 16 Songs auch noch”. (alle lachen)

Fool The Masses / Raphael: Ja, das war sehr spontan. (lacht) Wir waren halt in der Vorbereitung für die Tour, und das musste ja alles weitergehen. Deswegen war da auch Druck auf Nicky riesig, was er aber tatsächlich auch sehr gut gemeistert hat. Innerhalb von 2 – 3 Wochen das komplette Set zu lernen, ist schon krass. Die Mortal Sins-Tour ist so entstanden, dass wir uns in der Coronazeit gegründet haben, also zu einem sehr schlechten Zeitpunkt, wenn es um Liveshows geht. Deswegen haben wir auch sehr viel Zeit im Studio verbracht und sehr viel geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht. Als es absehbar war, dass wieder Shows stattfinden können, haben wir uns darum gekümmert, dass wir auch wieder auf die Bühne kommen und haben dann überlegt, in welchem Rahmen wir das machen. Daraus ist die Mortal Sins-Tour entstanden. Erstmal wollten wir in NRW auf die Bühne, um überhaupt rauszukommen und Bühnenerfahrung zu sammeln, weil wir ja auch in der Konstellation noch nie zusammen gespielt haben. Klar, der Einzelne hatte so ein bisschen Bühnenerfahrung aus anderen Projekten, aber wir haben in dieser Konstellation noch nie zusammen gespielt. Und dann haben im Rahmen der Mortal Sins-Tour so sieben oder acht Shows in NRW gespielt.

SYLB / Heike: Also war der SPH Music Masters auch eine eurer ersten Shows?

Fool The Masses / Raphael: Das war die erste Show überhaupt. Ich kannte den SPH von früher schon, und es war naheliegend, da zu spielen. Das war eigentlich ein Test, um zu gucken, ob das so funktioniert. Und es hat funktioniert.

Fool The Masses / Lea: Das war ein guter Start für uns, weil man beim SPH ja nur eine begrenzte Stagetime hat. Wir haben da die Songs von der EP gespielt und damit einen Einblick gekriegt, wie wir als Band funktionieren, was wir schon können, wo wir noch dran arbeiten müssen.

SYLB / Heike: Habt ihr einen Lieblingssong, der eigentlich immer auf der Setliste stehen muss?

Fool The Masses / Lea: Mein absoluter Lieblingssong ist „#FakeYou“, weil ich finde, dass der Song alles beinhaltet, was uns als Band ausmacht. Die Gitarren sind halt sehr krass auf Metalcore ausgerichtet, dann der Part von Vornax, der wirklich auch zeigt, was man mit diesen elektronischen Beats machen kann. Auch vom Gesang her diese unglaubliche Vielfältigkeit, die auch ein bisschen auf einen Rap-Teil hinausläuft. Das ist eine Konstellation, die mir an dem Song sehr gut gefällt.

Fool The Masses / Nicky: Ich muss an dem Punkt tatsächlich sagen, dass ich noch gar keinen Lieblingssong habe. Wenn ich an einer Band selbst beteiligt bin, ist ein Lieblingssong für mich hauptsächlich davon abhängig, wie gut ich ihn auf die Bühne bringen kann. Da habe ich mit Fool The Masses noch nicht genug Live-Erfahrung. Was mir aber insgesamt sehr gefällt, sind die sehr unterschiedlichen Songs. „#FakeYou“ ist ein sehr guter Middleground. Da ist alles dran. Dann haben wir aber auch solche Sachen, wie z. B. „One Million“. Der ist ganz anders; ganz hart und ich würde fast schon sagen simpel. Aber da ist so unfassbar viel Energie drin, das macht einfach Spaß, diesen Song zu performen. Es gibt aber auch sehr stimmungsvolle Sachen, wie „Burn The Opera“. Was mir von dem Ganzen am Allermeisten zusagt, habe ich für mich noch nicht herausgefunden, aber ich hoffe, es kommen noch ganz viele Shows auf mich zu, bei denen ich die Möglichkeit habe, da was zu finden.

Fool The Masses / Lucas: Mir würde es auch schwerfallen, jetzt einen Favoriten zu wählen. Wie Nicky gerade gesagt hat, sind die Songs halt sehr unterschiedlich. Es gibt so ein paar Favoriten, die das Ganze relativ gut einfangen, was wir von uns in die Runde schmeißen, und woraus wir dann die Songs kombinieren. Das sind so Sachen wie „19 Down“ oder „In My Veins“, aber wenn ich jetzt danach gehe, welche Songs ich am liebsten spiele, ist es dann doch wieder was anderes. Vom spielerischen macht mir „One Million“ am meisten Spaß, „Oblivion“ natürlich auch.

Fool The Masses / Vornax: Ich konnte ja jetzt ein bisschen drüber nachdenken, während die anderen geredet haben. Von der ersten EP, die wir veröffentlicht haben, ist „Whiplash“ mein Favorit. Vom Album “Welcome To The Big 7” ist es “Party All Night Long”. Das macht so viel Spaß, wenn wir den live spielen und sehen, wie das Publikum abgeht, einfach großartig.

I had some time to think about it while you were talking. From the first EP that we released my favourite is “Whiplash”. From the album “Welcome To The Big 7” it’s “Party All Night Long”, specially live, that’s just an awesome song. So much fun to play that song and to see the audience going crazy on it that’s just great.

Fool The Masses / Raphael: Ja, ist echt eine schwierige Frage, weil es halt unterschiedliche Songs sind. Aber wenn ich jetzt einen sagen muss, der mein absoluter Favorit ist, dann ist das natürlich „Burn The Opera“. Zum einen, weil da im Refrain sehr melodischer Gesang drin ist, was ich sehr gut finde, und weil er auch ein Gitarrentapping hat, was ich auch sehr cool finde. Ist aber auch immer von der Richtung abhängig, was man mag. Meinen persönlichen Geschmack trifft „Burn The Opera“ am besten, „19 Down“ natürlich auch, aber ansonsten ist es schwierig einen klaren Favoriten auszusuchen.

SYLB / Heike: Gibt es eine Liveshow, an die ihr euch besonders gern erinnert? Oder vielleicht auch eine, bei der irgendwas schiefgelaufen ist?

Fool The Masses / Raphael: Ich denke, die beste oder die coolste Liveshow bis jetzt war die letzte Show von der Modern Sins-Tour. Letzte Woche in Bochum im Rockpalast. Das war quasi der Abschluss für dieses Jahr. Fand ich witzig, erste Show im Rockpalast in Bochum (Anmerkung Heike: beim SPH Music Masters), letzte Show im Rockpalast in Bochum. Das war wohl die coolste Show. Wir haben aber auch eine Show in Darmstadt gehabt, die konnte leider, auch wegen Corona, nicht stattfinden, aber wir sind schon da gewesen, sind also umsonst da hingefahren. Das war quasi die Show, die nie stattgefunden hat.

SYLB / Heike: Wir haben gerade über Lieblingssongs gesprochen. Wie ist denn euer Songwriting-Prozess generell?

Fool The Masses / Lucas: Meistens ist es so, dass irgendjemand was vorlegt, das kann jeder von uns sein, das kann auch einfach nur ein Gitarrenriff sein, was elektronisches, oder auch schon eine halbe Songstruktur. Mit dem Text angefangen haben wir noch nie. Jeder schmeißt was in die Runde, und dann äußern sich alle anderen dazu, und die Idee wird meistens zusammen weiterentwickelt. Dann haben wir am Ende so eine bunt gewürzte Mischung, wo für jeden was dabei ist, und das macht das Ganze am Ende aus.

Fool The Masses / Raphael: Wir haben halt den Riesenvorteil, dass wir in unserem eigenen Studio in Ruhe abhängen und schreiben können. Wir haben keinen Druck, dass wir schnell was fertig machen müssen, sondern wir können uns Zeit lassen. Das hilft auf jeden Fall, um einen Song so auszufeilen, dass der uns am Ende auch allen gefällt.

SYLB / Heike: Und da steckt so viel Kreativität hinter, dass ich jeden bewundere, der da was hinkriegt.

Fool The Masses / Raphael: Es ist ja oft in Studioproduktionen so, dass man bestimmte Tage gebucht hat, und dann muss es fertig sein. Wenn es dann nicht schön ist, dann ist das halt so. Das ist aber der Riesenvorteil, den wir haben. Wir können uns in Ruhe im Studio hinsetzen und so lange daran feilen, wie wir wollen.

SYLB / Heike: Sind die Aufgaben bei euch ansonsten klar verteilt (booking, social media, Kontakt zu Magazinen)? Oder macht jeder von allem ein bisschen?

Fool The Masses / Raphael: Da hat jeder seine Aufgaben. Lea ist größtenteils zuständig für Merch und Design und kreative Sachen, also auch was die Videoproduktionen angeht. Lucas logischerweise Sound und Sounddesign, technische Vorbereitung der Shows. Social Media teilen Vornax und ich uns ein bisschen. Dann mache ich noch viel organisatorischen Kram und Managementaufgaben, wie Fotoshootings, Interviews, Booking. Nicky ist noch nicht so krass eingebunden, aber die Texte sind 100% bei ihm. Wir müssen mal gucken, was er in Zukunft so macht.

Fool The Masses / Lucas: Ich habe ja früher die Livetechnik gemacht, als ich noch nicht in der Band war. Jetzt bin ich in konstantem Austausch mit meinem Nachfolger, damit das alles reibungslos läuft. Wir sind ja immer mit einem eigenen Techniker unterwegs, der auch die Songs kennt und mit bestimmten Effekten so arbeiten kann, dass es nah an das rankommt, was man auch auf dem Album hört.

SYLB / Heike: Woran arbeitet ihr gerade? Vielleicht schon neue Songs?

Fool The Masses / Vornax: Gestern haben Raphael und ich zusammengesessen und was Neues ausprobiert. Ich hatte eine Idee, Raphael hatte eine Idee… Wir arbeiten halt gemeinsam an etwas und fügen die Dinge dann zusammen. Die anderen kennen den Song noch gar nicht. Lucas macht einfach sein eigenes Ding, und wenn er fertig ist, lässt er es uns hören. Aktuell arbeiten Raphael und ich also an einem Song, und ich denke, mit der gesamten Band haben wir auch schon zwei Songs fertig, die bald erscheinen können.

Yesterday we were sitting at my place, starting something new. I had an idea, Raphael had an idea… We just create something together and put things together. The other ones don’t know the song yet. Lucas is just creating his one thing, and when he’s finished, he lets us hear it. Right now, we work on a song, and I think, with the whole band we also have two songs already.

Fool The Masses / Raphael: Wir schreiben immer so an drei oder vier Songs auf einmal, und dann gucken wir, wo was hinpasst. Für nächstes Jahr ist geplant, dass wir auf jeden Fall einige Singles releasen. Jetzt, nachdem wir das Album veröffentlicht haben, schreiben wir erstmal weiter an neuen Sachen und entwickeln vor allem auch den Sound weiter. Wir hatten ja schon von “Supervision” auf “Welcome To The Big 7” einen relativ großen Soundsprung. Das wollen wir weiterentwickeln. Parallel dazu wird es auch das nächste Musikvideo geben.

SYLB / Heike: Was habt ihr für das kommende Jahr geplant? Vielleicht auch Auftritte bei Festivals?

Fool The Masses / Raphael: Wir planen gerade die Mortal Sins-Tour Vol. 2, d. h. wir werden das nächstes Jahr fortführen und viel spielen. Dann wollen wir aber auch gucken, dass wir ein bisschen aus NRW rauskommen, also überregional spielen. Da gibt’s auch schon ein paar Sachen, die gerade laufen. Festivals wollen wir auch spielen. Wir haben so zwei oder drei, da sind wir mit ein paar Leuten in Kontakt, aber wir werden auf jeden Fall auch Festivals spielen. Welche genau, werden wir dann sehen.

SYLB / Heike: Wer oder was inspiriert euch als Musiker?

Fool The Masses / Nicky: Mich inspirieren momentan immer noch am allermeisten die Leute, die hier mit im Raum sitzen. Wie Vornax es auch schon erwähnt hat, ich finde den Prozess sehr interessant, dass z. B. er und Raphael da irgendwas zusammengewurstelt haben, und dann kriegt man das vorgesetzt, und da denke ich dann “wow, das ist was, was nicht von mir kommt, aber was kann ich damit machen?”. Und ich finde das fördert das sehr, sich einfach mal anzupassen, zu lernen, mit anderen Leuten zu arbeiten, die andere Einflüsse/Eindrücke/ Geschmäcker haben. Momentan versuche ich, meinen Platz hier zu finden und mich so gut wie es geht zum einen einzufügen zum anderen aber quasi auch meine eigenen Geschmäcker und Vorlieben da irgendwie mit einbringen zu können. Das ist momentan meine Hauptinspiration. Man kriegt ganz viele Sachen, von denen man überhaupt keine Ahnung hat, was das ist, und versucht, damit was zu machen. Ich finde das toll.

Fool The Masses / Lucas: Das sind mehrere Sachen. Einmal, dass ich verdammt viel Musik höre, weil ich auch beruflich mit dem Tonstudio als Produzent unterwegs bin. Da habe ich unglaublich viele Einflüsse, die jeden Tag durch meine Gehörgänge gehen. Da hat man natürlich auch so ein paar Sachen, wo man denkt “das ist ein interessantes Element, vielleicht kann man damit mal was machen”. Bei mir kommt es aber auch viel von der technischen Seite. Hier hat sich in den Jahren unglaublich viel Equipment angesammelt, und teilweise komme ich an einem Tag ins Studio und denke mir “das Gerät hast du noch nicht mit dem kombiniert, probier’ das heute einfach mal”. Daraus entsteht ein Sound und im besten Fall ein ganzer Song, der am Ende des Tages fertig ist.

Fool The Masses / Raphael: Das ist das, was ich sagte, dass wir den Luxus haben, im Studio an Sachen rumfummeln zu können, weil wir einfach die Zeit und die Möglichkeit haben.

Fool The Masses / Lea: Klar hat man Bands, mit denen man aufgewachsen ist oder die man auch gern hört. Ich denke, jeder hat da ein bisschen seinen Einfluss. Das, was ich immer bemerkenswert finde, ist, wenn man Gitarre spielt und auf einmal die Idee kommt für ein Riff und man dann wirklich fast schon hysterisch sein Handy schnappt und auf “Aufnahme” drückt. Wenn man dann mit dieser Idee zu den anderen hingeht und die dann sagen “Ja, das ist cool, vielleicht kann ich das und das noch dazupacken”. Wenn man dann am Ende des Tages oder auch nach einer etwas längeren Zeit einen Song hat, der auf so einer Idee basiert, das motiviert mich.

Fool The Masses / Vornax: Für mich ist eine Kombination aus Nicky und Lucas. Ich versuche bei jedem Song, mit dem ich anfange, einen besseren Song zu machen als den vorherigen, so dass alle sagen “Ja, das ist toll”. Denn wenn alle sagen, “Hey, das hast du gut gemacht”, fühle ich mich auch gut. Wenn sie sagen “Hey, das ist Scheiße”, geht’s mir drei Wochen lang schlecht. (lacht) Ich habe natürlich auch mein Electronical Equipment, allerdings viel weniger als Lucas, und experimentiere damit rum. Und dann gibt es einige Bands, die mich inspirieren. Eine meiner größten Inspirationen ist The Browning, denn die verwenden auch sehr viel elektronischen Kram. Deren Musik basiert mehr auf Electronical als auf Metal, und bei uns ist es genau umgekehrt. Wir spielen Metal und der elektronische Kram kommt noch oben drauf. The Browning höre ich sehr oft.

I think for me it’s like a combination of Niki and Lucas. For me every song that I start with I try to create a better song than the previous one. So that everybody is “yeah, that’s good”. Because if they all say “hey, that’s a good job”, then I feel good. If they say “hey, that’s shit” than I feel bad like for three weeks”. But I also admire I also have my electronic sound/music equipment (less than Lucas). That’s also like he says just try to create new sounds, weird things and just play around. Then at some point I think “hey, that’s something new” and then I try something. That’s of course big inspiration. And there are also some bands I really like to go to. One of my biggest inspiration for now is The Browning. Because for me there’s a lot of electronical stuff that I use. It’s more based on Electronical than on Metal, and for us it’s the other way round. It’s still more based on Metal, and the electronical stuff comes on top. I really listen a lot to them.

Fool The Masses / Lea: Vielleicht noch zu dem, was Vornax gerade gesagt hat: Wir wollen uns nicht wiederholen, sondern versuchen immer, was Neues zu machen. Bei manchen Bands ist es halt so, dass man sich ein Album kauft, und man hat zwölf Songs, die sich schon sehr ähnlich anhören. Wir versuchen, da ein bisschen hervorzustechen und es ein bisschen anders zu machen. Das soll aber natürlich keine Kritik an den anderen sein.

SYLB / Heike: Die ersten beiden Alben habt ihr komplett selfmade auf den Markt gebracht. Möchtet ihr das für zukünftige Releases beibehalten, oder sucht ihr doch ein Label?

Fool The Masses / Raphael: Wir haben die EP und das Album beide komplett selfmade geschrieben, produziert, veröffentlicht, vermarktet, und das soll auch erstmal so bleiben. Wir haben mit verschiedenen Labels Kontakt gehabt, aber wir sehen in der heutigen Zeit nicht mehr den Vorteil eines Labels. Wofür? Früher war es so, ein Label hatte die klare Aufgabe, die Musik auf eine CD oder auf Vinyl zu pressen, und das wurde dann vermarktet. Heute ist alles digital durch die Streamingdienste usw., und man kann heutzutage auch als Band selfmade Sachen so rausbringen, dass es auch gehört wird. Darum sehen wir nicht die Notwendigkeit, ein Label zu finden. Klar, das hat ein paar Vorteile, was professionelles Auftreten angeht und Image. Aber die Labels, mit denen wir zu tun hatten und auch die Verträge von denen, wären für uns eher kontraproduktiv gewesen. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, diese beiden Sachen erstmal ohne Label rauszubringen. In Zukunft schließe ich es nicht aus. Aber wir suchen nicht krampfhaft nach einem Label und versuchen, um jeden Preis einen Vertrag abzuschließen. Wir wollen ja auch, dass die kreative Kontrolle bei uns bleibt. Wenn man vom Label eine Deadline bekommt und man muss bis dahin fertig werden, dann ist das nicht gut für die Musik. Diesen Druck haben wir jetzt nicht. Wir sind frei und finden das gut. Und wenn wir ein Label finden, was das unterstützt und was uns auch diese Freiheit lässt, sind wir da offen für.

SYLB / Heike: Gibt es noch eine Frage, mit der ihr gerechnet habt, die ich aber nicht gestellt habe? Dann dürft ihr die jetzt selbst stellen und auch gleich selbst beantworten.

Fool The Masses / Raphael: Eine häufig gestellte Frage ist, wo wir uns in fünf oder zehn Jahren sehen. Damit hatte ich jetzt auch bei dir gerechnet. Um die zu beantworten: Fool The Masses gibt es ja erst seit ungefähr zwei Jahren. Für diesen kurzen Zeitraum haben wir schon sehr viel erreicht. Also viel mehr, als manche Bands in einem wesentlich längeren Zeitraum erreichen. Und ich bin einfach sehr gespannt, wie das weitergeht. Die Musik, die wir machen, ist halt so noch nicht da, zumindest habe ich sie noch nicht gehört. Falls einer das schon mal gehört hat, gern Bescheid sagen. (lacht) Ich denke, dass das auch ankommen kann, wenn man das richtig positioniert. Genau das versuchen wir gerade, und ich denke schon, dass das in ein paar Jahren sehr groß werden kann. Das ist auch das Ziel. Wir möchten wachsen, eine große Fanbase haben, große Festivals spielen, große Hallen füllen, das ist schon ganz klar das Ziel, und da werden wir auch hinkommen.

SYLB / Heike: Das ist ein richtig guter Schlusssatz! In diesem Sinne bedanke ich mich, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt.

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