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Lesedauer ca. 16 min.

Das Interview mit den Machern des Laut & Hart Festivals

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Heinrich, Jonas, Klemens

Nachdem wir in diesem Jahr zum ersten Mal vom Laut & Hart Metalfestival in Solingen berichten durften, haben wir uns die drei Jungs, die hinter diesem großartigen Festival stecken, zu einem Interview geschnappt. Das ist tatsächlich sehr lang geworden, aber hier kamen so einige Punkte zur Sprache, die sicherlich für die eine oder andere Band interessant sein dürften. Wir von SYLB können, oder besser gesagt müssen, uns da teilweise tatsächlich anschließen.

SYLB / Heike:
So, dann können wir auch gleich starten. Stellt euch doch bitte erstmal der Reihe nach einmal vor. Wer seid ihr, wo kommt ihr her?

Laut und Hart / Klemens:
Ja, ich fang an, ich bin der Klemens Kreuder, 23 Jahre alt. Ich komme aus Solingen, bin hier geboren und hier geblieben. Als Metalfan bewege ich mich stilistisch im Power Metal, ein bisschen Symphonic Metal, gerade sehr viele Hardcore und Death Metal. Mach selber Musik, spiele Bassgitarre. Gerade in keiner Band, aber das ist ja auch mit der Grund, warum es dieses Festival gibt, das ist ja Teil unserer Geschichte, um dem mal vorwegzugreifen. Wir drei plus der liebe Philipp, der Drumtech war, und ein weiterer, wir haben in der Band gespielt zusammen. Als die sich aus verschiedenen Gründen aufgelöst hat, haben wir aus einem Konzerttermin eben das erste “Laut und Hart” gemacht.

Laut und Hart / Jonas:
Ich bin Jonas Vogt, ich bin auch 23 Jahre alt. Ich bin überraschenderweise auch Musiker, bin Keyboarder und spiele inzwischen auch alles andere, was mit Tasten zu tun hat, also vom Akkordeon über die Orgel in der Kirche und tatsächlich inzwischen auch ein bisschen Gitarre. Ich bin vom Metalgenre so ein bisschen unterwegs wie Klemens, sehr durchmischt.

Laut und Hart / Heinrich:
Mein Name ist Heinrich Uhe, ich bin 24 Jahre alt, und bin quasi der Gruppen-Opa. Ich bin eigentlich Pottkind, aber ich bin relativ früh mit meinen Eltern nach Solingen gekommen. Und seitdem wohne ich auch hier, bin auch Musiker, nicht verwunderlich bei unserer Vorgeschichte. Ich bin eher am Schlagzeug, an der Gitarre oder am Mikrofon zu Hause. Und so stilistisch sag ich mal hauptsächlich Death Metal, Black Metal und noch ein bisschen Power Metal.

SYLB / Heike:
Ihr habt ja schon angefangen zu erzählen, dass ihr in 2019 die erste Edition aufgelegt habt. Wie kam es denn dazu, dass ihr in Solingen ein Festival etablieren wolltet?

Laut und Hart / Klemens:
Ja, genau also wie eben angesprochen, hatten wir drei plus noch zwei andere eine Punk Metal Coverband, AverAge System, und wir hatten 2018 einen Gig in der Cobra gespielt. Das lief alles sehr gut, und das Konzert war mit 250 oder 300 Leuten auch gut besucht dafür, dass wir halt nur so ‘ne Cover-Combo waren. Also wollten wir das gern im September 2019 wiederholen. Aber im Februar 2019 haben wir einvernehmlich beschlossen, getrennte Wege mit unserem Sänger zu gehen, und uns war dann relativ schnell klar, dass wir über den Sommer keine spielfertige Truppe hinkriegen, das heißt Ersatz musste her. Dann haben wir irgendwie in sechs Monaten diesen Konzerttermin zu einem Festival umgeschustert. Das ging damals über die Schiene, dass wir alle bekannten Gruppierungen, die ich entweder als Techniker schonmal betreut hatte oder die wir über drei Ecken kannten, mal angefragt haben. Das waren damals halt so die lokal bekannten, Matter Of Time, Voidemolition, Electric Weathervane… Dann war uns kurz vorher Above Average quasi wegen dieser Namensgleichheit auf Instagram aufgefallen, da waren die auch mit im Boot. Diversity Of Darkness wurde uns dann noch angeraten, die ja auch aus Wuppertal kamen. Als Electric Weathervane dann leider ausgeschieden ist, kam über Dave von Voidemolition die Empfehlung, Illusions Fade mit reinzunehmen. Das war halt so ein lokal zusammengeschustertes Ding, alles irgendwie mit der ganz heißen Nadel gestrickt, weil wenig Zeit. Ein Kumpel kriegte gesagt “mach mal ein Plakat”, und dann so “yo, Bands, schwarzer Klecks, fertig, reicht ja”. (lacht) Der Impact war total super, wir hatten 300 Gäste an dem Abend, für ein erstes Mal war das halt schon echt ‘ne stabile Nummer.  Und dann haben uns alle irgendwie die Pistole auf die Brust gesetzt, nach dem Motto, ihr müsst das nächstes Jahr nochmal machen, das braucht Solingen, das braucht die Gegend. So ging es dann halt quasi weiter mit der Story, die dann erstmal 2 Jahre konsequent durch Corona ausgebremst wurde. Aber da muss ich jetzt, glaube ich, keine große Leidensgeschichte erzählen. Ging ja nicht nur uns so.

SYLB / Heike:
Das wäre halt meine Frage; habt ihr denn da irgendwie gedacht “nee, dann machen wir halt nicht weiter”, oder war da immer so dieses “wir lassen uns nicht unterkriegen”?

Laut und Hart / Klemens:
2020 sind wir auf jeden Fall ganz optimistisch hergegangen, als es im Sommer wieder so hieß “ja, geht wieder, findet wieder in Präsenz statt”, kriegen wir alles hin. Also haben wir den ursprünglichen Termin erst auf Ende Oktober, dann auf Dezember verschoben. Dann haben wir das nochmal quasi abgesagt bzw. verschoben in den Live-Stream, den wir dann auch absagen mussten, weil es halt einfach zu krass war. Wir haben aber gesagt “die Motivation ist trotzdem so groß, das darf nicht liegen bleiben”. Dann haben wir die 2021er Version geplant, wobei aus einem zwei Tage wurden und im Endeffekt auch die Grundstruktur mit den 12 – 13 Bands geblieben ist, die wir jetzt auch 2022 gefahren haben. Ich sag mal so: 2021, als es dann in Richtung Absage ging, war schon so kleiner Motivationsdrop, weil im Sommer irgendwie relativ viel stattgefunden hat, und dann wieder schieben zu müssen wegen Maßnahmen und auch deswegen wenig verkauften Karten im Vorverkauf, das hat schon ziemlich gedrückt. Aber wir haben dann doch recht schnell Anfang des Jahres den ganzen Zug wieder aufgenommen und damit das auf die Beine gestellt, was jetzt 2022 über die Bühne gegangen ist. Das heißt, in Summe haperte es nie wirklich an der Motivation.

SYLB / Heike:
Ja gut, aber das Line Up war ja jetzt 2022 das von letztem Jahr bis auf Diversity of Darkness, die absagen mussten, oder sehe ich das falsch?

Laut und Hart / Klemens:
Nicht ganz. Horresque war zum Beispiel nicht mehr mit dabei. Wir hatten noch Godsnake mit im Programm, und Stigmatized war 2021 auch geplant. Da hat sich schon was gedreht. Es war der Plan, das Line Up wieder größtenteils zu übernehmen, aber da waren halt dann so gewisse zeitliche oder andere Gründe im Weg.

SYLB / Heike:
Wenn ich es richtig gesehen habe, waren Sublind die Einzigen, die noch nicht mal aus Deutschland kamen, aber ansonsten seid ihr ja eher so in NRW unterwegs, oder?

Laut und Hart / Klemens:
Im Endeffekt kann man dazu sagen, ja, wir gucken halt bei der Bewerbung auch auf die Gage in Relation zur Entfernung, um da mal die Rechnung aufzumachen. Wir sind nur eine relativ klein finanzierte Geschichte, und dieses Jahr war das erste, wo wir überhaupt die Aussicht auf eine Förderung bekommen haben. Wir finanzieren uns quasi zu hundert Prozent über die Eintrittsgelder. Und da guckt man dann halt, dass man aufgrund der Entfernung halt nicht die riesigen Gagen direkt anfährt. Wir machen das, wenn das irgendwie zusammenpasst, immer gerne möglich, aber dass es dieses Jahr dann wieder so lokal geworden ist, ist uns auch entgegengekommen.

SYLB / Heike:
Wobei ihr immer von Bewerbungen redet. Ich habe da nirgendwo was gesehen. Wird das ausgeschrieben, oder wissen die Bands das, dass sie sich bewerben können? Hat sich das rumgesprochen?

Laut und Hart / Klemens:
Ich glaube, du siehst das nirgendwo mehr, weil wir da relativ schnell aufräumen hinter uns. Wir geben diese Bewerbungsphase immer für einen Zeitraum an, der quasi nach dem Festival und bis ins Frühjahr rein war. Jetzt für 2022 hat das nicht so groß stattgefunden, wie 2021, weil wir uns halt aus dem alten Line Up genährt haben. Aber theoretisch ist der Plan, dass wir in Kürze quasi auf Social Media posten “okay, ab jetzt können Bewerbungen eingereicht werden”, und dann läuft das bis Ende des Jahres/Mitte Januar. Dann sortieren wir uns da ein bisschen was zusammen. Wir gucken, welche Bands sind sowohl qualitativ als auch von sowas wie Reichweite, Gagen-Vorstellungen etc. für uns vertretbar. Und daraus suchen wir dann die, die uns am besten gefallen raus oder die noch am besten ins Line-Up passen. Wir haben das 2021 gemacht, da hatten sich mal so irgendwas zwischen 300 und 350 Bands beworben. Dazu muss man sagen, uns fällt natürlich auf die Füße, dass wir mit “Laut und Hart” jetzt nicht den klaren Rahmen Metal setzen, also von diesen 300 – 350 Bands waren viele Rock-/Hard Rock-Truppen dabei, aber ich sag mal was ist so übriggeblieben, nachdem wir dort aussortiert hatten, hast du eine Zahl Jonas?

Laut und Hart / Jonas:
Ich kann sagen, was wir ins Kontaktverzeichnis übernommen haben, was in die nähere Auswahl kam, das waren immer noch 63 Bands. Das ist schon sehr, sehr grob aussortiert, und das sind alle die Bands, die wir uns näher angeschaut und so Sachen aufgeschrieben haben, wie “wo kommen die her”, um zu überlegen wieviel Sprit zahlen die für den Gig. Sowas ist für uns halt wichtig. Oder auch “was für Erfahrungen gibt es mit denen vielleicht schon”. Das schreiben wir auf, und so wird dieses Kontaktverzeichnis natürlich immer länger.

Laut und Hart / Klemens:
Wir haben natürlich bei uns auf der Webseite dieses Kontaktformular “Bewerbungen” ständig offen. Das heißt, uns erreichen während der ganzen Zeit schon E-Mails, die wir dann freundlich damit beantworten, dass wir uns erst in dem und dem Zeitraum darum kümmern. Kristallisieren sich zum Beispiel halt aus den Performances jetzt bei dem Festival so Sachen wie “möchte man jemand nochmal dabeihaben”, “besonders gut”, “Zuschauerliebling” etc. raus, wird das natürlich genauso berücksichtigt, wie das Genre-Gleichgewicht. Oder man nimmt auch mal bewusst ne größere Band rein, um auch mal bekanntere Bands auf der Agenda zu haben. Also bekanntere als Lokal bekannt.

SYLB / Heike:
Aber das macht ja nicht nur ihr drei (?).

Laut und Hart / Klemens:
Doch.

SYLB / Heike:
Nur ihr drei?! Wow! Wie groß ist denn das komplette Team? Habt ihr da irgendwie auch so feste Zuteilungen, wer was macht?

Laut und Hart / Klemens:
Ja, tatsächlich ist das, was du beim Festival gesehen hast, quasi so “the soft shell around us”. Im Kern sind wir drei halt die, die das Ganze übers Jahr organisieren, die sich von der Bewerbung, über die Artwork-Ausschreibung, Booking, Kontakte etc. um alles kümmern. Wir organisieren auch quasi das ganze Personal. Zum Beispiel ist dir ja wahrscheinlich auch aufgefallen, ich stand hinter dem Mischpult, ich hab’ halt quasi den Teil Technik organisiert und da hatte ich meine 6 – 8 Leute, die mir über das ganze Wochenende geholfen haben. Wir haben natürlich eine feste Zuteilung über das ganze Team, wer sich um was kümmert, zum Beispiel wer kümmert sich um Merch, um Technik, um Backstage, um Essen. Heinrich und Jonas übernehmen den Teil Artist Management und Location Management. Da Jonas auch selber irgendwie in der Cobra mit drinhängt, ist er da auch immer Ansprechpartner.

Laut und Hart / Jonas:
Ich kann dir sagen, wie viele Leute wir waren, wir waren insgesamt 19. Also es waren nicht alle an jedem Tag immer da, zum Beispiel die Leute, die für uns am Merch standen. Oder an der Kasse wurde auch teilweise gewechselt, weil die nicht beide Tage konnten. Aber 19 verschiedene Menschen sind für uns da irgendwie rumgerannt, alle ehrenamtlich, weil sie Bock drauf hatten.

SYLB / Heike:                                                                                           
Ja, genauso wie ich Bock drauf hatte, das für SYLB zu machen, und wir deswegen jetzt auch hier sitzen. Aber ihr seid so die drei, wenn ihr nicht den Stein ins Rollen bringen würdet, würde das Team auch nichts zu tun kriegen so ungefähr.

Laut und Hart / Jonas:
Genau.

SYLB / Heike:
Ihr habt gerade schon angesprochen von wegen Gagen usw. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, und ihr dürftet an zwei Tagen mit jeweils sechs Bands veranstalten, habt ihr denn da ein Traum Line-up?

Laut und Hart / Heinrich:
Es war zwei Tage sechs Bands, das heißt jeder kriegt quasi an jedem Tag zwei Slots. Machen wir die eingespielte Aufteilung der “klassische Tag” und der “etwas härtere Tag”.

Laut und Hart / Jonas:
Ich fange an. Samstag, also der etwas klassischere Tag. Ok, Blind Guardian und Hammerfall. Und an dem Sonntag? Words Of Farewell glaube ich. Und Amon Amarth.

Laut und Hart / Heinrich:
Ich nehme einmal für den Samstag Power Quest. Und ich werde Dreamtale buchen. Für Sonntag werde ich buchen Hideous Divinity und Unfathomable Ruination.

Laut und Hart / Klemens:
Ich hätte auf jeden Fall für Samstag Epica und Ensiferum dabei. Sonntag Shadow of Intent, und ich würde jetzt sagen Hatebreed.

Ja, da haben wir auf jeden Fall an dann das, was wir dieses Jahr für Gage ausgegeben haben, ein paar Nullen drangehängt. (lacht)

SYLB / Heike:
Ihr hattet schon gesagt, dass der Vorverkauf ziemlich schleppend lief. Die Halle war aber doch eigentlich relativ gut gefüllt. Wie ist denn so die Bilanz von diesem Jahr?

Laut und Hart / Jonas:
Also das Verhältnis war deutlich mehr Vorverkauf als Abendkasse, vor allem, weil die Bands ja auch selber Karten verkauft haben. Wir hatten jeden Tag so zwischen 100-130 Leute da. Abendkasse zwischen 20 und 30 Leute und dann halt so knapp hundert im Vorverkauf. Wobei, also fünf Wochen vor dem Festival hätte man mit den Vorverkaufszahlen glaub ich sagen müssen “nee”. Wir haben in der letzten Woche vorm Festival 50% unserer Vorverkaufskarten verkauft. Das ist sehr abgefahren, weil die Leute immer noch sehr vorsichtig waren.

Laut und Hart / Klemens:
Ja, es kamen halt von allen Seiten die Argumente so “ja, wir wissen ja nicht, kann es jetzt überhaupt stattfinden?”, “ich weiß ja nicht, ob ich dann Corona habe”, “ich halt mir das noch offen” etc., und da waren sehr viele sehr vorsichtig und einige sind wegen dem Corona Thema auch nicht gekommen. Das hat dann halt dieses Phänomen herbeigeführt, dass wir in der letzten Woche so ein Anstieg hatten.

Laut und Hart / Jonas:
Das macht es natürlich unfassbar schwierig, im Vorhinein irgendwas zu planen. Wenn wir dieses Jahr nicht die Förderung gehabt hätten…

SYLB / Heike:
Das wäre jetzt meine Frage gewesen. Selbst wenn der Vorverkauf weiter schlecht gelaufen wäre, hättet ihr das mit der Förderung dann stattfinden lassen können?

Laut und Hart / Klemens:
Genau. Die kritischen Kosten (also Gagen und Backstage-Catering) waren halt gedeckt, und deswegen war klar, dass das Festival, wenn es rechtlich zulässig ist, auf jeden Fall stattfindet. Man kann natürlich sagen, dass wir trotzdem nebenher irgendwie noch so den einen oder anderen Taler aus eigener Tasche einbringen müssen, aber das ist halt jetzt so. Das ist halt auch so ein bisschen die idealistische Schiene dahinter, wo wir sagen “ok, wir wollen halt so ein Festival in Solingen”. Wir wollen, dass das Bestand hat, und wenn es jetzt ein drittes Jahr in Folge abgesagt worden wäre, dann wäre das auch ein falsches Zeichen an viele Leute gewesen.

SYLB / Heike:
Mit dem Team oder intern habt ihr ja sicherlich schon so eine Art Manöverkritik gemacht, jetzt so was gut gelaufen ist, was nicht so gut gelaufen ist, was hätte besser laufen können? Aber gibt es dann auch schon Pläne jetzt fürs nächste Jahr?

Laut und Hart / Jonas:
Ich sag mal vorsichtig, wir haben ein Planungsdokument mit einer teilweise auf theoretischer Basis ausgefüllten Running-Order, wo noch ein paar Slots frei sind, und wo überall noch Fragezeichen stehen. Wir versuchen natürlich jedes Jahr irgendwie, uns zu optimieren, und vielleicht verändert sich ein bisschen was. Aber für die Zuschauer und auch für die Bands sollte alles beim Alten bleiben.

Laut und Hart / Klemens:
Ich sag mal so, wir sind relativ fix, denn wenn wir eins über die Jahre hinweg gelernt haben, je früher man sowas kommuniziert, je früher man auch an die Öffentlichkeit geht mit Daten, mit Line-Up, vielleicht auch mit eventuellen Sponsoren, desto früher wird das was. Für uns ist nach dem Festival vor dem Festival, und wir gehen nahtlos in die Planung für 2023 über. Wir haben viele Bands quasi schon vorgedacht, und die Anfragen gehen jetzt die Tage raus. Dann wird die Bewerbungsphase bald angestoßen, und ich sag mal so, wenn unser bisheriger Zeitplan klappt, dann sind wir Anfang 2023 quasi mit vollem Line-up und kommuniziertem Termin dabei.

SYLB / Heike:
Also ist das bei euch aber dann eher so ein Mix, dass ihr teilweise bei Bands sagt “die würden wir gern haben, und die fragen wir mal an, ob die Lust haben”, und dann gibt es noch die Bewerbungsphase, wo dann halt Bands sagen “hier”.

Laut und Hart / Klemens:
Genau. In diesem Jahr war es so, dass wir uns halt das Line-up so ein bisschen quasi aus den alten Line-ups zusammengeklaubt haben, aus denen, die wir kannten, die wir sowieso schon mal haben wollten, oder über Kontakte gekriegt haben. Zum Beispiel Friend Or Enemy kam über den Sänger Kamil rein, den wir quasi in der Bewerbungsphase als Designer kennengelernt haben. Bei Inhale war’s auch so, da hatte sich der Oliver bei uns als Designer beworben. Sowas halt, und ich sag mal, wir fanden diesen Modus halt sehr entspannt, sehr schön, weil man eben nicht diese vielen Bewerbungen hatte. Andererseits verfolgen wir auch das Ziel, viel Kontakt zu neuen Leuten zu knüpfen so ein bisschen Diversität auch ins Line-up zu bringen und zu gucken, dass wir die verbliebenen Slots noch füllen, auch wenn von den Bands, die wir uns jetzt so vorgestellt haben, welche nicht können.

Laut und Hart / Jonas:
Ausschreibungsphase heißt dann wieder: viele, viele Stunden zusammensitzen und sich Bands anhören. Das Problem ist dabei nur, wenn man sich so viele Bands hintereinander angehört hat, verschwimmt das alles so ein bisschen. Dann fragt man sich manchmal “wer waren die jetzt nochmal”? (lacht)

Laut und Hart / Klemens:
Viel schlimmer als das ist aber, dass es sehr viele Bands gibt, die gute Ambitionen haben, die dann aber zum Beispiel ihren Social Media-Auftritt nicht vernünftig pflegen. Da habe ich dann zum Beispiel Bands live gesehen auf irgendwelchen Untergrundshows, wo ich gesagt habe, die können wir ja mal buchen, die dann aber nur was weiß ich so ein crappy Handyvideo bei sich auf Instagram hochgeladen haben. Irgendwie zuletzt online 2018 so nach dem Motto. Das ist dann halt immer so die Sache, wo man Zeit und Energie reingesteckt hat, quasi die Leute zu sichten, und dann schreibst du die an und dann kommt halt die E-Mail zurück oder auf Instagram reagiert keiner. Da müssen wir aber tatsächlich sagen, dass wir ja spontan noch einen Headliner für Samstag organisieren mussten und dabei festgestellt haben, dass durchaus größere Formation da ihren Laden nicht im Griff haben und selbst manchmal irgendein Label oder irgendein anderes Management-Team nicht davor schützt, dass man tage- und wochenlang keine Rücksprache oder Antworten kriegt.

SYLB / Heike:
Ich guck zwischendurch immer wieder auf meine Liste, aber das war tatsächlich schon fast das Ende meiner Fragenliste. Darum jetzt mal meine Frage an euch: habt ihr denn an uns eine Frage? Oder wollt ihr einfach was sagen?

Laut und Hart / Klemens:
Ja, an allererster Stelle ein riesengroßes Dankeschön, weil es ist halt einfach ein mega Support, dass ihr einfach da seid und so kleinen Veranstaltungen wie uns, aber auch den Bands eine Reichweite gebt und supportet. Dass du dann auch vorbeikommst, Fotos machst, auch noch Spaß an dem Festival hast, und dann solche schönen Berichte geschrieben werden. Das ist einfach für uns ein unvorstellbarer, geiler Boost an vielen Stellen und einfach so worth. Danke, danke, danke.

SYLB / Heike:
Ja, als ich beim Bericht gelesen habe, “geschätzte Lesedauer 17 Minuten” hab’ ich gedacht, “das liest sich doch keine Sau durch”!

Laut und Hart / Klemens:
Ich hab’s gelesen.

Laut und Hart / Heinrich:
Ich auch.

Laut und Hart / Jonas:
Ich auch.

SYLB / Heike:
Hat definitiv sehr viel Spaß gemacht und vor allen Dingen, so eine tolle Betreuung habe ich auch ganz selten. Das war schon sehr toll, als der Heinrich sich am ersten Tag, wo ich noch relativ verlassen und verloren im Cobra auftauchte, um mich kümmerte.

Laut und Hart / Heinrich:
Das gehört zum Service. (lacht)

Laut und Hart / Jonas:
Das war tatsächlich auch, was die Bands uns immer zurückgemeldet haben, dass die ganze Backstage-Organisation mit Essen und Getränken und allem, dass das einfach sehr gut war.

SYLB / Heike:
Ja, war es definitiv.

Und meine allerletzte Frage beziehungsweise das wird dann vielleicht eine Frage von euch: gibt es denn eine Frage, mit der ihr gerechnet hättet, die ich aber nicht gestellt habe?

Laut und Hart / Klemens:
Tatsächlich nicht, weil, ich sag mal so, das letzte Mal, als wir uns auf so eine Situation vorbereitet hatten, saß uns jemand gegenüber und war sichtlich mit dem überfordert, was wir alles vorbereitet hatten. Und von daher haben wir das natürlich irgendwie mit der Vorbereitung vom letzten Mal alles so auf uns zukommen lassen, weil dann fragst du lieber das, was du hören möchtest, und wir texten hier nicht so ne Wand vor, die vielleicht gar nicht so interessant für das ist, was du nachher machen willst.

SYLB / Heike:
Wenn tatsächlich von eurer Seite auch keine Fragen mehr sind, mit denen ihr gerechnet hättet…

Laut und Hart / Heinrich:
Keine Frage, mit der ich gerechnet hätte, aber bei uns ist ja auch immer die Personalsituation so das Thema gewesen, weil wir dadurch, dass Phillip jetzt auch weggefallen ist, dieses Jahr quasi nur noch zu dritt sind.

SYLB / Heike:
Die Frage zur Personalsituation in eurem Team hatte ich tatsächlich auf meinem Zettel, aber irgendwie habe ich die seltsamerweise übersprungen.

Laut und Hart / Heinrich:
Wir hatten ja quasi schon mal einen “Praktikanten”. Also “Praktikant” in ganz dicken Anführungszeichen, denn das ist ja kein Praktikum im eigentlichen Sinne. Wir sind keine Firma, und wir sind ja auch nicht wirklich ausgebildet auf diesem Gebiet. Und das war dann eher so ein “guck dir das mal an und schau mal, ob du damit was anfangen kannst”. Hat dann leider irgendwie nicht funktioniert. Aber das ist natürlich auch eine Sache, wo wir gern dran arbeiten wollen würden, auch im neuen Jahr. Denn wenn dann doch einer fehlt, das merkt man dann auch schon mal.

Laut und Hart / Klemens:
Ja, das war zum Beispiel hier für das Interview als Heinrich schrieb, dass er da noch verhindert ist, das war so “OK machen wir das jetzt zu zweit, kriegen wir Heinrich da mit rein?” Weil irgendwie kannst du keine vernünftige Abstimmung machen oder keine vernünftigen Entscheide. Andersrum halt auch die Aufgabenverteilung. Ist halt total krass, wenn du konsequent zu dritt immer für alles zuständig bist und dich dann am Festivaltag selber noch mit reinhängst. Ich sag mal, wir haben es zwischendurch gemerkt, wenn man’s mal freundlich sagt, dass da irgendwo die Kapazitäten doch sehr am Ende waren.

SYLB / Heike:
Ja, das ist bei uns ähnlich. Ich bin die Einzige, die regelmäßig schreibt, also ich merk’s auch.

Laut und Hart / Klemens:
Es ist ja auch für dich krass ohne Aufwand immer so Vorbericht, Nachbericht, das ist ja schon ein Aufwand immer.

SYLB / Heike:
Ja, wobei Konzertberichte sind bei mir relativ zügig geschrieben, weil das, was da passiert, wird geschrieben und gut ist. Dadurch ist er ja auch so lang geworden, weil Friend Or Enemy da dieses Bierspiel hatte und der Voidemolition-Sänger seine Challenge mit mir von wegen “ich krieg dich auf die Bühne” – “nein kriegst du nicht”. Ja, die Challenge hat er gewonnen, aber das wollte ja auch alles erwähnt werden. Also ja, das nimmt Zeit in Anspruch, wobei Fotos bearbeiten, und Fotos aussuchen am längsten dauert. Aber es macht trotzdem Spaß.

Laut und Hart / Klemens:
Ja, und vor allem das Witzige war, wir standen nach der Absage von Diversity Of Darkness da und haben wirklich alle abtelefoniert und haben nochmal alle Kontakte spielen lassen. Ich habe noch nie so viele kaputte Rücken und Beine bei Drummern mitbekommen, wie es dieses Jahr war. Ich glaube, so gefühlt die Hälfte der Bands hat gesagt, “eigentlich sehr gern, aber unser Drummer ist gerade außer Funktion”.  (lacht) Aber Sober Truth waren ja durchaus eine würdige Vertretung. Da hat sich dann doch in den letzten zwei Tagen noch sehr viel eingerenkt und gleichzeitig wieder ausgerenkt, was vorher monatelang nicht geklappt hat.

Laut und Hart / Jonas:
Wie zum Beispiel ein Moderator. Wir hatten tatsächlich bis Freitagmittag keinen Moderator. Aber Exile hat das wirklich auch super gut gemacht, finde ich.

Laut und Hart / Klemens:
Es war sehr, sehr viel kurios, sehr viel Ausfälle, sehr viele komische Situationen dieses Jahr, aber unterm Strich. Ich bin glücklich mit der Nummer.

SYLB / Heike:
Das wäre noch ne Frage gewesen, ja, schade eigentlich. Was gab es denn für Kuriositäten in diesem Jahr? Ich glaube, die Liste ist ziemlich lang?

Laut und Hart / Jonas:
Ich glaube, man kann getrost sagen, ist wenn man mit 12 Bands mehrere Monate in der Kommunikation zusammenarbeitet und die dann insgesamt knapp ja lass mal 20 Stunden gewesen sein, betreut, kommt eine ganze Menge seltsames Zeug zusammen. Dieses Thema Kommunikation sorgt oft für Kuriositäten. Das kann man noch so, sag ich jetzt mal, professionell angehen und organisieren und alles vorbereiten und alles zusammenschreiben, und im Endeffekt passieren die lustigsten Dinge, die komischsten Verwechslungen und es wird nur noch mehr Spaß. Und dabei haben wir schon den Leitfaden auf unserer Website gepackt, wie man sich bei uns bewirbt.

Laut und Hart / Klemens:
Und selbst dann kriegen einige das nicht hin, weil sie nicht mal die richtige E-Mail-Adresse nehmen. Dann geht das an unsere Info-Adresse, aber da kommen ja irgendwie 1000 Benachrichtigungen, weil wir quasi unser komplettes Social Media über diese E-Mail laufen lassen. Dann verschwindet das in dem Moloch, und ich kann jetzt sagen, wenn sich eine Band im Laufe des Jahres über unsere Info-Adresse beworben hat, die werden wir jetzt, wenn die sich nicht nochmal bewerben, nicht berücksichtigen können, weil wir sie einfach nicht wiederfinden. Das ist halt so die Erfahrung aus den letzten drei Jahren, wo wir ja auch zwei davon nicht wirklich den Festival Traffic hatten.

Laut und Hart / Heinrich:
Bei den meisten Bands ist aber der Ersteindruck sehr gut, die schicken auch gleich noch mehr Informationen mit. Also das Gesamtpaket muss natürlich stimmen. Am besten direkt Rider mit beifügen, Fotos, besondere Wünsche etc. Das gibt uns natürlich auch immer direkt mehr zu arbeiten. (lacht)

SYLB / Heike:
Ja, aber auch weniger Rückfragen, oder?

Laut und Hart / Klemens:
Richtig, darum haben wir dieses Jahr ein Dokument entwickelt haben, das quasi uns diese ganzen Abfragen “was wollen wir alles von den Bands wissen” nochmal in die PDF schreibt. Weil es einfach immer noch nach soundso viel Jahren viele Bands nicht hinkriegen, eindeutige Informationen zu liefern. Und da geht es ja nicht mal um technische Sachen, wie “wer braucht welches Mikrofon”, “wer bringt welches Drumset mit”, sondern einfach nur “wir kommen mit fünf Leuten” oder “Travel Party ist sieben Leute, davon sind zwei Veganer und der Rest isst auch Fleisch”, solche Geschichten oder auch simple Sachen wie Kontaktdaten. Deswegen haben wir dieses Jahr gesagt wir generalisieren das. Es gibt ein Dokument, und wenn das nicht hundert Prozent ausgefüllt zurückkommt, passiert erstmal gar nichts. Ja, weil im Endeffekt wollen wir natürlich mehr Leute in diesem Team werden, es gilt aber gleichzeitig, Prozesse herunterzubrechen, und so ein Dokument hilft da halt einfach, weil dann sparst du dir ungefähr 30 E-Mails.

Laut und Hart / Heinrich:
Vor allem verlierst du irgendwann auch den Überblick; du hast die eine Band, da fehlt der Techrider, dann haben die anderen noch nichts zum Essen angegeben. Gleichzeitig brauchen dann aber alle noch eine E-Mail zur Backline. Irgendwann stehst du da und weißt überhaupt nicht mehr, wer was bekommt. Und mit so einem Formular spart man sich bestimmt drei oder vier verschiedene Rückfrage-E-Mails, das wird einen Haufen Arbeit von unseren Schultern nehmen.

Laut und Hart / Klemens:
Ja, das waren auch ganz unheilige Abende, wo wir wirklich zu dritt in der Kommandozentrale saßen und gesagt haben “das muss dahin, dies muss dorthin”.

SYLB / Heike:
Puh, ich ziehe definitiv meinen Hut vor euch und bedanke mich noch einmal, dass ihr drei euch heute die Zeit für dieses Interview genommen habt.

Laut und Hart / Heinrich:
Wir haben zu danken.

Laut und Hart / Jonas:
Genau.

Laut und Hart / Klemens:
Ja, danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast.

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