Interviewer:
Lesedauer ca. 15 min.

Das Interview mit Convictive

Interview-Fragen

Künstler:

Convictive

Genre:

Black Metal, Post Black Metal, Depressive Black Metal

Links des Künstlers
Bandmitglieder

Nova (Gesang)
Phil (Gitarre)
Sebastian (Gitarre)
Ben (Bassgitarre)
Marius (Schlagzeug)

Nachdem es mehrfach verschoben wurde, konnte ich mich am 15.11. endlich mit den fünf von Convictive in deren Proberaum treffen. Neben Songwriting und Liveshows gings auch um die verschiedenen Besetzungswechsel.

Das Interview mit Convictive war eigentlich schon viel früher geplant, aber irgendwie kam immer was dazwischen. Jetzt hat es endlich geklappt, und so habe ich meinen ursprünglichen Fragenkatalog wieder rausgefischt und ihn überarbeitet. Einige Fragen wären zum ursprünglich geplanten Interviewzeitpunkt noch näher am damals aktuellen Geschehen gewesen, aber ich habe sie teilweise trotzdem übernommen. Andere Fragen wiederum hätte ich damals gar nicht gestellt, weil die Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten war. Wie auch immer, danke an die fünf für das sehr entspannte Treffen im Proberaum, bei dem auch viel gelacht wurde.

SYLB / Heike: Stellt euch doch bitte erst einmal alle kurz vor.

Convictive / Phil: Ich spiele bei Convictive seit Beginn die Gitarre und bin auch hauptsächlich für das Songwriting zuständig.

Convictive / Sebastian: Ich bin seit diesem Jahr dabei und spiele auch Gitarre.

Convictive / Marius: Ich bin seit 2019 bei Convictive. Ich spiele Schlagzeug.

Convictive / Ben: Ich bin ebenfalls seit Beginn mit Phil dabei, spiele Bass und mache so ein bisschen Booking und Orga. So den ganzen organisatorischen Kram, der noch so hinter einer Band steht. Und ich hole die Leute ran. Wenn wir wieder mal neue Leute brauchen, wie das ja oft der Fall war, aber jetzt hoffentlich ein Ende findet.

Convictive / Nova: Ich bin seit Ende letzten Jahres dabei und darf jetzt auch mitspielen. Ja, und ich schreibe und schreie alle Texte. (lacht) Das macht großen Spaß, und mehr kann ich auch eigentlich gar nicht.

SYLB / Heike: Also allein diese Texte zu schreiben, da ziehe ich meinen Hut. Das ist ja teilweise schon fast Philosophie.

Convictive / Nova: Na ja, warte mal ab, wie die neuen Texte sind. Vielleicht findest du die ja scheiße. (lacht)

SYLB / Heike: Habe ich das richtig gesehen, dass es die Band Convictive bereits seit Dezember 2012 gibt? Da steht doch sicherlich eine fette Jubiläumsparty an. Vielleicht auch zusammen mit Krähenfeld, die ebenfalls ihr zehnjähriges feiern?

Convictive / Ben: Nee, wenn überhaupt machen wir das 2026. Denn richtig angefangen haben wir eigentlich 2016. Wir haben die ersten vier Jahre so ein bisschen rumgedümpelt und wussten noch nicht so richtig “was wird das hier eigentlich?”. Convictive, als das, was es heute ist, gibt es seit 2016. Und deswegen haben wir dieses Jahr jubiläumsmäßig nichts geplant.

SYLB / Heike: Ok, und warten dann Krähenfeld auf euch? Denn die haben ja auch irgendwie dieses Jahr ein Jubiläum.

Convictive / Ben: Ich habe das in dem Interview gelesen, das du mit den Jungs gemacht hast, dass wir ja eigentlich fast dieselbe Bandbiografie haben. Das ist verrückt! Wir haben ja beide zum selben Zeitpunkt angefangen, obwohl wir uns gar nicht kannten. Kennengelernt haben wir uns erst 2015, oder vielmehr der Yannik uns. Yannik war auf unserer Show mit Anomalie im Helvete. Der hatte uns dann angesprochen und gesagt, dass er auch eine Black Metal-Band hat. Da haben wir zugegebenermaßen noch gedacht “ja, erzähl du mal” (lacht), aber später haben wir ihn dann mit Krähenfeld im Magnapop gesehen.

SYLB / Heike: Mit Nova habt ihr jetzt die dritte Sängerin am Start. Wie kam es denn dazu? Kanntet ihr euch vorher schon?

Convictive / Nova: Ich habe damals bei Alnatura gearbeitet, und in der Pause sind wir irgendwie auf Musik gekommen. Da habe ich erzählt, dass ich Black Metal höre. Ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass da jemand was mit anfangen kann, aber eine Kollegin sagte dann gleich “hey, mein Bruder hat da eine Band, da musst du mal reinhören”. Das war Krähenfeld. Und darüber bin ich dann auf Convictive gekommen und habe deren Musik gehört, bin ihnen auf Insta und Facebook gefolgt und so. Und dann hatte ich aus Corona-Langeweile Ende 2020, weil ich schon immer selbst lernen wollte rumzuschreien, ein bisschen recherchiert… Und zwar hat der Sänger von Finntroll damals, wahrscheinlich auch aus Langeweile, angefangen Onlinestunden anzubieten. Da habe ich gedacht “ok, nehme ich einfach mal mit”. Davon habe ich Videos hochgeladen, die Ben dann gesehen und mich gefragt hat, ob ich nicht Lust habe, bei Convictive mitzumachen. Das ging dann für mich relativ schnell, denn ich wusste nicht, dass die zu dem Zeitpunkt Not hatten. Dann habe ich auch spontan alle Texte gelernt.

Convictive / Ben: Also es war zu dem Zeitpunkt so, dass es sich abgezeichnet hat, dass es mit der alten Sängerin nicht mehr lange weitergehen würde. Und dann habe ich ihre (Novas) Videos gesehen, und wir haben sie eingeladen zum Vorsingen bzw. eigentlich nur zum Kennenlernen. Sie war aber komplett vorbereitet, und dann haben wir glaube ich fünf Songs gemacht, wovon sie vier sehr gut konnte. Da hat sie uns alle an die Wand gesungen, und wir haben gesagt “die wollen wir”. Und seitdem ist sie halt dabei.

SYLB / Heike: Nova, die Show im Jazzkeller in Krefeld im Februar dieses Jahres war deine erste überhaupt, was ich persönlich überhaupt nicht bemerkt habe. Warst du sehr aufgeregt?

Convictive / Nova: Ich habe mich so eingeschissen! Ich habe gedacht, ich muss sterben.

SYLB / Heike: Aber du hast doch gerade erzählt, dass du vorher schon Videos von dir hochgeladen hattest?

Convictive / Nova: Ja, ich habe mich auch eingeschissen beim Hochladen. So ist das nicht. Ich drücke so auf “hochladen” und denke “oh Gott, hoffentlich sieht das keiner”. Das macht nicht so viel Sinn, aber… Keine Ahnung. Ich habe ja großen Spaß an dem, was ich da mache, und das ist halt meine Leidenschaft. Und irgendwie will man dann auch was daraus machen. Aber gleichzeitig habe ich noch nie irgendwas dergleichen jemals getan, und entsprechend aufregend war es natürlich das tatsächlich vor Leuten zu tun. Jazzkeller war dann mein erster Auftritt. Aber auch vor den Metaldays bin ich echt gestorben, das war meine fünfte Show. Ich war halt auch irgendwie krank an dem Tag, aber es hat gut funktioniert. Ich bin sehr gut darin, mich komplett fertig zu machen und das dann doch irgendwie hinzukriegen. Wenn es drauf ankommt, klappt es dann halt doch.

SYLB / Heike: Während Ben bei Krähenfeld seit 2019 die frei gewordene Position am Bass ausfüllt, geht es auch umgekehrt, denn Marius trommelt auch schon seit geraumer Zeit bei euch. Wie kam es dazu? Und Marius, hast du denn tatsächlich so viel Zeit und Energie, dich beiden Bands zu widmen (inklusive aller Auftritte, Proben, Aufnahmen usw.)?

Convictive / Marius: Energie auf jeden Fall, Zeitmanagement ist natürlich immer ein Thema. Läuft aber bis hierher ganz gut.

Ich glaube, das habe ich auch Ben zu verdanken. Das fing damals bei den Metaldays 2019 an, wo wir als Gäste noch zusammen Party gemacht haben und Convictive bereits noch in alter Besetzung den Newcomer Preis gewonnen hatte.

Convictive / Ben: Ja, wir haben schon relativ früh an Marius rumgegraben, denn mit dem alten Drummer war es ja so, wie es scheinbar bei allen Drummern ist, dass die arbeiten müssen und deswegen nicht spielen können (lacht). Und da haben wir Marius gefragt, ob er halt ersatzweise am Start wäre. Aber damals hatte er immer abgesagt, weil es ihm zu viel gewesen wäre und er auch dachte, dass er für unser Zeug nicht gut genug spielen würde.

Convictive / Marius: Dann habe ich mir aber irgendwann doch ein Herz gefasst und “ja” gesagt. Und dann war ich dabei. Tatsächlich spielte ich in diesem Jahr auch nicht bei allen Shows, was meinem Job geschuldet ist. Aber dafür gab es ja würdigen Ersatz. Und notfalls kam auch mal der Drumcomputer zum Einsatz. Einmal war ich nämlich sehr kurzfristig wegen Corona ausgefallen.

SYLB / Heike: Und auch Sebastian ist seit ungefähr einem halben Jahr neben Krähenfeld bei euch am Start. War das nach dem Weggang von Philly die logische Konsequenz?

Convictive / Sebastian: Ich kenne Convictive jetzt ja auch schon seit 2016/17. Die Musik fand ich auch immer sehr cool, und dann als Marius in die Band reingeholt wurde, haben die mich auch gleich in die WhatsApp-Gruppe mit reingeschoben. Zu der Zeit habe ich gerade meinen Chemietechniker gemacht und dachte so “boah, nee, das kriege ich nicht unter”. Dann ist der Philly ausgestiegen, und fünf Minuten später hat mich Ben angerufen und gefragt, ob ich nicht doch mitmachen könnte. Da habe ich mir dann innerhalb eines Monats das komplette Set “reingewürgt”.

Convictive / Phil: Man muss dazu sagen, er hat ja dann auch die Sachen vom Philly gelernt.

Convictive / Sebastian: Ja, die musste ich aber teilweise auch stark vereinfachen. Der Philly spielt teilweise Sachen, die kann ich bis heute nicht. (lacht)

Convictive / Phil: Ja, der Philly hat in “Konvergenz” ein Maß vorgelegt, das war schon brutal.

Convictive / Sebastian: Das Lustige war ja, ich wurde begrüßt mit dem Satz “Willkommen in der Band. Ach übrigens, in zwei Monaten haben wir drei Festivalauftritte. Mach mal!”

Convictive / Ben: Ja, das war halt das Blöde, als der Philly gesagt hat, dass es nicht weiter geht. Da war wirklich so ein bisschen Arsch ab, weil wir die Festivalauftritte halt schon gebucht hatten. Philly hat mit seinem Weggang schon eine große Lücke hinterlassen, weil, das ist einfach ein Tier an der Gitarre. Sebastian hatte zu dem Zeitpunkt noch andere Bands gehabt, so dass die Option bestand, dass er nicht kann. Und da haben wir halt überlegt, was wir machen sollen, wenn er “nein” sagt. Also habe ich ihn direkt angerufen.

Convictive / Nova: Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass der Philly auch gesagt hat “solltet ihr überhaupt keinen Ersatz finden, dann würde ich noch mitkommen”.

Convictive / Ben: Ja, das hätte er gemacht, aber das war zeitlich auch ziemlich problematisch. Zu dem Zeitpunkt stand die Geburt seines zweiten Kindes an, und der Termin wäre genau während der Metaldays gewesen.

Convictive / Sebastian: So bin ich dann also bei The Void’s Embrace ausgestiegen, wo ich an der Gitarre ausgeholfen hatte. Mein aushilfsweises Engagement bei Tavaron an der Gitarre war zu dem Zeitpunkt ja auch schon beendet. Dann habe ich so ein bisschen Bands getauscht, und dann passte das. (lacht)

SYLB / Heike: Dann hattest du teilweise also vier Bands gleichzeitig?

Convictive / Sebastian: Fünf. Aber nicht gleichzeitig. Ich hatte in meiner bisherigen Laufzeit so fünf oder sechs Bands. Unter anderem halt Tavaron und The Void’s Embrace als Aushilfsgitarrist, und dann noch bei drei Bands als fester Gitarrist, wobei eine davon auch nicht mehr existiert.

SYLB / Heike: Im Juni hattet ihr angekündigt, dass ein neues Album in Sicht sei. Wie ist denn da der Stand?

Convictive / Ben: Ja stimmt. Und das ist auch ganz wichtig, weil wir ja das letzte Album in den Sand gesetzt haben, das war ja gar nix. Viel Geld bezahlt für nix eigentlich. Das hat dann auch zum Bruch der damaligen Besetzung geführt. Dann haben wir mit Krähenfeld zusammen “Konvergenz” aufgenommen, was ja auch ein gutes Ding war, aber mit Philly und Jay musikalisch eine Entwicklung weg von dem, was wir davor gemacht haben. Da haben wir uns halt ausprobiert. Das war ok, aber das war nichts, was wir langfristig hätten tun wollen. Dementsprechend sind wir mit der jetzigen Besetzung auch wieder auf den alten Pfaden unterwegs, und dadurch, dass wir das Songwriting jetzt komplett in Phils Hände gelegt haben, sind wir da auch wieder ein bisschen stringenter und auch nicht mehr so experimentell. Jetzt haben wir die glückliche Situation, dass wir zwei gute Songwriter hier haben, weil auch Sebastian da ja sehr gut aufgestellt ist. Aber weil wir zwei Bands mit sehr ähnlicher Besetzung (Convictive und Krähenfeld) haben, müssen wir natürlich auch ein bisschen aufpassen, dass wir nicht zwei Mal das Gleiche machen. Deswegen haben wir das klar getrennt. Phil macht die Convictive-Songs, und Sebastian bringt sich mit ein, indem er das eine oder andere Solo schreibt, Leadmelodien und so.

Convictive / Phil: Ich gebe halt das Gerüst vor, und jeder gibt dann seinen Teil dazu. Es macht ja für mich keinen Sinn, z. B. ein Schlagzeug vorzugeben, wenn Marius der Schlagzeuger ist. Genauso, wie ich Bereiche habe, wo ich sage “Sebastian, hau da mal einen deiner geilen Melodieläufe drüber”.

SYLB / Heike: Erst Musik und dann Texte?

Convictive / Nova: Genau. Ich schnappe mir quasi das fertige Songmaterial und schreibe dazu die Texte.

Convictive / Phil: Da muss ich wirklich sagen, das funktioniert wirklich verdammt gut bei uns mit diesem Arbeitsweg. Da gibt es keine dritte oder vierte Runde. Ich haue einen Song raus, dann hat der Sebastian eine Idee dazu, der Marius hat eine Idee dazu. Wir packen das zusammen, und dann steht der Song praktisch.

Convictive / Ben: Dann geht das in den Ofen, dann dauert das eine Woche, also bis zur nächsten Probe, und dann ist das Ding fertig. Weil Nova auch superschnell ist, wenn es darum geht Dinge zu lernen. Texte zu schreiben ist die eine Sache, aber aus dem Text dann einen Song zu machen ist nochmal was ganz anderes. Das rhythmisch anzupassen und so, da scheint Nova mit auf die Welt gekommen zu sein. (lacht)

Convictive / Nova: Ich muss sagen, ich höre halt sehr lange und sehr intensiv Musik, auch wenn ich nie Musiker war. Und vielleicht hat das irgendwie was gebracht.

Convictive / Phil: Das ist aber wohl bei jedem von uns so. Jeder weiß genau, was er zu tun hat, und das trifft auch jedes Mal auf den Punkt. Der Sebastian hat an einer Stelle eine Melodie reingezaubert, das war genau das, was fehlte. Der Marius hat genau das passende Schlagzeug dafür, obwohl die beiden in dem Moment nicht zusammenarbeiten. Das führen wir irgendwie zusammen, und das passt jedes Mal wie die Faust aufs Auge.

Convictive / Ben: Und wenn das mal so drei oder vier Wochen nicht läuft, trete ich den Jungs halt in den Arsch. (lacht) So nach dem Motto “jetzt lass uns vor dem Album schon mal ‘ne Single raushauen”, denn irgendwie müssen wir mal wieder an den Markt. Das ist halt mein Job, weil ganz ehrlich, Bass – Black Metal… pfff (lacht). Da hört ja keiner mehr hin, das ist ja beinahe egal. Gibt natürlich immer Ausnahmen, gar keine Frage, aber das brauchen wir nicht für unsere Musik. Da ist der Bass ja eher hintergründig, und das ist auch ok, so wie es ist, weil ich da auch nicht der filigrane Musiker bin. Aber deswegen habe ich dann auch die Kapazitäten, mich um andere Dinge zu kümmern.

SYLB / Heike: Also seid ihr im Moment noch im Songwriting?

Convictive / Ben: Ja, aber im finalen Prozess. Also wir sind eigentlich zu 80% fertig.

Convictive / Phil: Nach meinem Umzug hatte ich halt Zeit, und da konnte ich einen Song nach dem anderen schreiben. Und so haben wir ungefähr 20 Songs zur Auswahl. Da haben wir aber auch schon stark aussortiert, weil im Laufe des Jahres verschiedene Stilrichtungen eingeflossen sind. Und jetzt hat sich herauskristallisiert, in welche Richtung wir wirklich wollen.

Convictive / Ben: Wir haben aussortiert, welche Songs wir vielleicht später noch verwenden wollen oder als Single raushauen. Die passen zwar nicht ins Konzept vom Album, könnten aber auch mal so veröffentlicht werden. Fürs Album fehlen jetzt noch so ein oder zwei Songs, je nachdem, wie lang die sind, und dann ist das Album im Grunde fertig geschrieben. Aber jetzt frag’ uns nicht nach einem Releasedatum! (lacht) In den heutigen Zeiten ist das einfach nicht zu machen. Wenn man allein schon auf die Vorlaufzeiten der Presswerke schaut…. das ist ja auch alles schwierig. Und wir wollen uns auch den Druck nicht machen, gerade weil es momentan so gut läuft im Songwriting. Früher haben wir uns ein Datum gesetzt, bis dahin muss das fertig sein. Geht auch, aber ist nicht schön.

Jetzt wollen wir uns halt die Freiheiten lassen. Das braucht halt so lange, wie es braucht. Druck machen wir uns selber schon genug, denn wir wollen fertig werden. Und wir müssen auch fertig werden, damit wir auch was in der Hand haben fürs Booking. Es ist ja auch schon länger nichts mehr passiert. Aber das Album soll halt auch von A – Z richtig durchdacht sein, und nicht so ein “Projekt”, wie die anderen Dinger.

Convictive / Phil: Genau. Für das Album wollen wir halt ein richtiges Konzept entwickeln, so mit Licht und Merch und dem ganzen Zeug. Und das dauert halt einfach.

SYLB / Heike: Und wird’s dann auch eine Vinyledition geben?

Convictive / Phil: Im Optimalfall ja. Wobei man da ganz klar sagen muss, am Ende des Tages kommt es natürlich auf die Kosten an. Gerade die Presswerke haben seit Corona so pervers die Preise angezogen. Ich gucke da immer wieder mal nach. Es ist als kleine Band fast nicht mehr zu stemmen. Wenn du vorher weißt, dass du die Dinger auch alle an den Mann bekommst, ist das kein Ding. Wobei das noch lange nicht heißt, dass wir damit irgendein Plus machen. Aber wenn wir mit den Vinyls kein Plus machen, sondern +/- 0 schreiben, wäre das ja egal.

SYLB / Heike: Ich hatte jetzt gerade eine Show in Köln besucht. Da haben die Bands 15€ genommen, haben aber auch Bundles angeboten.

Convictive / Phil: Darüber kann man ja arbeiten, das ist nicht das Problem. Und wenn wir +/- 0 rauskommen, ist das gehopst wie gesprungen. Hauptsache, wir kommen mal irgendwie weiter. Das große Problem ist halt auch, man muss bei den Presswerken ja in Vorkasse treten. Das reißt dann erstmal ein riesiges Loch in die Bandkasse. Da kommen dann ja auch noch andere Sachen dazu: Albumproduktion, Merch… Da spricht man mal ganz schnell von zigtausend Euros, die da auf dem Tisch liegen.

SYLB / Heike: Und ich fahre dann zu den Shows und habe gerade mal die Benzinkosten und den Eintritt. Und wenn ich dann sehe “3 Bands – 5€” frage ich mich, wie geht das?

Convictive / Ben: Ja, da muss ich auch sagen, gerade jetzt nach Corona bin ich da auch manchmal sehr wütend drüber. Wenn ich zum Beispiel eine Showankündigung für Laden „XY“ sehe, die nehmen glaube ich auch nur 6 oder 7€ für drei oder vier größere Bands. Da bin ich sauer drüber, denn das macht halt den Markt völlig kaputt. Im einigen Läden geht das vielleicht noch, weil die nicht so horrende Preise nehmen, wenn man da als Band veranstaltet. Wenn man den Laden dann noch voll bekommt, rechnet sich das schnell. Aber man muss ja auch ein bisschen wettbewerbsfähig bleiben, und das bist du nicht, wenn du drei größere Bands hast und dafür nen Schleuderpreis nimmst. Es ist halt aus marktpolitischer Sicht ein Drama, muss man sagen.

Kleinere Bands, die eben nicht die Connections haben und nicht die Möglichkeiten, sich günstig einen Laden zu mieten, müssen dann viel Geld bezahlen. Das ist halt unfair.

Auf der anderen Seite ist es ja auch für das Publikum schwierig, realistische Preise einzuschätzen, wenn sie einerseits mit viel zu günstigen Eintrittspreisen konfrontiert werden und andererseits mit realistischen Preisen, die dann schnell mal das doppelte betragen.

SYLB / Heike: Habt ihr denn von den Shows, die ihr dieses Jahr gespielt habt, einen Favourite?

Convictive / Ben: Die waren dieses Jahr alle Scheiße. Also nicht die Shows, sondern wir! (lacht)

Convictive / Phil: Das Aaaargh-Festival hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Erstmal, weil die Leute uns da alle kennen. Das war so, wie nach Hause kommen. Wir haben da auch mitgearbeitet und Spaß gehabt, aber da war leider der Marius nicht dabei. Da mussten wir dann mit dem Drumcomputer spielen, das war auch nicht so geil. Dann hatten wir auch noch technische Probleme und mussten die Show gegen Ende sogar abbrechen.

Aber technische Probleme hatten wir im Grunde bei jeder Show, also von daher war dieses Jahr für uns richtig Scheiße.

Convictive / Ben: Metaldays muss man tatsächlich als Highlight nennen. Da waren wir auch vollständig vor Ort, haben eine Woche Party gemacht, und es ging von uns aus nichts schief. Organisatorisch war es allerdings eine Vollkatastrophe, denn durch halb Europa tingeln, bei 40° auf der Bühne stehen, nachmittags um 15:30 Uhr, wo natürlich noch niemand hingeht, und das für 0€ Gage und eine Flasche Rum, wo man dann denkt “bist du komplett bekloppt?”. Trotzdem, das war natürlich ein Event.

Ich fand auch den Helmoween-Gig sehr schön. Das war zwar etwas weird vom Line-Up her, aber ein nettes Event. Das wurde vom Helmfest organisiert. Helmfest ist ein Open Air, das gibt es auch erst seit zwei oder drei Jahren. Die haben jetzt halt zu Helloween noch so ein Event gemacht und haben sich da wirklich Mühe gegeben. Da haben wir gesehen, dass die da mit Herzblut hinter stehen. Und es war voller, als wir anfangs dachten. Und es waren alle verkleidet, da sind wir mit unserem Corpsepaint gar nicht mehr aufgefallen. (lacht)

SYLB / Heike: Und wenn ihr selbst ein Ein-Tages-Festival mit zehn Bands organisieren dürft und Geld überhaupt keine Rolle spielt, wer spielt (außer euch)?

Convictive / Ben: Wir haben tatsächlich vor, hier in Krefeld ein Festival zu veranstalten. Aber mehr sagen wir noch nicht.

Convictive / Alle: Die erste Band wäre Groza. Wir durften die Jungs dieses Jahr auf diversen Shows persönlich kennenlernen. Wahnsinnig sympathische Band!

Und natürlich Krähenfeld 😊

Thyrfing dann noch. Der Weg einer Freiheit. Behemoth sind wohl ziemlich beschäftigt momentan.  Negator, die es leider nicht mehr gibt. Die hatte ich (Ben) ja damals für One Night In Hell X eingeladen, aber das konnte wegen Corona nicht stattfinden. Negator ist jetzt aber zerschlagen, ansonsten hätte ich die gern dabeigehabt.

Darkthrone, muss man auch mal dabei haben. Aber wenn man das letzte Album als Referenz nimmt… hmm.

Finntroll für die Party geht natürlich immer. Moonsorrow wäre noch geil.

Mgla und Uada – am besten mit Groza hintereinander weg. Dann können die das mal auf der Bühne ausbaldowern. (alle lachen)

Und als special late-night guest Helrunar.

SYLB / Heike: Wenn ihr in die Vergangenheit reisen könntet, würdet ihr irgendwas anders machen? Oder denkt ihr “alles richtig gemacht”?

Convictive / Sebastian: Ich wäre vielleicht schon der Band beigetreten, als Ben mich das erste Mal gefragt hat. (lacht)

Convictive / Ben: Was so Mitglieder angeht, würde ich tatsächlich nichts anders machen. Die Erfahrungen, die wir da gemacht haben, waren ja alle wichtig. Und die waren ja auch zu dem Zeitpunkt sinnvoll. Ist halt am Ende des Tages nicht immer gut gelaufen, aber das ist ok. Wir haben auch viele Scheiß-Erfahrungen mit der Band gemacht. Aber das sind halt die Lerneffekte. Da wissen wir jetzt, was wir nicht mehr wollen. Ich will nicht sagen, dass wir immer alles richtig gemacht haben, aber ich will es trotzdem nicht missen.

Convictive / Phil: Im Gegenteil, wir wissen jetzt genau, in welche Richtung wir wollen, wo wir hinwollen. Und dass wir eben nicht nur eine Band bleiben wollen, die hier und da mal einen Gig spielt.

Convictive / Ben: Ich bin auch dankbar für die schlechten Erfahrungen, die wir gemacht haben, denn auch die waren wichtig. Tatsächlich muss man auch fairerweise sagen, dass wir streng genommen immer gesagt haben “in beiderseitigem Einvernehmen”, oder die Leute haben halt gesagt “passt nicht mehr”. Es war ja nie so, dass man in bösem Blut auseinandergegangen ist, es hat sich halt einfach ergeben. Wenn wir zum Beispiel Philly nehmen, der hat von Anfang an gesagt “ich weiß nicht, ob Black Metal meins ist”. Der hat dann halt festgestellt, dass es nicht seins ist, und das ist ok. Der kommt aus dem Power Metal-Bereich. Das ist ein Multitalent durch und durch, aber Black Metal war komplett neu für ihn. Der hat einen super Job abgeliefert, aber es war halt nicht das, wo er sich immer hundert Prozent wohl gefühlt hat. Und da hat er dann irgendwann gesagt, ok, hier ist Schluss. Der geht in seinem Soloprojekt jetzt voll auf, das freut uns wirklich für ihn.

SYLB / Heike: Gibt’s denn noch eine Frage, mit der ihr gerechnet habt, die ich aber nicht gestellt habe? Dann dürft ihr die jetzt stellen und gleich selbst beantworten.

Convictive / Sebastian: Nö. Ich fand’s nur witzig, bei Krähenfeld hast du mit der einsamen Insel gefragt, und uns fragst du nach dem Festivalbilling. Sehr kreativ. (lacht)

Convictive / Marius: Ich hatte tatsächlich überlegt, eine Frage mal ganz anders zu beantworten als im Interview mit Krähenfeld. (lacht)

Convictive / Phil: Warum machen wir den Scheiß eigentlich?

Convictive / Ben: Das kann ich für mich ganz einfach beantworten: Weil ich da super viel Spaß daran habe. Ein bisschen rumkommen, auch kleinere Festivals und kleinere Locations mitnehmen, Leute kennenlernen, Landschaften sehen, andere Festivals kennenlernen, zusammen unterwegs sein – das macht mir halt Spaß. Natürlich auch das Musik machen, ganz klar, aber das ist halt ein Punkt, warum man das so intensiv betreibt. Das man rumkommen möchte, Menschen kennenlernen. So einen Nico kennenlernt, der mal für eine Show aushilft (Anmerkung Heike: an den Drums). Das wäre nie passiert, wenn wir da nicht runtergefahren wären.

Convictive / Phil: Ich mache, seit ich denken kann, Musik. Ob ich das jetzt zu Hause für mich allein mache oder im Kontext mit einer Band, ist fast schon zweitrangig. Es ist wirklich dieses Rauskommen aus dem Alltag. Man lernt Leute kennen, man ist unterwegs… Aaaargh-Festival zum Beispiel, das ist, wie nach Hause kommen. Du kennst die Leute, die umarmen dich zur Begrüßung, das macht einfach tierisch Bock.

Convictive / Ben: Ich werde auch nie unsere ersten Touren vergessen, da sind wir noch mit drei oder teilweise vier Autos gefahren, da hatten wir noch Walkie-Talkies, damit wir in den Autos untereinander verbunden sind. Das war ein absolutes Chaos, weil keiner irgendjemanden verstanden hat. Wir haben teilweise eine halbe Stunde gebraucht, um irgendeine Ansage zu ermitteln. Und dann kommst du an der Raststätte an, die Hälfte der Band trinkt schon ein Bier… Das sind so die Erinnerungen!

SYLB / Heike: Das sehr unterhaltsame Gespräch ging an dieser Stelle noch weiter, aber ich habe die Aufnahme gestoppt, sonst hatten wir das in mehreren Teilen veröffentlichen müssen. 😀 Damit, dass die fünf in der Abstimmphase noch einen sehr netten Absatz hinzufügen, hatte ich nicht gerechnet, aber den will ich euch natürlich nicht vorenthalten. 🙂 Der 11.12. ist natürlich schon fest im Kalender eingetragen! \m/

Convictive / Alle: Liebe Heike! Wir danken dir für dieses nette Interview und deinen freundlichen Besuch. Wir schätzen deine unermüdliche Arbeit sehr.

Komm doch gerne am 11.12.2022 nach Oberhausen, da spielen wir mit Carpathian Forest im Helvete. Du bist herzlich eingeladen.

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