Interviewer:
Lesedauer ca. 6 min.

Das Interview mit Aldaris von Iratus Nebula

Interview-Fragen

Künstler:

Iratus Nebula

Genre:

Blackened Metal, Black Metal, Atmospheric Black Metal

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Bandmitglieder

Baalberith (Gesang)
Aldaris (alle Instrumente)

Nach unserem Review zum Album "Natur und Seele" hat sich Aldaris, der kreative Kopf hinter Iratus Nebula, noch die Zeit genommen, uns ein paar Fragen zu beantworten.

Du hast ja erst einmal einige Jahre damit verbracht, Songs zu schreiben. Hattest du auch irgendwann mal geplant, die Songs instrumental zu halten, oder war von Anfang an ein Sänger vorgesehen?

In der Anfangsphase hatte ich gar nicht beabsichtigt aus meinen Songideen ein „Projekt“ zu machen. Ich hatte einige Ideen aufgenommen und diese gesammelt. Aus manchen dieser Ideen wurden dann fertige Lieder und so reifte auch mit der Zeit in mir die Idee heran, einige Lieder auszuwählen und das Ganze in einem eigenen Projekt zu verwirklichen. Da das Projekt Iratus Nebula ja auch ein Konzept verfolgt war ab diesem Zeitpunkt auch klar, dass es auf die eine oder andere Art einen Gesangspart geben muss. Es gibt aber auch Stücke, wie zum Beispiel „Essenz“, die als reines Instrumentalstück komponiert wurden.

Und wie kamst du dann auf Baalberith?

Ich kenne Baalberith schon längere Zeit. Zunächst liefen wir uns in der lokalen Szene mehrmals über den Weg, bis wir uns schließlich über gemeinsame Freunde und Bekannte näher kennengelernt haben.

Hat er sofort zugesagt? Er ist ja auch noch in einigen anderen Bands und Projekten aktiv.

Tatsächlich war es so: Wir verbrachten einen gemütlichen Abend bei einem gemeinsamen Kumpel bei dem der Alkohol durchaus auch eine Rolle spielte. Es war wohl einer dieser Abende, an denen man entweder wirklich dumme oder eben außerordentlich geniale Entscheidungen trifft (dieses Mal war es wohl Letzteres.) Ich spielte Baalberith spontan einige meiner Lieder als Instrumentalversion vor. Nach sehr langen Gesprächen haben wir beschlossen, dass wir zu zweit wohl die ideale Kombination für dieses Projekt sind. Da er ja auch, wie bereits erwähnt, in vielen anderen Projekten involviert ist und war, ist er auch kein Anfänger mehr, so dass Iratus Nebula auch von seiner Erfahrung profitiert. Neben der Erfahrung ist mir aber auch wichtig, dass auch die zwischenmenschliche Basis gut funktioniert. Somit sehe ich die Zusammenarbeit als großen Gewinn.

Musikalisch bist du ja schon im Black Metal, nennst es aber selbst Blackened Metal. Ist die Black Metal-Szene denn wirklich so kritisch mit den Zuordnungen?

Die BM-Szene kann sehr speziell sein, wenn es um solche Dinge geht. Viele BM-Hörer sind sehr traditionell orientiert. Black Metal bezieht sich oft nicht nur auf die instrumentale Spielweise, sondern auch auf eine gewisse Thematik. Traditionell ist Black Metal im Satanismus und im Okkultismus verankert. Einige Bands erweitern ihre Lyrik noch um nihilistische und misanthropische Themen.

Iratus Nebula beschäftigt sich mit der Verehrung der Natur und auch mit philosophischen Inhalten, bedient aber nicht die übliche Thematik im Black Metal. Da aber rein instrumental eine Verwandtschaft zum Black Metal besteht, denke ich, dass die Bezeichnung „Blackened Metal“ am besten den Musikstil umschreibt. Es ist mehr als Orientierungshilfe zu sehen.

Grundsätzlich hat in meinen Augen niemand das Recht erworben, darüber zu richten, was „echter“ Black Metal ist, da hier die Meinungen ohnehin stark auseinander gehen.

In der aktuellen “Besetzung” wird es natürlich nicht möglich sein, die Songs live zu performen. Hast du trotzdem irgendwelche Pläne, vielleicht mit Livemusikern, in der Richtung?

Iratus Nebula ist als reines „Studioprojekt“ angelegt. Daher gibt es vorerst auch keine Pläne eine Liveshow umzusetzen. Da man niemals „Nie“ sagen soll, schließe ich das aber für die fernere Zukunft nicht grundsätzlich aus. Mal sehen….

Ist vielleicht generell für die Zukunft geplant, aus dem Duo ein Quartett oder sogar Quintett werden zu lassen?

So etwas ist vorerst nicht geplant und stand bisher auch nicht zur Überlegung.

Du bist bzw. warst ja noch in anderen Bands und Projekten beschäftigt. Ist man da nicht ausgelastet? Oder lag es tatsächlich nur daran, dass du dort deine Songideen nicht verwirklichen konntest?

Ja, tatsächlich gibt es Zeiten, in denen man mit seiner Band ausgelastet ist. Aber das ist nicht permanent so.

Es gibt ein paar entscheidende Unterschiede. In einer Band ist vieles an Termine gebunden. Man muss sich gut absprechen, koordinieren und Kompromisse eingehen. Natürlich ist es auch schön seine Ideen in einer Band zu bündeln und an einem gemeinsamen Werk zu arbeiten. Man erlebt Vieles gemeinsam und wächst zu einer wertvollen Gemeinschaft. Zudem kann es ein Vorteil sein, wenn man sich die Aufgaben teilt (deshalb und auch aus vielen anderen Gründen, spiele ich ja auch in einer Band).

Andererseits kann ich bei einem eigenen Projekt viel spontaner agieren und das Tempo des Fortschrittes selbst bestimmen. Ich habe die Möglichkeit, so lange daran zu arbeiten, bis ich zufrieden bin, oder es auch mal ruhen zu lassen.

Beides zusammen lässt sich so gut miteinander vereinbaren.

Für mich persönlich geht es bei Iratus Nebula um die Selbstverwirklichung in der Musik, in welcher ich keine oder nur wenige Kompromisse eingehen muss.

Wie kamst du auf den Bandnamen? Ich würde Iratus Nebula mit “zorniger Nebel” übersetzen, was nicht selbsterklärend ist…

Als es darum ging, dem Projekt einen Namen zu geben, hatte ich tatsächlich mehrere Möglichkeiten im Kopf. Schließlich habe ich mich ja dann für Iratus Nebula entschieden.

Der Name besteht aus 2 Wörtern. Iratus (zornig/wütend) symbolisiert die Emotionalität des Projektes. Im Kontext zum Black Metal ist Zorn auch eine passende Emotion. Nebula (Nebel) ist etwas, das man sehen und spüren kann, aber nicht greifbar ist. Wenn man einmal durch den Nebel wandert, kann man die Erfahrung machen, dass man auf eine Nebelwand zuläuft, diese sich aber scheinbar auflöst, bevor man sie erreicht hat. Der Nebel ist immer noch da, aber in diesem Moment einfach nicht mehr greifbar. Man könnte im übertragenen Sinne sagen, dass Iratus Nebula so etwas wie „nicht greifbare Emotion“ bedeutet.

Du hast ja alle Instrumente auf Natur und Seele selbst eingespielt. Hast du dir das alles selbst beigebracht? Oder hattest du Unterricht?

Die Grundlagen für Schlagzeug und Gitarre hat mir mein Vater gezeigt. Für mein Hauptinstrument Schlagzeug hatte ich ganz am Anfang auch mal kurze Zeit richtigen Unterricht.  Hin und wieder habe ich mir im Laufe der Jahre mal etwas abgeschaut oder mir wurde so zwischen Tür und Angel mal etwas gezeigt, wenn ich danach gefragt habe.  Dennoch kann man sagen, dass ich mir den größten Teil selbst beigebracht habe. Ein Musiklehrer würde bei meiner Art zu spielen (vor allem bei der Technik) wohl die Krise bekommen, aber meine angesammelten Fähigkeiten reichen aus, um das auszudrücken, was ich möchte.

Wie ist das Songwriting denn abgelaufen? Erst die Texte oder erst die Musik?

Normalerweise entsteht immer zuerst die Musik, wobei es manchmal in diesem Teil des Prozesses auch schon eine Grundidee für den Text gibt, aber eben noch keinen fertigen Text.

Meistens läuft es so ab: Ich habe eine Idee im Kopf und nehme diese bei Gelegenheit auf. Hierbei entsteht so eine Art Vorproduktion, bei der ich noch einzelne Parts ändere oder verwerfe. Gelegentlich entstehen auch erste lyrische Notizen. Wenn mir das Ergebnis gefällt, nehme ich das Lied noch einmal richtig auf. Am Ende entsteht der fertige Text und Baalberith setzt ihn dann um.

Natur und Seele ist zwar gerade erst veröffentlicht, aber planst du schon einen Nachfolger bzw. schreibst du vielleicht sogar schon neue Songs?

Es wird definitiv einen Nachfolger geben. Im Hintergrund arbeite ich bereits an neuen Ideen. Es ist aber noch unklar, wann diese fertiggestellt sein werden.

Wenn du ein eintägiges Festival organisieren dürftest und Geld keine Rolle spielt, wen holst du ran? Fünf Slots sind zu vergeben.

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es gibt einfach sehr viele gute Bands mit wunderbarer Musik. Es fällt mir wirklich schwer, mich festzulegen. Aber ich versuche es mal:

Die Reihenfolge ist irrelevant.

Havukruunu (melodischer Black Metal aus Finnland)

Schattenvald (Black Metal, leider utopisch, da es sich auch nur um ein Studioprojekt handelt)

Aborted (schöner technischer Death/Grind aus Belgien)

Solarisis (Death Metal aus den Niederlanden – ebenfalls utopisch da sich die Band vor Jahren auflöste)

Orden Ogan (Power Metal aus Deutschland)

Die Auswahl ist nur als Momentaufnahme zu sehen. Es ist durchaus denkbar, dass ich die Frage in einigen Wochen/Tagen wieder anders beantworten würde…

Ich kenne viele Musiker, die privat was ganz anderes hören als das, was sie selbst spielen. Wie sieht es da bei dir aus? Was hörst du privat?

Ich kann mich eigentlich für fast jedes Musikgenre begeistern. Daher kann das bei mir sehr gemischt ausfallen. Der Song muss mich eben irgendwie ansprechen (der Schwerpunkt liegt aber wohl schon auf Metal).  Lediglich Gangster Rap und Volkstümliche Schlager (nicht zu verwechseln mit echter Volksmusik – das ist etwas völlig Anderes!) gehören zu den Sparten, denen ich eher weniger abgewinnen kann.

Mir gehen langsam die Fragen aus, aber gibt es noch eine Frage, mit der du gerechnet hast, die wir aber nicht gestellt haben? Dann darfst du die jetzt selbst stellen und auch gleich selbst beantworten.

Hmm… bis jetzt wurde noch nie eine Frage zum Albumcover gestellt. Dabei gibt es da durchaus etwas zu erzählen.

Das Albumcover zeigt tatsächlich den Blick auf den Hirschsprung vom Höllental nahe der Stadt Naila. Es gibt die Sage, dass ein Ritter diesen abgebildeten Hirsch gejagt haben soll. Der Hirsch konnte dem Ritter durch einen waghalsigen Sprung über einer tiefen Schlucht entkommen.

In Zusammenhang mit dem Album Natur und Seele ist die Sage ein Hinweis darauf, dass die Natur, egal was wir ihr antun, dem Menschen am Ende immer überlegen ist und wir nicht in der Lage sind, unsere Verbundenheit zu ihr loszusagen. Da es auch eine Sage aus der Gegend in der ich lebe ist, gibt es natürlich auch einen Bezug zur Natur meiner Heimat.

Hirsche werden in der Mythologie auch als Seelengefährten gesehen, was letztendlich den Albumtitel Natur und Seele auch optisch gut umschreibt.

Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Gibt es noch etwas, dass du euren Fans und unseren Leserinnen und Lesern, sagen möchtest? Die letzten Worte gehören dir. 🙂

Vielen Dank für Euer Interesse an Iratus Nebula.

Achtet die Natur, respektiert und ehrt eure Familie, die Alten und eure Freunde!

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