An den meisten Wochenenden stehen in meinem Kalender gleich mehrere Shows an einem Abend, so dass ich oft die Qual der Wahl habe. Heute steht eigentlich tatsächlich gar nichts an, und das verursacht bei mir sowas, wie Entzugserscheinungen. Aber die Rettung naht, denn Sober Truth veranstalten in ihrer “Homebase”, wie Thorsten das JGZ Bauhaus liebevoll nennt, Teil II des Culture Fight im Kuschelclub. Troisdorf liegt von mir aus zwar ungefähr 80km entfernt, aber die Anfahrt verläuft sehr entspannt und erstaunlicherweise ohne Stau auf der A3. Da ich nicht weiß, ob ich auf dem Parkplatz direkt am Bauhaus noch einen Platz ergattern kann, wähle ich eins der nahegelegenen Parkhäuser und gehe den kurzen Weg dann zu Fuß.
Am JGZ Bauhaus angekommen treffe ich dann auch gleich auf einen sehr gut gelaunten Thorsten, und auch die Jungs von Druckphase stehen noch sehr entspannt vor der Tür. Die hatte ich beim SPH Music Masters vor einigen Jahren schon mal vor der Linse und freue mich, sie mal wiederzusehen. Auch Absinth sind keine Unbekannten für mich, aber ich wundere mich, dass sich die Jungs auch noch an mich erinnern. Vor allem erinnert sich ihr Schlagzeuger daran, dass ich, nachdem ich sie in der Halle am Rhein Anfang 2019 zum ersten Mal erleben durfte, auf Facebook die Frage gestellt hatte, wie alt, oder eher wie jung, er wohl sein mag. 😀 Das heutige Line-Up komplettieren Johnny Rocky and The Weekend Warriors. Dass meine Frage, ob denn auch mein Lieblingssong Party All Alone auf der Setliste steht, mit “ja” beantwortet wird, lässt mich der Show schon mal noch freudiger entgegenblicken.
Ich war ja, wie üblich, ziemlich weit vor Einlass vor Ort, aber die Zeit, bis die Show dann losgeht, wird nicht lang, denn mit irgendwem ergibt sich immer ein kurzweiliges Gespräch. Dann ist es aber soweit, auf der Bühne bauen sich die Jungs von Absinth auf, vor der Bühne ihre Fans. Der Name “Kuschelclub” trifft übrigens den Nagel auf den Kopf, der Platz vor der Bühne ist ungefähr genauso tief, wie die Bühne selbst, da wird’s kuschelig. 😀 Aber auch wir drei Fotografen schaffen es, unfallfrei aneinander vorbeizukommen. Und das schaffen die Jungs von Absinth auch. Die Band gibt es schon seit dem Jahr 2015, ihr selbstbetiteltes Debütalbum erschien im Spätsommer 2019. Aber die Jungs können natürlich auch bereits mit neuen Tracks aufwarten, und so ist ihre Setliste ein bunter Mix. Von Songtiteln wie Kokain schnüffeln, Zombie, Psycho Terror oder Shot ‘Em Dead sollte man sich nicht abschrecken lassen, das ist sehr cooler Thrash Metal. Und während die Jungs topfit an ihren Instrumenten sind, sind die Fans vor der Bühne topfit, was die Texte betrifft.
Bei Johnny Rocky and The Weekend Warriors hat sich besetzungstechnisch einiges getan, seit ich sie im Oktober letzten Jahres im Schlüsselloch in Aachen gesehen habe. Aus dem Quartett ist ein Quintett geworden. An den Drums sitzt seit November 2021 Dommie und mit Chris hat ein zweiter Gitarrist den Weg zur Band gefunden, der Johnny auch immer mal wieder gesangstechnisch unterstützt. Wenn man sich den stetig gefütterten Blogfeed auf der Homepage des Quintetts so anschaut, könnte man sich fragen, ob die fünf kein Zuhause haben. Nur unterwegs, und heute hier in Troisdorf am Start. Wie üblich, schafft es Johnny in seinen Ansagen immer wieder sehr elegant, zum nächsten Songtitel überzuleiten, und dann ist auch endlich mein Favorit dran. Auch die Setliste von Johnny Rocky and The Weekend Warriors ist ein Mix aus Altem und Neuem, da gibt’s mit Godzilla oder Zombieland Songs vom selbstbetitelten 2019er Album, das Album Call Me aus 2021 wird mit dem Titeltrack, School Work Death, Belly Of The Beast oder eben Party All Alone bedacht. Und natürlich findet auch No Illusions seinen Platz auf der Setliste. So ist auch bei Johnny Rocky and The Weekend Warriors gemeinsames Absingen angesagt. Das übernehmen auch teilweise die Jungs von Absinth, die jetzt alle vor der Bühne stehen. Und Nils darf dann auch bei einem Solo in die Saiten von Matts Gitarre greifen, sehr cool!
Ich überlege auch jetzt beim Schreiben dieses Berichtes noch, wann ich die Jungs von Druckphase beim SPH Music Masters zum ersten Mal erleben durfte. Wo ich aber nicht überlegen muss, ist, dass die Jungs mich schon damals mit ihrer explosiven Show total geflasht haben. Vor der Show noch recht entspannt, ist es mit den ersten Tönen so, als ob sich zu viel Druck im Kessel aufgebaut hat, der sich jetzt mit einem lauten Knall entlädt. Die Temperaturen im “Kuschelclub” sind ja schon ziemlich hoch, aber Druckphase haben weder Mitleid mit uns noch mit sich selbst. So sind nicht nur Sänger Daniel und Gitarrist Raphael in ihrem Bewegungsdrang nicht zu stoppen, ihre Energie springt auch auf uns alle vor der Bühne über. Andreas würde sicherlich gern mitmoshen, verausgabt sich aber nicht viel weniger an seinen Drums. Das tut er im Übrigen auch bei NMAC, und ich freue mich sehr, Mary und Fedor heute mal vor der Bühne wiederzusehen. Aber zurück zu Druckphase. Seit 2018 gibt es die Band, und natürlich hat das Trio mit Nicht mit mir, Feuer, Wake Up, Unsere Zeit und Giftig die fünf Songs der Debüt-EP Entropie auf die Setliste gepackt. Mit Ventil oder Gott für mich gibt’s auch neuere Tracks, mit denen Druckphase beweisen, dass nach wie vor Druck auf dem Kessel ist.
Während dann drinnen der Abbau sehr zügig und routiniert über die Bühne geht, gerät meine “Abschiedsrunde” etwas länger, denn es ergeben sich auch jetzt noch immer wieder sehr kurzweilige Gespräche mit den Bands und Zuschauern. Und genau das ist es, was diese großartigen Undergroundshows unter anderem ausmacht.
Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de
Eventname:
Culture Fight im Kuschelclub II
Künstler:
Absinth, Johnny Rocky and The Weekend Warriors, Druckphase
Ort:
JGZ Bauhaus, Troisdorf
Datum:
17.06.2022
Genre:
Thrash Metal, Punkrock, Modern Metal, NU Metal
Veranstalter: