Autor:
Lesedauer ca. 5 min.

Carpathian Forest und Support am 11.12.2022 im Helvete, Oberhausen

Eventname:

Künstler:

Krähenfeld, Convictive, Carpathian Forest

Ort:

Helvete, Oberhausen

Datum:

11.12.2022

Genre:

Depressive Black Metal, Post Black Metal, Black Metal, Black'n'Roll

Veranstalter:

Es ist Sonntagnachmittag, draußen ist es kalt, und das Sofa lockt. Aber heute Abend stehen drei Black Metal-Bands auf der Bühne des Helvete. Eine davon ist Convictive, die uns ja während unseres Interviews eingeladen hatten. Ich kenne zugegebenermaßen weder die zweite Supportband Vananidr noch den Headliner Carpathian Forest, aber Black Metal geht immer. So lasse ich das Sofa also links liegen und ziehe los. Auf dem Weg nach Oberhausen frage ich mich, wie viele Menschen sich wohl noch aufmachen werden. Als ich am Helvete eintreffe, ist die Tür zwar schon geöffnet, Einlass ist aber noch nicht. Aber an der Innentür hängt ein Zettel, auf dem der Zeitplan steht, und da erwartet mich gleich eine fette Überraschung. Statt Vananidr steht da nämlich Krähenfeld als Opener. Mit denen hatte ich ja im März dieses Jahres auch ein Interview geführt und freue mich sehr über dieses unerwartete Wiedersehen. Gleichzeitig frage ich mich wieder mal, wie Marius es schaffen wird, direkt nacheinander bei zwei Auftritten am Schlagzeug zu sitzen. Und auch Sebastian an der Gitarre und Ben am Bass dürfen ja sowohl bei Krähenfeld als auch bei Convictive ran. Die fast gleiche Bandbesetzung war auch schon Thema in beiden Interviews, jetzt erlebe ich es zum dritten Mal live und in Farbe.

Als der Auftritt von Krähenfeld beginnt, ist der Raum vor der Bühne schon gut gefüllt, aber es ist noch genug Platz zwischen den Reihen, dass ich mich mit meiner Kamera durchschlängeln kann. Eine halbe Stunde Spielzeit haben sie. Diese 30 Minuten werden bei den langen Songs, mit denen der Depressive Black Metal von Krähenfeld aufwartet, überwiegend instrumental gehalten, und der Gesang von Yannik ist nur verhältnismäßig selten zu hören. Drei Songs haben sie heute im Gepäck, zwei davon, nämlich Endlich und Ewig sind von Konvergenz, dem Split-Album mit Convictive. Die beiden Songs kommen schon mal mit elf bzw. neun Minuten daher und warten mit einigen Tempowechseln auf. Die erinnern mich manchmal an einen tosenden Ozean, der die Wellen mit schäumender Gischt auf das Land spuckt. Dass die Reihenfolge der Songs auf der Setliste dann EndlichSterbenEwig lautet, ist ja fast schon ein wenig morbide, aber dem wäre auch bei jeder anderen Reihenfolge so gewesen. Wie mir Yannik erzählt, sind Krähenfeld tatsächlich erst am Vortag ins Line-Up gerutscht. Da stellte sich heraus, dass Vananidr wegen einer Autopanne nicht anreisen konnten. Als Ben das erfuhr, hat er bei Yannik angerufen. Der war zwar schon im “Wochenendmodus”, hatte aber, genauso wie Rhythmusgitarrist Timo, für den heutigen Abend noch nichts geplant, was nicht zugunsten einer Liveshow verschoben werden konnte.

Der Umbau für Convictive geht relativ zügig, es wird ja nur an zwei Positionen gewechselt. Eine Viertelstunde mehr Spielzeit als Krähenfeld haben sie. Da ihre Songs aber nicht so episch lang sind, wie die der Krefelder, passen insgesamt acht Tracks auf die Setliste. Und wie die fünf ja schon im Interview verraten hatten, sind einige Songs für das neue Album auch bereits fertig. So reisen wir also mit Taufe und Asche von der 2018er EP Schemen, mit Rauschen aus dem Jahr 2019 und mit Animus von der Split Konvergenz aus dem Jahr 2021 in die Vergangenheit. Unter anderem mit Fern vom Tod und Gezeitensturm lüften Convictive dann den Vorhang und geben den Blick frei auf das, was da in Zukunft kommen mag. Während dieser großartigen Show muss ich immer wieder mal an einige Aussagen aus dem Interview denken, die hier bestätigt werden. Nova geht in ihrer Rolle als Frontfrau vollkommen auf, Leadgitarrist Sebastian entlockt den sechs Saiten immer mal wieder schöne Melodieläufe, und Ben wirft, während er mit flinken Fingern die dicken Saiten der Bassgitarre zum Schwingen bringt, auch immer einen Blick auf das Publikum. Und den neuen Songs hört man schon an, wo Convictive nach dem Split-Album mit Krähenfeld musikalisch hinwollen. Ich freue mich sehr drauf, auch diesen Weg weiter zu verfolgen.

Carpathian Forest ist natürlich nicht wirklich eine Band, die zu unserem Motto “Support Your Local Bands” passt. Aber über den Headliner nicht zu berichten, wäre ja auch gagga. Also geht’s auch mit diesem Bericht weiter. 🙂 Mittlerweile ist das Helvete richtig gut gefüllt, und in den ersten Reihen vor der Bühne ist fast kein Durchkommen mehr. Alles wartet auf Carpathian Forest, aber die Männer lassen sich Zeit. Anders als der Bandname es vermuten lassen könnte, stammt das Quintett übrigens nicht aus den Karpaten, sondern aus Norwegen. Von dort aus mischen sie die Black Metal-Szene bereits seit dem Jahr 1992 (!!) auf, feiern also in diesem Jahr ihr 30jähriges Bestehen. Ein Gründungsmitglied ist auch noch dabei, nämlich Sänger Nattefrost, der sich heute von Anfang an als sehr kontaktfreudig erweist und auch zwischen den Songs immer etwas zu erzählen hat. Apropos Songs; die Liste der Veröffentlichungen von Carpathian Forest, die aus Demos, EPs, Live-Alben und Studioalben besteht, ist natürlich sehr lang. Und Nattefrost hat ja auch noch Solo-Werke veröffentlicht. So hatten sie natürlich bei der Setliste genug Auswahl und nutzen das auch aus. Auszugsweise seien genannt Woods Of Wallachia von der 1992er Demo Bloodlust And Perversion, Carpathian Forest von der EP Through Chasm, Caves And Titan Wood aus dem Jahr 1995 oder Sadomasochistic und der Titeltrack vom 1998er Album Black Shining Leather. Auch das 2000er Album Strange Old Brew wird unter anderem mit Martyr / Sacrificulum, Damnation Chant und Bloodcleansing bedacht, Morbid Fascination Of Death aus dem Jahr 2001 findet mit dem Titeltrack und Knokkelmann Berücksichtigung. Bei diesem Ritt durch die Jahre hört man dann auch schon raus, wie sich der Sound von Carpathian Forest immer mal wieder verändert hat, und vor allem bei den Tracks, die im Black’n’Roll wildern, schwappt der Moshpit auch mal bis in die ersten Reihen. Aber irgendwann ist dann doch mal Feierabend, wobei Sänger Nattefrost es überhaupt nicht eilig hat. Nachdem seine Bandkollegen die Bühne schon verlassen haben, und er eigentlich auch schon auf dem Weg in den Backstagebereich war, dreht er noch einmal auf dem Absatz um und klettert wieder auf die Bühne. Dort performt er dann zu My Way (im Original von Frank Sinatra), das aus den Boxen klingt. Nattefrost hat ja auch schon Soloalben veröffentlicht, aber es sieht doch ein wenig seltsam aus, wie er so ganz allein dort steht, verschwitzt nach seinem furiosen Auftritt, das Corpsepaint verschmiert. Aber auch für diese letzte Performance wird er natürlich noch einmal abgefeiert, bevor er dann ebenfalls im Backstagebereich verschwindet.

Der Merchandisestand ist dann genauso dicht umlagert, wie die Schlange an der Kasse lang ist. Aber mittlerweile ist es sowieso schon später, als ich gedacht hatte. Und da ich im Rausgehen noch Axel (Sänger von Battlesword) treffe, können wir uns auch noch in Ruhe unterhalten, während wir in der Schlange stehen. Draußen sind die Jungs von Krähenfeld und Convictive dabei, ihr Equipment in einen Hänger zu laden, auch hier bleibt noch Zeit für ein paar kurze Wortwechsel. Mit Blick auf die anstehende Arbeitswoche mache ich mich dann aber doch auf den Weg.   

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

Diesen Beitrag teilen

Facebook
WhatsApp
Telegram
Email
Nach oben