Nachdem ich jetzt schon an den vergangenen drei Sonntagen am Frühschoppen im Krachgarten teilgenommen habe, mache ich mich auch zur letzten Show für dieses Jahr auf den Weg nach Wesel. Dieses Mal sind Braingate angekündigt, und ich habe mich schon von Anfang an gefragt, wie man auf diesen Bandnamen kommt. Das kann mir dann auch deren Gitarrist Thomas beantworten, mit dem ich vor der Show ins Gespräch komme. Da bin ich gerade an den richtigen geraten, denn der Bandname kommt von ihm. Er ist ihm im wahrsten Sinne des Wortes ins Hirn geschossen, als er mit seinem Hund spazieren war und mit allen Sinnen die Eindrücke der Natur genoss. Das kann man im Raum Bocholt, wo die Band herkommt, wohl auch besonders gut.
Um die zehn Jahre gibt es Braingate schon, das Besetzungskarussell hat sich aber wohl schon einige Male gedreht. Zwei der Ursprungsmitglieder stehen heute aber noch auf der Bühne, nämlich Thomas und Theo, der heute seine 6 (in Worten: sechs!!) Keyboards mitgebracht hat. Wie er da so zwischen den Instrumenten steht, erinnert er mich manchmal ein wenig an Rick Wakeman (ex-Yes), und das ist, wie ich höre, tatsächlich auch eine der Lieblingsbands von Theo. Nachdem Highway To Heaven uns ja letzten Sonntag mit Coversongs unterhalten haben, bringen Braingate ihre eigenen Werke mit. Die bewegen sich, grob gesagt, im (Progressive) Rock vor allem der 70er Jahre, können auch mal mit ein paar poppigen Elementen aufwarten und lassen mir immer mal wieder Bandnamen wie The Doors, Toto oder Yes durchs Hirn schießen. Viele der Songs auf der Setliste stammen vom Album Standing Tall aus 2017, aber auch danach waren Braingate fleißig und haben einige Singles veröffentlicht. Den einzig deutschsprachigen Song, Treibsand, haben sie heute auch im Programm, und Sänger Martin kündigt schon mal an, dass er in Englisch weitersingen würde, wenn er den deutschen Text nicht mehr wüsste. Das war dann die sich selbst erfüllende Prophezeiung, denn nachdem er statt des eigentlichen Textes plötzlich singt “ich weiß den Text nicht mehr” – dabei allerdings vorbildlich im Takt bleibt 😀 – wechselt er doch kurzfristig ins Englische. Tja, das ist heute die zweite Show, die Braingate in diesem Jahr spielen, da kann man dann auch mal kurz raus sein.
Wie es beim Frühschoppen im Krachgarten üblich ist, gibt es im Set eine Pause, während der man sich nicht nur mit flüssigem sondern auch mit festem Nachschub versorgen kann. Draußen auf der “Terrasse” ist wieder der Koch am werkeln und versorgt die hungrigen Mägen mit allerlei leckerem Zeug. Bevor die Männer von Braingate von der Bühne runter sind, höre ich aber noch, wie Theo sich darüber ärgert, dass er sich mal verspielt hat. Das ist ein Satz, den ich schon sehr oft von anderen Bandmitgliedern gehört habe, wenn ich sie nach der Show für ihren geilen Auftritt lobe. 😀
Frisch gestärkt geht’s dann zum zweiten Teil des Sets, und auch hier sorgt Sänger Martin mal kurz für Verwirrung bei den anderen Bandmitgliedern, als er hin und wieder mal einen anderen Song ankündigt, als die Reihenfolge auf der Setlist es eigentlich vorgeben würde. Aber die Männer kennen natürlich ihre eigenen Songs. Da muss dann vielleicht außerplanmäßig mal die Gitarre umgestimmt werden, und weiter geht’s. Und Braingate können nicht nur rockig, es gibt auch Pop mit einem Hauch von Reggae, der trotz des fiesen Wetters draußen hier drinnen für Urlaubsfeeling sorgt.
Ebenfalls üblich beim Frühschoppen ist es, dass es sich um Hutkonzerte handelt. Der Hut steht schon seit der Pause auf der Bühne, und ein kurzer Blick sagt mir, dass den Gästen heute sehr gefällt, was sie von Braingate geboten bekommen. So werden die Männer auch nicht ohne Zugabe entlassen, und auch wenn Martin der Meinung ist, dass die “Zugabe”-Rufe ja viel zu leise gewesen seien, gibt es gleich noch einen zweiten Song hinterher. Dann ist aber endgültig Feierabend, und der letzte Frühschoppen des Jahres 2021 ist, zumindest was die Livemusik betrifft, beendet. Aber bei Musik aus der Konserve komme ich wieder in Nullkommanix mit “meinem” Trüppchen ins Gespräch, und so wird es tatsächlich schon wieder noch dunkler, als es den ganzen Tag schon ist, als ich mich auf den Weg nach Hause mache.
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